Jassy's Sicht:
„Hört mal, ich muss etwas mit euch bereden", begann ich langsam. Das Lächeln verschwand aus meinem Gesicht und ich wirkte todernst und todtraurig. „Was ist los?", fragte Caleb besorgt. „Ich...ich weiß nicht mal, wie ich anfangen soll es euch zu sagen...", meinte ich und holte dann tief Luft. Eine Träne begann schon über mein Gesicht zu laufen. „Ich...habe mit Markus, meinem Tanzlehrer, gesprochen und...wir haben einen Plan entwickelt..." Ich überlegte gut, ob ich die nächsten Worte wirklich aussprechen wollte.
„Ich...Ich werde morgen wieder nach Österreich zurückfahren. Gemeinsam mit meinem Team...", sagte ich und mir liefen mehr Tränen übers Gesicht. Die drei sahen mich verwundert und erschrocken an. Doch keiner sagte etwas dagegen. Es war jedem der dreien von Anfang an klar gewesen, dass ich irgendwann zurück in mein altes Leben musste. Es war nur eine Frage der Zeit, wann dies passieren würde. Und nun war es so weit. „Ich...ich war schon...zu lange ein Risiko...für euch beide...Ich...ich kann nicht...riskieren, dass...,dass so etwas wie heute...noch einmal...passiert." Sie wussten alle drei nicht, was sie antworten sollten. Sie wussten, dass ich von Anfang an so fühlte. Ich war von Anfang an besorgt darüber, dass ich sie in Gefahr brachte. Und es war auch so. Brad stand vor unserer Tür und heute waren wir ihm gegenübergestanden. Es war so oder so nur eine Frage der Zeit, bis er uns wieder über den Weg laufen würde und nicht jedes Aufeinandertreffen würde so glimpflich ausgehen wie dieses. Die einzige Möglichkeit Domi und Juli zu schützen war zu gehen. Mir liefen ein paar Tränen übers Gesicht.
„Ich will nicht gehen, aber...ich muss", sagte ich leise. Es war der einzige Weg. Nur so konnte ich sicherstellen, dass sie in Sicherheit waren. Sie hatten vor mir nie Probleme, nie Feinde oder sonstiges. Und dann war ich in ihr Leben getreten und hatte diesen Frieden zerstört. Ich sah auf den Boden. Traurig drehte ich mich um und ging wieder auf den Balkon. Ich gab ihnen Zeit das, was ich gesagt hatte zu verarbeiten. Ich weinte kaum, denn innerlich fühlte ich nur Leere. Mein Leben würde wieder so werden wie früher. Ich würde jeden Tag arbeiten, versuchen meine Tanzkarriere in die Höhe zu treiben und mich an die Zeiten erinnern, in denen ich glücklich war. Und die Erinnerungen würden mich zerfressen, bis ich irgendwann nicht mehr stark sein konnte. Und dann würde ich mich wieder ritzen – zuerst nur einmal, dann zweimal und innerhalb von ein paar Wochen würde ich wieder ganz die Alte sein. Ich sah an die Balkontür – das Glas reflektierte mein Gesicht. Ich sah in meine leeren Augen.
Es vergingen einige Minuten, in denen ich in den Himmel blickte. Ich dachte nicht nach. Mein Kopf war zu voll, um ihn noch weiter füllen zu können. Ich fühlte mich leer – so unendlich leer. Dann ging die Balkontür auf. Ich musste mich nicht umdrehen, denn ich wusste genau wer rausgekommen war. „Und was ist mit uns?", fragte Caleb mich. „Ich...ich weiß es nicht." Unsere Situation war das Einzige, das ich in meinem Plan nicht berücksichtigt hatte. Denn ich konnte den Gedanken nicht ertragen Caleb zu verlassen. Deshalb hatte ich diesen Fakt bis dato verdrängt. „Du hattest endlich alles, was du immer wolltest...und jetzt gehst du einfach?" „Ich muss..." „Wieso denkst du das?" „Weil...ich euch nicht in Gefahr bringen darf. Ich hab schon genug Ärger angerichtet. Ich kann euch nicht noch mehr zumuten." „Domi und Juli haben beide gesagt, dass sie nichts dagegen haben, wenn du hierbleiben würdest." „Ich weiß. Aber...Brad war schon zweimal hier, heute haben wir ihn nur knapp abgewimmelt...Sie...sie sind nicht sicher...solange ich hier bin. Deswegen...gehe ich." „Dort kann dich niemand beschützen." Ich wusste, dass dieses Argument kommen würde, deswegen hatte ich schon eine Antwort parat. Egal wie die Realität aussah, ich musste sie davon überzeugen, dass ich zurechtkommen würde.
„Ich brauche niemanden, der mich beschützt...Ich hab vor euch auch überlebt...Ich kann auf mich aufpassen", log ich. Ich hatte Angst. Wahnsinnige Angst. Davor was passieren würde, wenn Brad meinen Plan durchschaute und jetzt schon zurückfuhr. Wenn er vor meiner Wohnung warten würde. Wenn er Freunde mitbringen würde und dann alles aus sein würde. Doch ich durfte nicht weiter die Sicherheit meiner Freunde gefährden – und schon gar nicht die Sicherheit von Caleb. „Ich will einfach nicht, dass dir etwas passiert", meinte er und setzte sich gegenüber von mir. Er wusste, dass es mir so schwer fiel ihn anzulügen. „Wird es nicht." „Wieso bist du dir da so sicher? Brad hat dich beinahe geschnappt. Du hast ein Messer ins Bein bekommen und wir hatten Glück, dass ein Zivilbeamter unterwegs war. Ansonsten wäre die Sache anders ausgegangen." Er atmete tief durch. „Aber das weißt du genau. Und deshalb redest du dir ein, dass es für uns sicherer ist, wenn du gehst." Wie immer wusste er genau, was Sache war. „Ich rede es mir nicht ein – es ist so. Caleb, du scheinst nicht zu verstehen, dass weder Domi noch Juli noch du hier ein Mitspracherecht haben. Es ist meine Entscheidung – meine Pflicht - zu gehen. Ich habe so viel Ärger und Leid in eure Leben gebracht. Ihr habt so viel auf euch genommen, um mir zu helfen, aber...ich kann nicht so weitermachen. Ich weiß genau, dass ihr wegen mir in Gefahr seid und genau das wollte ich immer verhindern – dass jemand wegen mir in Gefahr ist. Ich will, dass ihr euer Leben leben und es genießen könnt. Aber das geht nicht, solange ich hier bin."
Caleb stand auf. „Und jetzt sag ich dir mal was: Gut, okay. Vielleicht hast du recht. Vielleicht hast du unsere Leben etwas durcheinandergebracht und ja, vielleicht sind wir wegen dir in Gefahr – aber das ist nichts, dessen wir uns nicht von Vornherein bewusst waren. Uns allen dreien war bewusst, dass es nicht einfach wird und dass es riskant ist – aber wir haben uns dennoch entschieden, dass es das Richtige ist." Ich konnte seine Aussage nicht kontern, denn er hatte recht. Mit jedem Wort, das er sagte, hatte er recht. Und dennoch würde ich meinen Plan und meine Entscheidung nicht mehr ändern.
„Und noch etwas: Ist es dir egal, dass du auf meinen Gefühlen rumtrampelst als wären sie eine Ameise? Jedes Mal, wenn wir miteinander reden, muss ich eine Mauer überqueren nur um dir deine wahren Gefühle zu entlocken." „Das ist nicht wahr." „Doch. Und du weißt es genau. Denn sonst würdest du nicht so locker hier sitzen können und mit mir darüber diskutieren, warum es ‚so logisch' und ‚so richtig' ist zu gehen. Jedes Mal, wenn ich dachte, wir würden einen Schritt nach vorne machen gehst du automatisch wieder drei Schritte zurück und kapselst dich von jeglichen Emotionen und Gefühlen ab." „Caleb meine Entscheidung zu gehen hat...ich..." Ich brach innerlich. Ich atmete tief durch. "Ich kann...nicht...darüber..." "Du kannst nicht darüber sprechen? Oder du möchtest einfach nicht." "Caleb." "Siehst du, genau das meinte ich damit." Ich wurde wütend. Furchtbar wütend, weil er nicht verstand, dass mich die Situation umbrachte.
Und dann auf einmal brach alles aus mir heraus. „Verdammt, ich liebe dich du Idiot, checkst du das nicht? Ich liebe dich, aber ich kann meine Gefühle nicht zulassen...und...ich kann nicht hierbleiben. Es geht nicht, okay. Es geht einfach nicht. Okay? Denn so bringe ich dich jeden Tag in Gefahr. Wenn Brad es herausfindet, bist du meine Schwachstelle. Mein wunder Punkt. Er würde über Leichen gehen, um an mich heranzukommen. Ich sag's dir noch ein einziges Mal: ich liebe dich...aber ich kann dich nicht in Gefahr bringen. Deswegen muss ich dich verlassen...Es tut mir leid. So unendlich leid." Das war alles, was ich dazu sagte. Denn mehr brachte ich nicht heraus. Ich verließ den Balkon und verbarrikadierte mich im Badezimmer, um zu heulen. Ich wollte nicht, dass mich jemand sah. Sie wussten alle, dass mich die Situation umbrachte. Doch meine Emotionen darüber änderten nichts an meiner Entscheidung.
Es klopfte an der Tür. „Geh weg", sagte ich. „Es tut mir leid." Kurzes Schweigen. Langsam öffnete ich die Tür. „Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Ich hätte das mit den Gefühlen nicht sagen sollen. Die Wahrheit ist: der Gedanke dich zu verlieren hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen." „Das verstehe ich ja, aber..." „Ich verstehe schon. Ich kann dich nicht mehr umstimmen. Das respektiere ich." „Mir wird schon nichts passieren." „Das hoffe ich." „Lass uns einfach Schlafen gehen. Es waren zwei lange, harte Tage und morgen muss ich ausgeruht für den Wettbewerb sein. Wir können uns danach gerne nochmal darüber unterhalten", meinte ich und ging dann ins Wohnzimmer. Ich konnte nicht klar denken, denn die Sache mit Caleb hatte alles kompliziert gemacht. Die Situation war schon ohne unsere Gefühle schlimm genug. Doch ich musste mich auf das Schlimmste gefasst machen – Caleb nie wieder zu sehen.
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Save Me (Domtendo/RubinNischara FF)
FanficDas ist die Geschichte von Jassy. Durch Zufall gewinnt sie bei einem Gewinnspiel vom Let's Player Domtendo. Sie bekommt eine Eintrittskarte zur Gamescom und darf dort mit ihm den Tag verbringen. Zuerst freut sich Jassy, doch als sie dann tatsächlich...