Kapitel 8 - Der Anruf

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Jassy's Sicht:

Zwei Stunden später beschlossen wir uns erstmal von der Gamescom zurückzuziehen. Denn wir hatte wahnsinnigen Hunger und all die Essensstände in den Hallen waren komplett überlaufen. Also riefen wir bei einem Restaurant in der Nähe an und reservieren einen Tisch. Je weiter wir vom Gelände weg gingen, desto stiller wurde es um uns herum. Es war schön sich mal nicht so eingeengt zu fühlen. Die Straßen waren zwar immer noch voll mit Menschen, aber zumindest musste man sich nicht mehr gegenseitig anschreien, um sich zu verstehen.

Im Restaurant unterhielten sich Domi und Caleb über das neue Donkey Kong Country. Währenddessen kramte ich mein Handy hervor und deaktivierte den Flugmodus. Lange würde ich ihn nicht ausgeschalten lassen, denn ich wollte keine hohen Roaminggebühren riskieren (2015, als ich noch für jeden Anruf von Deutschland nach Österreich gefühlt 40 Cent/Minute gezahlt hab).

1 verpasster Anruf. Ich dachte mir nicht viel dabei. Doch als ich sah, von wem der Anruf war, gefror es mir das Blut in den Adern. Ich starrte ungläubig den Namen an. Denn wenn sie mich anrief, konnte es nur beunruhigende Nachrichten geben. „Entschuldigt mich kurz, ich muss ganz kurz jemanden zurückrufen", sagte ich und ging hinten auf die Terrasse des Restaurants. Ich vermutete, dass vielleicht irgendwas mit der Miete oder der Wohnung war und ihr Onkel sie gebeten hatte mich anzurufen. Eines wusste ich aber mit Sicherheit: Der Anruf war kein Versehen...

„Gut, dass ich dich erreiche", sagte sie direkt, als sie abhob. Keine Zeit für Begrüßungen war ein schlechtes Zeichen. „Was ist los? Ich bin grade in Deutschland, also..." „Es gibt ein Video dazu...", schnitt sie meinen Satz ab. „Was?", fragte ich. Ich wusste, was sie meinte, aber wollte sicher gehen, dass ich mich nicht verhört hatte. „Nein, nein, nein", dachte ich innerlich. „Domtendo hat ein Auflösungsvideo auf Instagram gepostet. Ich dachte, du wüsstest davon." „Nein, wusste ich nicht. Ich hab nur seine Mail bekommen." „Auf jeden Fall gibt es das Video...Ich weiß nicht, ob es noch online ist, aber..." „Warte...du glaubst doch nicht, dass Brad..." „Ich weiß es nicht. Aber ihm würde ich durchaus zutrauen, dass er deinen Usernamen kennt." „Oh Gott..." Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Wenn Brad das Video gesehen hatte und meinen Usernamen kannte...dann wusste er, dass ich heute hier sein würde.

„Oh Gott Klara, was soll ich jetzt tun?" „Versuch dich zu beruhigen. Ich kann dir nicht sagen, ob er das Video gesehen hat oder nicht. Ich dachte nur, ich sag dir lieber Bescheid, falls du nichts von dem Video weißt." „Okay. Du hast recht. Danke Klara." „Keine Ursache." Piepen. Damit war das Gespräch beendet. Klara und ich führten in den letzten Jahren nur noch solche Unterhaltungen. Die Sache mit Brad war ihr zu heiß. Er beschattete sie manchmal immer noch in der Hoffnung, sie würde ihn zu mir führen.

Ich stand wie angewurzelt da. Ich hatte mein Handy in der Hand und starrte nur in die Leere. Ich wusste nicht, was ich denken oder fühlen sollte. Ich sah mich um. Ich verspürte eine so starke Paranoia und war kurz davor in Panik auszubrechen. Ich war kurz davor eine Panikattacke zu bekommen. Ich setzte mich hin und atmete tief ein und aus. Ich versuchte darüber nachzudenken, aber mein Kopf war so überfüllt, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte.

Domi kam zu mir und fragte mich, was los sei. Ich brauchte eine Minute um das, was Klara mir erzählt, hatte in Worte fassen zu können. Und Domi verstand auch sofort, warum ich hier saß, und versuchte nicht in Panik auszubrechen. Denn in seinem Gesichtsausdruck konnte ich sofort erkennen, dass auch er nun damit kämpfte ruhig zu bleiben. „Hör zu: Wenn ich gewusst hätte..." „Stopp. Du wusstest nichts davon, also red dir jetzt keine Schuldgefühle ein", unterbrach ich ihn. Sich selbst die Schuld zu geben würde uns auch nicht weiterhelfen. „Wenn du willst, bring ich dich zum Bahnhof." Ich seufzte, denn ich überlegte, was die bessere Variante war. Auf der einen Seite wäre es vermutlich sicherer zurück nach Hause zu fahren. Auf der anderen war dies meine einzige Chance auf einen Tag Normalität. Und Klara hatte recht: Niemand wusste, ob Brad das Video gesehen hatte. Außerdem war er schlau: Er würde vermutlich eher zuhause am Bahnhof auf meine Rückkehr warten, bevor er den weiten Weg nach Köln auf sich nahm. „Ich will lieber noch etwas hierbleiben", sagte ich. „Sicher?" Ich nickte. „Okay...Dann bleiben wir noch auf der Gamescom."

Save Me (Domtendo/RubinNischara FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt