Kapitel 5 - In den unbekannten Tiefen des Meeres

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1. August 2013, BSAA HQ, Atlanta, Georgia – Nordamerika

„Redfield."

Fragend drehte sich Chris um. Mit graziösen Schritten hielt Amelia Lawrence auf ihn zu. Ihre Gangart war voller Eleganz und zugleich unabdingbarer Festigkeit. Mit abwartender Hoffnung blickte er sie an.

Sie atmete tief aus und ihre Mimik ließ derzeitig nichts allzu Vielversprechendes erahnen, dann setzte sie jedoch ein arglistiges Lächeln auf, was Chris zunächst irritierte.

„Warum nehmen Sie sich nicht Urlaub, Redfield?", fragte sie scheinheilig und hielt ihm seine Beurlaubungspapiere direkt entgegen.

Chris runzelte fragend die Stirn.

„Sie könnten ein kleinen Bootsausflug machen", schlug sie mit einer aufgesetzten, unschuldigen Tonlage vor. „Möglicherweise in China? Habe gehört, dass es sich zu dieser Jahreszeit dort anbietet."

Der BSAA-Captain war äußerst verdutzt. Stiftete sie ihn gerade ernsthaft zu einem illegalen Tauchgang an - beziehungsweise erteilte ihm ihre Erlaubnis für illegale Aktivitäten, die durchaus massive Konsequenzen für die BSAA und Amerika nach sich ziehen könnten? Es war immerhin nicht von Vorteil eine Großmacht wie China zu beleidigen, indem man auf deren Prinzipien pfiff und unerlaubt sich Zutritt verschaffte, um deren Hoheitsgebiet zu durchforsten.

„Was ist mit der Genehmigung?", hakte Redfield verunsichert nach.

Amelia seufzte enerviert. „Die Debatte verlief äußerst leidig und langwierig, aber zu unserem Leidwesen konnte ich sie nicht zu einer Kooperation überzeugen. Diese verdammten, engstirnigen Sesselpupser denken, dass wir deren Reputation noch mehr beschädigen, wenn wir unsere Nasen tiefer in die Angelegenheit stecken. Sie schieben uns die Schuld an der ganzen Misere zu, stellen Amerika und die BSAA als Buhmann hin, nur um sich selbst in ein besseres Licht rücken zu können und um ihre Inkompetenz und Machenschaften unter den Teppich kehren zu können" Sie zuckte unbekümmert mit den Achseln. „Da wir keine offizielle Erlaubnis bekommen werden, müssen wir es auf Umwegen versuchen."

„Mit anderen Worten: Illegal", resümierte Chris.

Amelia nickte. „Ich bitte Sie nur, seien Sie diskret und lassen Sie sich bitte nicht von der Küstenwache erwischen. Andernfalls kann ich für nichts mehr garantieren, denn entweder die erschießen Sie auf der Stelle oder Sie werden den Rest Ihres Lebens in einem chinesischen Gefängnis verrotten."

Dessen war Chris sich bewusst, aber das Risiko würde er eingehen – für Piers würde er jedes Risiko eingehen, ungeachtet dessen wie gering die Chancen stünden. Er nahm die Beurlaubungsbescheinigung entgegen.

„Viel Erfolg, Redfield", wünschte Amelia abschließend. „Seien Sie vorsichtig und grüßen Sie Claire von mir."

Er besah sich die Bescheinigung und bemerkte erst jetzt, dass zwei Flugtickets nach Lanshiang beilagen. Der Veteran zückte sein Handy und tippte auf die Schnellwahl.

„Claire", entgegnete er seiner Schwester, kaum nachdem sie abgenommen hatte. „Wir fliegen nach China, noch dieses Wochenende."
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3. August 2013, chinesische Hoheitsgewässer, Lanshiang, China – Asien

Claire hatte ein fürchterlich unliebsames Gefühl bei der Sache, dennoch stand sie ihrem Bruder bedingungslos beiseite. Nervös blickte sie gen Horizont, wo der glühende Ballen geradewegs dabei war im Meer zu versinken. Die Umrisse der Stadt waren nur äußerst vage in der Ferne zu erahnen, wenn man genau hinsah.

Chris war bereits in den Taucheranzug geschlüpft und traf die letzten Vorkehrungen. Er prüfte die Sauerstoffflaschen und den Rest der Ausrüstung, während das Schnellboot, das sie gemietet hatten, in den seichten Wellenbewegungen auf und ab sank.

Resident Evil: Code Nivanfield || A Nivanfield Story - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt