Kapitel 23 - Die unerwarteten Worte

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Jassy's Sicht:

„Ich denke wir wissen beide um was es geht", meinte er. Ich überlegte, was ich sagen sollte. Ich wollte was sagen, doch ich konnte nicht. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Niemals hätte ich gedacht, dass ich jemals in so einer Situation sein würde. Doch trotzdem saß ich jetzt hier – genau damit konfrontiert.

„Ich weiß, dass es nicht gerade der passende Zeitpunkt ist, aber..." Er seufzte. „Vielleicht beruhigt es dich ja zu wissen, dass es mir genauso geht." Ich starrte ihn an. Ich war immer noch nicht fähig etwas zu sagen. Also hörte ich aufmerksam zu, was er zu sagen hatte. „Ich hab dich am Sonntag angerufen und gefragt, ob wir in die Stadt gehen, damit...damit ich mit dir Zeit verbringen kann." Ich überlegte, was ich darauf sagen sollte. In war es gerade wie auf der Titanic. Alles schien langsam über Bord zu gehen – deswegen konnte ich nicht anders, und fing einfach an zu lachen. „Tut...tut mir leid. Ich...ich will nicht drüber lachen, ich...warte kurz." Ich stand auf und holte mir ein Glas Wasser.

„Tut mir leid, dass ich gelacht habe. Es war..." „Schon okay. Ich kann verstehen, dass es überfordernd sein kann, wenn man mit Gefühlen konfrontiert ist." „Ich...ich dachte nur, ich würde nie in so eine Situation kommen." „Wieso?" „Weil...ich nun mal so bin, wie ich bin. Meist schreckt das die Leute ab, dass ich so abweisend bin." Caleb schluckte. „Ich gebe zu, man muss sich erst dran gewöhnen. Aber wenn man dich besser kennt, weiß man, dass das eigentlich nur eine Maske ist, die du aufsetzt." „Und kannst du es mir verübeln, dass es so ist?" „In deiner Lage definitiv nicht." „Eben..." „Aber hier musst du das nicht." „Muss ich nicht? Brad stand heute vor der Tür. Wenn ich mich zu sehr in Sicherheit wiege, werde ich unvorsichtig. Und wenn ich unvorsichtig werde, passieren mir Fehler. Und bei der Sache dürfen mir einfach keine Fehler passieren", verteidigte ich mein Verhalten. Ich verstand nicht, warum Caleb das nicht einsah. Ich konnte nicht anders – selbst hier nicht.

„Du weißt, dass ich das nicht gemeint habe. Du solltest bei deinem Verhalten etwas differenzieren, ob du dem Menschen bereits vertraust oder nicht..." Ich seufzte. „Ich weiß ja, aber..." „Aber was?" „Aber, ich kann nicht riskieren, dass mein wahres Ich euch verschreckt. Deswegen versuche ich mich immer wieder zu verstecken." „Das musst du aber nicht. Wir wollen dich ja so, wie du wirklich bist – nicht, wie du vorgibst zu sein..." „Tatsächlich?" Caleb nickte.

„Trotzdem...müssen wir noch über was anderes reden", meinte er entschlossen. Er wollte das Thema also wirklich nicht ruhen lassen. Warum bestand er so sehr darauf mir jetzt einen Korb zu geben? Wahrscheinlich um mir nicht weiter großartig Hoffnungen zu machen. Ich seufzte. Anscheinend erwartete er von mir nun den ersten Schritt. Doch ich konnte nicht. Ich war noch nie in so einer Situation gewesen und wusste nicht, was ich tun sollte. Caleb lachte. Und deswegen begann ich auch zu lachen. „Hör zu. Es mag vielleicht verrückt klingen, aber...", meinte er. „Ich glaube, ich mag dich...mehr sogar. Wenn du verstehst, was ich meine." Ich hatte das Gefühl von den Worten erschlagen zu werden. Ich hob mein Glas hoch und trank. Ich hatte das Gefühl mein Hals würde austrocknen. „Hör zu, bevor du dir selbst einredest, dass du keine Gefühle zulassen darfst und wieder abblockst...Es ist okay. Egal was passiert, wir bleiben Freunde. Ich werde dich sicher nicht stehen lassen, nur weil du keine Gefühle hast oder haben willst", meinte er und sah mich eindringlich an. Er wusste genau, was ich dachte. Ich schluckte und beschloss über meinen riesigen Schatten zu springen. „Also...ich...Mir...mir geht's...genauso", schaffte ich es ein paar Worte rauszubringen. Caleb sah mich erstaunt an. Anscheinend hatte er wirklich damit gerechnet, dass ich ihn abblocken würde. Doch auch wenn ich mir das von Anfang an versucht hatte einzutrichtern, es ging nicht. Ich konnte es nicht. Zumindest nicht bei ihm. Wir sahen uns einfach nur an. Lange sagte keiner etwas. Dann seufzte ich. „Also...Stadt können wir vergessen, aber..." Ich pausierte kurz und holte tief durch. „Wir könnten...spazieren gehen...morgen oder so. Brad wird sicher nicht den gesamten Tag draußen rumlaufen. Das wäre zu auffällig." Jetzt sah Caleb mich noch verdutzter an. Ja, ich hatte es geschafft ganze Sätze zu formen. „Okay", antwortete er. Dann hörten wir auch schon die Haustüre aufgehen und deswegen ließen wir das Thema für den heutigen Abend ruhen.

Ich konnte die Nacht nicht schlafen. Mein Kopf war bis zum Platzen überfüllt. Der Zweifel über Caleb's Einladung in die Stadt war nun verschwunden, doch das heutige Gespräch füllte den Platz und drängte sich zusätzlich in jeden freien Spalt. Ich lag einfach wach und starrte an die Decke. Ich dachte nach. „Wieso? Wie um alles in der Welt hast du es geschafft, dass dich jemand mag?", fragte ich mich selbst. Doch ich konnte mir die Frage selbst nicht beantworten. Denn ich sah in mich selbst anders, als es die Realität war – das wusste ich. Ich hatte nur noch nicht gelernt, diese Sichtweise zu beheben...

Save Me (Domtendo/RubinNischara FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt