Caleb's Sicht:
Wir meldeten uns an der Eingangstür an. Auch mit der Schwester dort mussten wir eine Zeitlang sprechen, um sie zu überreden überhaupt die Station betreten zu dürfen. Doch auch sie verstand unsere – und vor allem meine - Lage. „Na gut, ich werde euch erlauben die Station zu betreten." Sie öffnete die Tür und wir folgten ihr den Gang entlang. „Sie steht unter Polizeischutz, aber ich denke, dass wisst ihr bereits. Ihr müsst also mit den Polizisten sprechen, ob ihr reindürft." Wir nickten. Man konnte sofort erkennen in welchem Zimmer Jassy lag, da dort 2 Polizisten vor der Tür standen. Wir gingen auf sie zu. Sofort streckte der eine seinen Arm aus. „Wer seid ihr?", fragte er. Wir nannten ihm unsere Namen und er überprüfte unsere Ausweise. „Und in welchem Bezug steht ihr zu Frau McKenzie?" „Wir sind ihre Freunde", antwortete Domi. „Und ich bin mit ihr zusammen", antwortete ich. Der Polizist notierte das. „Es tut mir sehr leid, aber ich darf euch leider nicht reinlassen." „Bitte, es...es wird nicht lange dauern. Wir wollen nur sehen, wies ihr geht...", bat Juli. „Es tut mir leid, aber ich habe Anweisungen niemanden in ihr Zimmer zu lassen. Ihr könnt gerne eine der Schwestern fragen – die können euch sicher mehr über ihren Zustand sagen als ich." Wir nickten. Er hatte recht: er hatte Anweisungen und durfte uns natürlich auch nicht einfach so reinlassen.
„Moment", sagte plötzlich jemand, der gerade vom Gespräch mit einer Schwester auf uns zukam. Es war Kommissar Nielsen. „Die 3 gehen in Ordnung. Du kannst sie reinlassen", sagte er dem einen Polizisten. „Wenn Sie das sagen, Nielsen." Der Polizist notierte noch etwas und ging dann zur Seite. Ich sah Domi und Juli an. „Ich denke, es ist besser, wenn ihr zuerst geht. Ich brauch noch ne Minute", meinte ich. Domi klopfte mir auf die Schulter. Er öffnete die Tür und Juli folgte ihm in den Raum.
Ich setzte mich kurz auf den Stuhl, der gegenüber ihrem Zimmer stand. Jemand kam auf mich zu. „Ich muss mich bei dir bedanken." Ich sah hoch und es war Nielsen, der sich neben mir an die Wand lehnte. „Sie haben also die Beweise schon durchgesehen?" „Noch nicht alles. Aber das, was ich bis jetzt gelesen habe, wird dem Staatsanwalt sicher interessieren. Ich bin guter Dinge, dass Brad für eine sehr, sehr lange Zeit ins Gefängnis kommt – es vielleicht auch nie wieder verlassen wird." Ich nickte nur. „Ich kann verstehen, wie du dich fühlst." „Tun Sie nicht." Er seufzte und überlegte einen Augenblick, was er sagen sollte. Das, was ich gesagt hatte, war gemein und stimmte vermutlich nicht ...aber mich interessierte im Moment nicht, wie er sich fühlte oder ob er meine Situation verstand... Mich interessierte nur, dass Jassy vielleicht sterben würde – und es meine Schuld war.
„Ich hätte sie sofort nach der Zustimmung abholen und wegbringen sollen. Ich hätte euch die Situation erklären und nicht sie dazu zwingen sollen, euch anzulügen. Ich kann mir vorstellen, dass das in einem Streit geendet hat...Und dass du vielleicht deshalb vorhin auf diesem Parkplatz standest...Also ja, ich weiß, wie du dich fühlst. Denn auch ich gebe mir die Schuld an der Sache." Ich seufzte. „Im Endeffekt hat niemand anderes Schuld als Brad. Also gebe ich weder ihnen noch mir noch sonst jemanden die Schuld – außer ihm. Und genau aus diesem Grund habe ich die Beweise für Sie organisiert...Ich will, dass er eine angemessene Strafe für seine Taten und sein Verhalten bekommt. Er soll für alles bestraft werden, was er ihr jemals angetan hat – was er uns allen angetan hat." Nielsen klopfte mir auf die Schulter und ging dann. „Glaub mir: Ich werde alles tun, was möglich ist, um das zu ermöglichen..."
Domi's Sicht:
Juli und ich betraten den Raum. Wir waren beide still und konnten alle Geräte piepen hören. Langsam gingen wir auf sie zu. Jassy war nicht bei Bewusstsein. Sie wurde beatmet und ein EKG überwachte ihren Herzschlag. Die Tür ging plötzlich auf und wir drehten uns um. Eine Schwester kam herein. Sie sah uns etwas überrascht an. „Ihr seid die Freunde von Jasmin, oder?", fragte sie. Wir nickten. Sie ging auf Jassy zu und kontrollierte alle Werte. „Wie geht es ihr?", fragte Juli besorgt. „Nun ja. Sie wurde angeschossen. Die Kugel hat die Milz getroffen, was Glück im Unglück war. Denn ein paar Zentimeter weiter oben hätte die Kugel das Herz getroffen – und das hätte sie sofort getötet." „Wird sie wieder gesund?" Die Schwester seufzte. „Hört zu...ich will euch keine falschen Hoffnungen machen. Auch wenn die Chirurgen es geschafft haben die Milz zu entfernen und die Blutung zu stoppen ist ihr Zustand immer noch extrem kritisch. Wir wissen nicht, ob nicht irgendein Gefäß am Herzen verletzt wurde." „Kann man das nicht überprüfen?" „Nicht in ihrem jetzigen Zustand. Es wäre zu riskant jetzt Untersuchungen durchzuführen." „Verstehe." Die Schwester verließ wieder das Zimmer. „Zumindest wissen wir jetzt, dass sie eine Chance hat das Ganze zu überstehen...", meinte ich. Juli seufzte und nickte. „Du hast recht. Bleiben wir einfach positiv." Ich nickte. „Lass uns noch kurz ein paar Worte sagen", meinte sie.
Wir gingen beide ein paar Schritte näher. Juli sah mich an. „Jassy...ich weiß nicht, ob du überhaupt hören kannst, was wir sagen, aber...du sollst wissen, dass wir dir nie für irgendwas die Schuld gegeben haben. Wir haben dich von Anfang an so akzeptiert, wie du bist...und...es tut mir leid. Es tut mir leid, was damals bei deinem Wettbewerb passiert ist. Dass ich so sauer wurde, obwohl ich von Anfang an wusste, dass es irgendwann so kommen würde. Ich...ich wollte einfach nur, dass du...bleibst. Ich wollte nicht riskieren, dass du es irgendwann zu weit treibst. Ich wollte nicht riskieren, dass...du dir irgendwann deswegen dein Leben nimmst...Vielleicht war es dumm von mir so zu reagieren, aber...alles, was ich wollte, war...dich zu beschützen." Ich machte eine kurze Pause.
„Jassy", fing Juli an, „ich weiß, dass wir beide uns noch nicht so lange kennen und ich weiß auch, dass ich bei vielen Dingen wie Gamescom und Wettbewerb nicht dabei war, aber...du sollst wissen, dass du mir trotzdem wichtig bist...Ich will nicht, dass du gehst..." Mehr konnte sie nicht sagen. Juli unterdrückte Tränen und ich nahm sie in den Arm. „Alles wird gut", sagte ich. Auch mir kamen beinahe die Tränen.
Wir verließen das Zimmer. Caleb seufzte und stand auf. „Die Schwester hat schon mit mir gesprochen..." Ich klopfte ihm auf die Schulter. Juli setzte sich auf den Stuhl, von dem Caleb gerade aufgestanden war. Ich sah Caleb an. „Kommst du klar?", fragte ich besorgt. Er nickte. Dann stellte ich mich neben Juli und sah Caleb zu, wie er durchatmete und dann die Tür öffnete. Langsam betrat er den Raum. Er schloss die Tür. Unsere Blicken trafen sich noch kurz durch das Glasfenster.
Caleb's Sicht:
Ich ging auf sie zu und versuchte nichts zu denken oder zu fühlen. Doch natürlich funktionierte es nicht. Als ich sie sah, brach beinahe eine Welt in mir zusammen. Ich wollte sie nicht so sehen. Ich konnte den Anblick kaum ertragen. Trotzdem schnappte ich mir den Stuhl, der ein paar Meter vom Bett entfernt stand und setzte mich neben ihr Bett. Ich nahm ihre Hand.
„Jassy", begann ich zu reden. Ich wusste, dass sie mir nicht antworten würde – und mich vermutlich nicht einmal hören konnte. Doch ich musste mir die Dinge von der Seele reden. Vielleicht hatte ich jetzt das letzte Mal die Chance dazu. „Es tut mir leid. Es tut mir alles so unendlich leid. Es ist meine Schuld, dass das passiert ist. Ich wollte mich nur ein wenig abreagieren, um die Situation nicht zu eskalieren. Ich wollte mich nur ein paar Stunden entfernen, um den Kopf freizubekommen, aber...genau das hat alles kaputt gemacht..."
Ich brauchte eine Minute, um mich zu fassen. „Ich habe mit Klara gesprochen. Sie hat mir alle Beweise geschickt. Was auch immer passieren wird...ich werde dafür sorgen, dass Brad in den Knast kommt. Ich werde für Gerechtigkeit sorgen. Das verspreche ich dir." Ich schluckte.
„Jassy...du weißt, dass ich dich liebe...Ich möchte nicht, dass...dass du gehst...Aber...ich weiß, dass das Leben schon viel von dir verlangt hat...dir schon viel genommen hat...also...wenn du dich entscheiden solltest...zu gehen...dann möchte ich...dass du weißt..." Mir liefen ein paar Tränen über die Wange und ich musste während des Redens immer wieder pausieren. Ich atmete tief durch. „Es ist okay."
Gedankenversunken starrte ich an die Wand gegenüber. Da bemerkte ich, dass dort ein Radio stand. Ich wusste nicht wieso, aber ich stand auf und sah ihn mir an. Man konnte ihn mit Bluetooth koppeln. „Musik kann Bereiche im Gehirn aktivieren, die Worte nicht erreichen können...", dachte ich daran, was mir einer meiner Psychologie-Studenten-Freunde mal gesagt hatte. Ich seufzte und zog Jassys Handy aus meiner Hosentasche. „Ich kanns ja mal versuchen", sagte ich leise und öffnete ihre Spotify-Playlist mit ihren Top-Liedern der letzten Zeit.
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Save Me (Domtendo/RubinNischara FF)
FanfictionDas ist die Geschichte von Jassy. Durch Zufall gewinnt sie bei einem Gewinnspiel vom Let's Player Domtendo. Sie bekommt eine Eintrittskarte zur Gamescom und darf dort mit ihm den Tag verbringen. Zuerst freut sich Jassy, doch als sie dann tatsächlich...