Kapitel 16 - Subjekt Zero

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7. Oktober 2013, geheimes BSAA HQ, London, England – Europa

Nervös beobachtete Professor Alister Crawford die Werte und Kalibrierungen auf den Monitoren. Er hatte die Hände ineinander gefaltet und auf dem Rücken abgelegt, während er seine typische, undurchdringliche Mimik wahrte. Er achtete auf den minimalsten Ausschlag der telemetrischen Daten, die bisher ihre Stabilität behielten.

Ein überlegenes und blasiertes Grinsen stahl sich auf seine Lippen, als die Zuversicht allmählich über seine Skepsis siegte, je länger die Messwerte stabil blieben.

„Endlich. Ein erster Erfolg", murmelte er.

Zu seinem Unmut wurde ihm die Selbstgefälligkeit unverhofft aus seinem Gesicht getrieben, als die Messwerte rapide abfielen und die Monitore ihn knallroten Warnfarben aufblinkten.

„Nein, nein, nein! Das darf nicht wahr sein!" fluchte er lauthals und sah durch das doppeltverglaste Panzerglas in den Testraum.

Die B.O.W., die sich bis vor wenigen Sekunden noch ruhig verhalten hatte, tobte auf einmal rastlos. Sie riss die wenige, vorhandene Einrichtung auseinander, schlug gegen die Wände, wobei sie sich höchstwahrscheinlich die eigenen Handgelenke brach, und schrie in frequenten, ohrenbetäubenden Tönen. Ihre blasse Haut wellte sich, als krochen eine Armee Maden unter ihr. Vulkanische Blasen schwarzer Tinte und wulstige Erhebungen bildeten sich, die binnen Sekunden den gesamten Körper der bioorganischen Masse befielen.

Crawford warf einen Seitenblick auf die Auswertung der Daten. Der Anstieg des Pegels von elektrisch geladener Spannung sprengte die Skala. Verdrossen sah der Forscher wieder zu der leidenden Kreatur, und bei genauerem Hinsehen, konnte er die seichten Blitze erkennen, die entlang der Körpermasse zuckten.

Zischend platzten die Blasen in einer eitrigen Substanz aus rot und schwarz auf und verwandelten die Haut in eine zähflüssige Teermasse, die langsam dahinschmolz und die menschliche Form der B.O.W. verflüssigte. Die Biowaffe schrie noch immer lautstark, als der Haufen an Brei aufquoll, bis alles implodierte, und die Überreste klatschend an die Wand geschleudert wurden.

Alister Crawford verzog sein Gesicht zu einer angewiderten Grimasse, als die matschigen Überreste an die Scheibe schlugen und diese mit einem Schmierfilm aus Eiter, Fleisch und Schleim bedeckten.

Crawford seufzte und ließ den Kopf hängen. Er atmete tief ein, um seinen Unmut zu bändigen, der am liebsten ausbrechen wollte. Er hatte wirklich geglaubt, dass es diesmal klappen würde, und sie die richtige Zusammensetzung an Molekülen, anorganischen und bioorganischen Stoffen sowie Genetik und DNA so weit austariert hatten, dass es endlich zu einem besseren Ergebnis führen würde – doch Fehlanzeige. Eher im Gegenteil. Die B.O.W. war regelrecht zerfetzt worden, wie anhand der Schweinerei im Testraum zu erkennen war.

Angesäuert betätigte er den Knopf für die Sprechanlage, um nach seiner Assistentin zu verlangen. „Chloe, schick ein Aufräumteam in Testraum 03 und entfernt diese widerliche Sauerei, die Subjekt 52 hinterlassen hat. Darüber hinaus erwarte ich spätestens morgen einen ausführlichen Bericht auf meinem Schreibtisch, über die konkrete Auswertung der Daten."

Er war seit März der Leiter dieses höchst vielversprechenden Projekts geworden, nachdem der Franzose Andrè Dupont nicht die erhofften Ergebnisse geliefert hatte. Der Vorstand hatte daher entschieden, die Leitung Dupont zu entziehen, und das Projekt an Crawford zu übergeben. Voller Begeisterung hatte er sich dieser Herausforderung angenommen und war weiterhin bestrebt nicht aufzugeben. Crawford wusste, dass er und sein scharfsinniger Verstand dazu in der Lage war, Project Soldier zu einem formidablen Abschluss zu führen, der jegliche Erwartung übersteigen würde. Dupont, dieser Stümper und Crétin wäre niemals auch nur annähernd dazu im Stande gewesen, dieses Projekt so weit zu bringen, wie es ihm derweil gelungen war. Dupont war ein Dilettant gewesen, ein aufgeblasener Besserwisser und ein minderwertiger Forscher, der nicht im Ansatz so ein talentiertes Genie war. Wäre Crawford nicht gewesen, hätte dieser Stümper nicht einmal Revision Alpha zustande gebracht und mit Revision Omega hatten Crawfords Methoden, zu denen Dupont nie bereit gewesen wäre, sie durchzuziehen, bereits schon mehr Aufschluss und Daten geliefert als alle Versuche zusammen, die Dupont zuvor angestellt hatte. Ohne sein Zutun hätte Dupont nichts auf die Reihe gekriegt. Das alles war also ohnehin allein sein Verdienst. Es war also nur gerecht und die einzig richtige Entscheidung gewesen, ihm die alleinige Leitung und Beaufsichtigung des Projektes zu übertragen.

Resident Evil: Code Nivanfield || A Nivanfield Story - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt