Kapitel 7 - Die Pflicht eines Captains

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16. August 2013, Hafen, Melbourne, Florida – Nordamerika

Chris peilte mit stoischer Verbissenheit über den Lauf seiner Handfeuerwaffe. Er betätigte den Abzug und schoss dem Forscher die Pistole aus der Hand, noch bevor dieser sie auf den BSAA-Captain richten konnte.

Der Mann wimmerte fürchterlich und ließ zusätzlich den Koffer fallen. Er hielt panisch und fest umschlossen mit den Fingern das zerfetzte Handgelenk seiner rechten. Blut quoll hervor und strömte ihm über Finger und Arme.

„Sie elender Bastard! Sie haben mir die Hand zerschossen!", ereiferte sich der Forscher cholerisch, was Chris unberührt ließ, denn mit derartigen unmoralischen Menschen empfand er keinerlei Mitleid.

„Es ist vorbei, Professor Johnson", sagte der Veteran frostig.

„Sie verstehen gar nichts!", fauchte der Mann aufgebracht. „Nichts ist vorbei! Es hat gerade erst begonnen!" Boshaft und zugleich betrübt zuckten die Mundwinkel des Professors. „Sie haben den falschen", sagte er, weshalb Chris argwöhnisch die Augenbrauen zusammenzog. Urplötzlich war Johnson gefasst und löste die Finger um sein verstümmeltes Handgelenk. „Er ist an allem schuld und wollte mir meinen Durchbruch streitig machen, indem er mich meiner Erfindung berauben wollte! Jan Evans, mein Partner, ihn sollten Sie jagen!"

„Ihr Partner wird noch früh genug die Zeche zahlen. Sie beide sind eine Bedrohung", stellte Chris distanziert klar.

Johnson atmete despektierlich aus. Er setzte an etwas zu sagen, als er nach Luft rang und taumelte. Ein Schweißausbruch breitete sich auf seiner Stirn aus und Chris schwante Übles. Die Haut des Professors nahm einen wächsernen Ton an und die Aderstränge traten massiv hervor. Ein manisches Gelächter verließ seine Kehle – ein äußerst beunruhigender und psychotischer Klang.

„Dieser Schweinehund!", stieß Johnson mit dem verqueren Gelächter aus. „Wie konnte er nur. Er hat mich... mit meiner eigenen..."

Sein Körper begann spastisch zu zucken und seine Augen drehten sich in den Höhlen nach hinten, sodass lediglich das Weiß noch zu sehen war.

Die Finger des Veteranen spannten um den Griff seiner Waffe. Professor Johnson japste bedenklich und seine Atmung ging in ein kontinuierliches, unheilvolles Röcheln über. Sein Kopf fiel ihm auf die Brust und sein Körper erschlaffte, sackte jedoch nicht zusammen. Er blieb reglos stehen.

Chris zielte in weiser Voraussicht bereits auf den Kopf. Sein Atem ging flach und ruhig. Für einige Sekunden rührte sich keiner von beiden als hätte die Welt aufgehört sich zu drehen, wodurch alles Leben auf ihr gestoppt hatte.

Blitzartig ruckte der Kopf des Professors hoch und er stürzte auf Redfield zu. Seine blutunterlaufenen Augen funkelten bestialisch und er riss begierig das Maul auf, das von Speichelfäden verhangen war. Seine Adern hoben sich stark von seiner wächsernen Haut hervor.

Chris zuckte nicht einmal mit der Wimper und drückte ab. Er jagte dem Professor einen sauberen Schuss durch die Stirn. Jaulend ging das Ungetüm zu Boden und landete direkt vor Redfields Füßen. Der Mann wandte sich und sein Leib war den erbärmlichen Zuckungen ausgesetzt, die von den letzten, verbliebenen Impulsen seines Hirns und Nervensystems versendet wurden.

Der Veteran stieg über die Leiche und hielt auf den silbernen Koffer zu, den er mit verächtlichen Blicken bedachte. Er ging auf die Knie und löste die Verriegelung, um den Deckel des Koffers zu öffnen und den Inhalt zu offenbaren. Wie vermutet befanden sich darin Forschungsunterlagen sowie einige Kartuschen mit diversen Proben.

Redfields Gesichtszüge verdunkelten sich verstimmt, als er eine Präsenz hinter sich spürte und kaum darauf bereits das kühle Metall einer Pistole an seinem Hinterkopf registrierte.

Resident Evil: Code Nivanfield || A Nivanfield Story - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt