Kapitel 30 - Der Wettbewerb

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Jassy's Sicht:

Domi und Juli wollten immer noch nicht wirklich mit mir reden, doch ich nahm es ihnen nicht übel. Sie verstanden meine Entscheidung nicht und das war okay. Ich wusste von Anfang an, dass sie sie zwar nicht gutheißen aber akzeptieren würden. Und sie konnten meine Meinung nicht ändern, das war Beiden klar. Ich packte alles zusammen, denn wenn alles nach Plan lief, würde ich nicht mehr zurückkommen – zumindest vorerst. Meine Hoffnung Brad würde irgendwann geschnappt und eingesperrt werden war zwar minimal, jedoch immer noch vorhanden. Alles in mir schmerzte. Caleb hatte mir zwar ‚die drei großen Worte' gesagt, aber das änderte nichts an meiner Entscheidung. Ich war verliebt in ihn doch genau aus diesem Grund musste ich ihn um jeden Preis beschützen – auch wenn es bedeutete, sein und mein Herz zu brechen.

Sofort als der Wecker klingelte sprang ich von der Couch. Ich versuchte ein paar Schritte zu gehen und es fühlte sich nicht ganz so schmerzhaft wie am Tag davor an. Trotzdem hatte ich noch keine Ahnung wie ich tanzen sollte." Vielleicht würden ja ein paar Schmerzmittel die Situation verbessern", dachte ich. Doch zuerst musste ich duschen und mich für den Wettbewerb fertig machen. Eine Stunde später war ich fix fertig und sah auf die Uhr. „Okay, wir haben noch knapp 4 Stunden. Wir sollten schon langsam losfahren", meinte ich und packte meine restlichen Sachen zusammen. Ich hoffte, dass Markus an Sachen für mich gedacht hatte, denn ich hatte nichts dabei. Keine Schuhe, keine LDG (Linz-Dance-Group – absolut erfunden!) Jacke dabei, nichts. Doch ich musste mich auf ihn verlassen, denn was anderes blieb mir nicht übrig. Wir stiegen ins Auto und fuhren los. Caleb und Domi waren – verständlicherweise – immer noch gegen die Idee aufzutreten. Doch nach einem weiteren halben Stunden diskutieren im Auto einigten wir uns darauf, dass sie sich damit abfinden würden und wir sprachen nicht mehr darüber. Zumindest sprach niemand meine Entscheidung des gestrigen Abends an.

Angekommen atmete ich tief durch. Gleich würde ich mein Team wiedersehen und sie würden mich mit Fragen löchern, warum ich die letzten Wochen nicht beim Training war. Außerdem musste ich Domi und Caleb briefen. „Okay ihr beiden, hört mir bitte zu: Ich bin in meiner Tanzgruppe unter falschem Namen eingetragen. Markus – mein Trainer – ist der Einzige, der weiß, wie ich wirklich heiße. Alle anderen kennen mich unter dem Namen Yuna Ziehhofer. Das ist ein Alias. Ich habe einen eigenen Ausweis, ein eigenes Bankkonto, alles Erdenkliche mit diesem Namen. Ich bitte euch: heute bitte nur mit diesem Namen, wenn wir in Gegenwart anderer sind." Beide starrten mich kurz an, nickten dann aber. „Ich hoffe nur, dass wir Brad hier nicht begegnen", meinte Domi, bevor wir ausstiegen. Ich schüttelte den Kopf. „Ich hab ihn noch nie bei einem Wettbewerb gesehen. Ich denke nicht, dass er überhaupt weiß, dass ich tanze."

Ich stieg aus dem Auto aus. Mein Knöchel machte mir immer noch Sorgen, aber ich versuchte den Schmerz und die Angst zu verdrängen. Immerhin musste ich normal wirken. Niemand sollte erkennen, dass ich Schmerzen hatte. Ich checkte mein Handy. "Okay, der Bus aus Linz sollte schon da sein. Ich mach mich mal auf die Suche nach den anderen", sagte ich. "Bist du dir wirklich sicher, dass du das durchziehen willst?", fragte mich Domi noch ein letztes Mal. "Bin ich." Dann ging ich los. Trotz der Schmerzen konnte ich mich einigermaßen flott bewegen. Ich hatte auch zwanzig Minuten zuvor während der Fahrt eine Ibuprofen genommen, welche nun den Schmerz etwas hemmte.

"Lange nicht gesehen", hörte ich plötzlich eine vertraute Stimme. "Klara?", fragte ich und drehte mich um. "Yuna, schön dich zu sehen." Wir hatten uns lange nicht mehr gesehen. Klara wusste natürlich von der ganzen Sache und wusste auch über meinen Plan Bescheid. Deswegen war sie wahrscheinlich heute mitgekommen. "Gleichfalls Klara." Wir lächelten uns an und für einen Moment vergaß ich, dass wir unsere Freundschaft wegen Brad aufgelöst hatten. Doch in den letzten Wochen seit der Sache mit Domi und dem Gewinnspiel hatte sich unser Verhältnis wieder etwas gebessert. "Komm, wir gehen erstmal nach hinten", meinte Alexa, eine der neueren Mitglieder.

Also folgte ich Klara und den anderen in den Backstage-Bereich. "Sieh mal an wer da ist", sagte eine gehässige Stimme, als eine Dreiergruppe unsere Garderobe betrat. Ich musste nicht mal hinsehen, um zu wissen, wer es war. Ich seufzte und drehte mich um. "Maria", sagte ich mit angespannter Stimme. Ich wusste, dass es gleich wieder Streit geben würde. Streit für den ich im Moment nicht die Nerven hatte. Die Situation und alles darum war schon stressig genug. Noch dazu musste ich mich emotional und gedanklich von meinem baldigen Abschied von Domi, Juli und Caleb fernhalten. "Yuna." Sie starrte mich an und musterte mich von oben bis unten. So als würde sie sich wundern, dass ich nun anders aussah. „Es ist lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben." Klara und Evelyn stellten sich hinter mich. Sie waren also immer noch auf meiner Seite. Alexa blieb einfach regungslos in der Mitte stehen. Sie kannte immerhin weder mich noch Maria gut genug um zu wissen, zu wem sie halten sollte. "Ich dachte, du hast die Gruppe verlassen, weil wir Loser sind", sagte ich. „Ihr seid nicht alle Loser – nur du." Ich ließ mich nicht auf ihr Niveau herab und rollte nur mit den Augen. „Und ja, ich hab die Gruppe verlassen, weil ich mit euch nichts erreichen konnte. Wenn man so jemanden wie dich im Team hat ist das auch kein Wunder. Immerhin hast du uns damals die Meisterschaft versaut. Weißt du noch?" Ich wurde wütend, ließ mir aber nichts davon anmerken, da ich auf keinen Fall auf ihre Provokation eingehen wollte. „Du bist die Beste hier im Raum. Vergiss das nicht", dachte ich, um mich zu pushen. Vor Maria durfte man nicht sein Selbstbewusstsein verlieren. Sie roch Angst und Unsicherheit. „Warum bist du dann hier?" "Na für so einen großen Wettbewerb braucht Markus eben die Besten. Und anscheinend gibt es niemanden, der besser ist als ich." Mir kam ein Lacher aus, denn das, was Maria sagte war absolut lächerlich. Sie war nicht die Beste. Zugegebenermaßen würde sie so charismatisch wie talentiert sein wäre sie die Tänzerin für jedes Spitzenteam. Doch ihr Charakter alleine machte sie unanstellbar. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, warum Markus sie für so einen Wettbewerb an Bord holen würde. „Es sei denn...", dachte ich geschockt. In diesem Moment klopfte es an der Tür.

"Ich hab gehört Yuna ist hier", sagte Markus verwundert. "Bin ich", sagte ich und ging vorsichtig ein paar Schritte auf ihn zu. „Können wir uns kurz vor der Tür unterhalten?", fragte er. In seinen Augen konnte ich bereits das Unbehagen sehen, dass ihm die Situation bereitete. Ich folgte ihm und versuchte dabei so normal wie möglich zu gehen. Ich wollte nicht, dass er sofort wusste, dass ich Schmerzen hatte. „Wieso bist du hier?" „Weil du mich gebeten hast ein Solo zu tanzen." Markus riss sich zusammen, um nicht zu fluchen. „Das dachte ich mir bereits, aber...Jasmin, es geht nicht. Und du weißt genau wieso. Du bist verletzt. Du kannst nicht mal richtig laufen. Ich kann dich nicht auf die Bühne gehen lassen – selbst, wenn ich es wollen würde. Ich kann keine verletzte Tänzerin rausschicken. Weißt du, was das für Schlagzeilen wären? „Trainer lässt Mitglieder verletzt an Wettbewerben teilnehmen". Das würde meinen Ruf verstören. Du weißt, wie schwer es ist sich in Linz als unabhängiges Tanzstudio zu halten..." Ich wusste nicht, was ich sagen soll. Klar verstand ich, warum es nicht ging, aber...ich wollte es so unbedingt. „Außerdem könntest du dich schwer verletzen. Hast du dir dein Bein überhaupt ansehen lassen?" Ich schüttelte den Kopf. „Das war mir klar." Kurzes Schweigen. " Ich habe extra Maria angerufen, die für dich einspringt. Du bist zwar meine beste Tänzerin, aber ich werde nicht zulassen, dass du heute mit auf diese Bühne gehst. Es tut mir leid, aber ich setze dich auf die Ersatzbank." "Aber..." "Kein aber. Ich weiß die Sache damals lässt dich nicht los. Aber ich kann dich so nicht auftreten lassen. Es gibt Regeln und die weißt du auch. Eigentlich hättest du mir die Verletzung gestern melden müssen und nicht hierherkommen sollen, in der Hoffnung ich würde davon nichts mitbekommen." Markus wusste vom Zusammentreffen mit Brad. Und Klara wusste, dass ich verletzt war. Was ich aber nicht wusste war, dass Klara heute auch dabei sein würde und natürlich mit Markus über den Vorfall sprach. So hatte er vermutlich von meiner Verletzung erfahren. Ich gab keinen der beiden die Schuld an der Sache. Klara wusste nicht, dass ich es Markus nicht gesagt hatte. Und Markus setzte nur seine eigenen Regeln durch.

Ich wollte etwas sagen, aber Markus unterbrach mich sofort: "Hier ist deine Karte für den VIP-Bereich. Ich habe sie extra für dich organisiert. Als eine Art Entschuldigung, dass du nicht mittanzen kannst. Von dort hast du die beste Sicht." „A..." „Stopp. Du kennst die Regeln Jasmin. Ich werde mit dir nicht länger darüber diskutieren. Es tut mir leid." Dann öffnete er die Tür. „Okay Ladies, ihr seid bald dran. Also los, Abmarsch", sagte er. „Und du", meinte er und reichte mir meine Tasche. „geht's jetzt in den VIP und siehst dir die Show an. Keine Sorge, ich werde dich trotzdem bezahlen. Es ist immerhin nicht deine Schuld."

Save Me (Domtendo/RubinNischara FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt