Jassy's Sicht:
„Hey", begrüßte ich ihn. Innerlich drehte sich zwar mein Magen um, aber ich konnte nach außen hin normal wirken – vielleicht für meine Verhältnisse schon zu normal. „Hey", antworte er und wir umarmten uns. Danach setzte ich mich wieder an meinen Teller. „Oh, ich wollte dich nicht beim Essen stören", meinte er verlegen. Domi und Juli kamen auch in die Küche. „Kein Problem, ich wollte nur noch den Teller wegräumen", sagte ich lässig und stellte den Teller in den Geschirrspüler. Ich war sehr froh, nicht vor Aufregung zu zittern. Zur Sicherheit nahm ich aber erstmal nichts mehr in die Hand. Denn meinen Erfahrungen nach zu urteilen könnte die Situation dann peinlich werden. Wir verlegten das Gespräch ins Wohnzimmer. Alle drei gingen vor, während ich mir noch ein Glas Wasser holte. Ich atmete tief durch. Ich wusste nicht, warum ich so nervös war. Immerhin kannte ich Caleb ja schon. Normalerweise ging es mir nur so, wenn ich jemand Neues kennenlernen musste.
„Du hast dir hier ja schon ein wenig dein Reich eingerichtet, wie ich sehe", scherzte Caleb. „Man nimmt, was man kriegen kann." „Du hast mir ja schon geschrieben, dass Brad mittlerweile weiß, wo du wohnst." Ich seufzte. „Ich versuch grade alles um irgendwie das Gegenteil ‚zu beweisen'. Entweder das gelingt mir oder ich schaff es irgendwie umzuziehen, ohne dass er es mitkriegt. Ich weiß noch nicht ganz, was von beiden die möglicher machbar sein wird..." Caleb seufzte, vermutlich beim Gedanken daran, dass ich zurück nach Österreich gehen würde um mein Leben zu leben, wie ich es vor der Gamescom getan hatte.
Caleb's Sicht:
10 Tage. So lange hatte ich Jassy nicht mehr gesehen. Eigentlich dachte ich, dass sich nichts großartig geändert hätte. Doch damit lag ich offenbar falsch. Jassy wirkte um einiges fröhlicher, was mich angesichts der Sache mit Brad und ihrer Wohnung, wunderte. Trotzdem machte ich mir Sorgen, dass das alles nur aufgesetzt war. Denn mit gemachten Locken hatte ich sie noch nie gesehen. Ich wusste nicht, wie weit sie gehen würde um uns davon zu überzeugen, dass es ihr gut ging. Denn vermutlich wusste sie, dass ich schwerer zu täuschen war als Domi. „Übrigens ist Jassy schon den ganzen Tag aufgeregt, weil du zu Besuch kommst", flüsterte mir Domi zu, als Jassy die Tür zum Wohnzimmer öffnete und sich zu uns setzte.
Wir unterhielten uns ein wenig darüber, was die letzten 10 Tage so los war. Sie erzählte mir von ihrem Aushilfsjob, bei dem sie natürlich einen falschen Namen benutzt hatte und den sie sich bar ausbezahlen ließ. Das Restaurant hatte nichts dagegen, solange sie ihre Arbeit gut machte. Es war ihnen schon bewusst, dass sie vermutlich anonym bleiben wollte. Und ich erzählte von meinen Studienvorbereitungen. Jassy erzählte ich von einem Gespräch mit einer meiner Wirtschaftsinformatik-Freunden. Sie hörte mir gespannt zu. Dann seufzte sie. „Ich denke, ich werd es mir bis nächstes Jahr überlegen. Matura hab ich ja. Erstmal will ich so weit wie möglich von Brads Radar weg."
Jassy's Sicht:
Abends waren alle müde – bis auf mich, denn ich hatte vorhin noch ein RedBull getrunken. Außerdem war ich zum Teil immer noch im Chaos meiner Gedanken und Gefühlen gefangen. Doch ich wollte mich darauf so wenig wie möglich konzentrieren. Denn ich hatte Angst herauszufinden, woher die Aufregung kam. Und irgendwie konnte ich mir die Antwort schon denken. Auf jeden Preis musste ich verhindern, dass es jemand erfuhr. Denn das würde alles nur komplizierter oder die komplette Freundschaft kaputt machen.
„Du darfst nichts fühlen!", befahl ich mir selbst. Und schon war das Thema abgeschlossen. Ich würde nicht mehr daran denken und damit würde sich das Problem selbst lösen. Doch würde ich auch noch so eine Barriere aufbauen können, wenn wir später allein reden würden? Denn das würde sicher wieder der Fall sein. Ich wusste, dass Caleb mich vermutlich über die letzten Tage ausfragen würde.
Und wie recht ich hatte. Domi und Juli waren ins Bett gegangen und ich wollte auch schon langsam schlafen. Denn nach einem RedBull kam meistens der Abfall des Blutzuckers und ich wurde müde. Caleb kam aus dem Bad und setzte sich auf die Couch. Wir mussten sie uns wie damals in den ersten Tagen auch teilen. „Also...willst du mit mir noch unter 4 Augen sprechen?" Ich sah ihn nur an. Normalerweise hätte ich nichts dagegen, aber in dem Chaos war es besser, abzulehnen. „Ich wusste, dass du mich das fragen würdest...", sagte ich. Ich versuchte wieder eine Mauer aufzubauen. Ich musste abweisend und vielleicht auch verletzend werden, damit sich ja nichts änderte. Denn Veränderung würde alles nur kaputtmachen. „Ah, wie ich sehe hab ich nach den 10 Tagen dein Vertrauen nicht mehr...", meinte er. Natürlich war er nicht froh darüber, aber ich redete mir ein, dass es das Beste für uns beide wäre. Ich sagte nichts darauf. „Komm schon Jassy, du weißt doch mittlerweile, dass es dir gut tut mit mir drüber zu reden. Warum müssen wir also jedes Mal dieses Theater durchspielen?"
Ich seufzte. „Vergiss es einfach, okay. Es ist besser, wenn Sachen nicht angesprochen werden." „Und warum? Weil ich dir helfen will?" „Weil...", ich stoppte kurz. Jetzt musste ich überlegen, was ich antwortete. Ich hasste es zu lügen und ich hasste es, wie er es wieder schaffte mir alles zu entlocken. Ich konnte nicht ehrlich sein, aber ich wollte ihn auch nicht anlügen. „Weil ich...Angst habe." „Angst wovor?" „Vor der Wahrheit." Sofort versuchte ich davon abzulenken, was ich gerade gesagt hatte. „Aber, das ist etwas, was niemand lösen kann. Also reden wir bitte nicht mehr darüber, okay."
DU LIEST GERADE
Save Me (Domtendo/RubinNischara FF)
FanfictionDas ist die Geschichte von Jassy. Durch Zufall gewinnt sie bei einem Gewinnspiel vom Let's Player Domtendo. Sie bekommt eine Eintrittskarte zur Gamescom und darf dort mit ihm den Tag verbringen. Zuerst freut sich Jassy, doch als sie dann tatsächlich...