Caleb's Sicht:
Es klopfte an der Tür. Domi stand auf und sah durch den Türspion. Dann öffnete er zögerlich. „Ich bin Kommissar Nielsen. Ich würde euch gerne zum Vorfall vorhin befragen...und mit euch über etwas anderes sprechen", hörte ich das Gespräch.„Nielsen...Sie sind der, den Jassy vorhin angerufen hat." „Richtig." „Wieso hat sie sie angerufen?", fragte ich. Er seufzte. „Kann ich bitte kurz reinkommen. Ich möchte das ungern hier im Flur besprechen." Er folgte Domi ins Wohnzimmer.
Ich sah in seinem Gesicht, dass auch ihn die Situation mitnahm. Ich wusste nicht, wer er war, aber es musste Jassy gekannt haben. Ansonsten hätte sie ihn nicht angerufen. Ich begriff, dass er der Grund war, warum ich noch am Leben war – der Grund, warum Jassy bis dato noch am Leben war. „Also, warum hat sie sie angerufen?", fragte Domi. Nielsen seufzte erneut. „Ich kam Mittwoch ins Restaurant und habe mit Jasmin gesprochen. Ich arbeite für das BKA. Ums kurz zu machen: Ich habe Jasmin Zeugenschutz angeboten, im Austausch für Informationen und Beweise." Ich sah die anderen an. Wir versuchten natürlich zu reagieren. „Zeugenschutz? Also so wie man es im Fernsehen sieht? Neuer Name, neue Identität?" „In ihrem Fall, ja." „Ab wann?" „Sie hat mir gestern zugesagt. Sie wäre Sonntag in den Zug gestiegen und ich hätte sie in Passau abgeholt." Ich sah ihn an. „Warum erzählen sie uns das?" „Weil der Zeugenschutz nach dem heutigen Vorfall nicht mehr nötig sein wird. Versuchter Mord, mit Zeugenaussagen belegbar, ist nicht so leicht zu leugnen wie ein Angriff im Park." Er räusperte sich. „Aber ich bin nicht primär deswegen hier. Ich brauche eure Hilfe." „Wobei?" „Wisst ihr, welche Beweise sie gegen Brad hatte und wo sie diese versteckt? Ich weiß, dass es unangebracht ist von mir in so einer Lage davon zu sprechen, aber...ich möchte Brad gerne für alles auf einmal drankriegen und ihn, wenn möglich, lebenslang ins Gefängnis sperren."
Domi und Juli schüttelten den Kopf. Ich hingegen schnappte mir Jassy's Handy. Sie hatte es in der Eile im Treppenhaus verloren und ich hatte es vorhin gesehen und mitgenommen. „Ich nicht. Aber ich denke, ich kenne jemanden, der es vielleicht weiß." Nielsen gab mir seine Karte. „Ich werde ins Krankenhaus fahren und dort sicherstellen, dass niemand von Brads Komplizen auftaucht." Domi brachte ihn zur Tür und Nielsen streckte auch ihm eine Karte entgegen. „Sollte jemand von seinen Freunden hier auftauchen, gebt mir Bescheid. Ich werde mein Versprechen halten und für eure Sicherheit sorgen", hörte ich ihn zu Domi sagen.
Währenddessen war ich schon dabei ihren Code zu knacken. Ich war mir sicher, dass Jassy Beweise hatte. Wenn nicht hier, dann bei sich zuhause. Immerhin wollte sie Brad seit Jahren drankriegen. Und ich wusste nur eine Person, die mir dabei helfen konnte. Ich würde alles daran setzen die Beweise zu finden und Brad für alles hinter Gitter bringen, was er ihr und anderen jemals angetan hatte. Selbst wenn sie sterben, würde, würde ich dafür sorgen, dass Brad mit einem Leben hinter Gittern bezahlte. Ein Leben für ein Leben.
Jassy hatte ihr Handy gut abgesichert, so musste ich nach dem Code auch noch ihr Sicherheitsschloss knacken. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich endlich Zugriff. Ich durchsuchte ihre Kontakte, bis ich Klara fand. Ich war mir nicht sicher, was ich genau sagen sollte, doch ich wollte auf keinen Fall so kurz vor dem Ziel aufgeben. „Na gut, versuchen wir's", dachte ich und wählte die Nummer.
"Jassy?", fragte die Stimme verwundert. "Hier ist Caleb...", sagte ich langsam. Ich spekulierte damit, dass sie Klara Bescheid wusste. „Ist...ist etwas...mit Jassy?", fragte sie zögernd. Ich schwieg kurz. „Hat Brad sie gefunden?", fragte sie. Ich konnte hören, wie sich die Trauer und Panik in ihrer Stimme bemerkbar machte. „Ist...Ist sie...noch am Leben?" Ich seufzte. „Im Moment schon. Aber die Sanitäter meinten, sie sei in einem sehr kritischen Zustand." Ich seufzte. „Klara, ich brauche deine Hilfe." „Meine? Wofür? Ich hatte die letzte Zeit kaum Kontakt zu Jassy." „Ich weiß. Ich frage dich trotzdem: weißt du, wo Jassy ihre Beweise..." „Ich weiß nicht, wovon du sprichst", blockte sie sofort ab." „Klara, ich weiß, du hast Angst vor Brad. Aber ich versichere dir, dass er dir nichts tun kann. Er wurde vorhin festgenommen." „Wirklich?" „Ja. Aber ich brauche die Beweise, damit er für alles verurteilt werden kann, was er jemals getan hat. Bitte. Du musst mir sagen, wo sie sie versteckt hat." Eine Minute lang Stille. Doch Klara hatte nicht aufgelegt, also war sie dabei zu überlegen. „Na gut. Ich werde dir schicken, was ich finde." „Danke." „Aber hör zu: Dieser Anruf hat nie stattgefunden. Verstehen wir uns? Und du erwähnst auch mit keinem Wort meinen Namen. Ich hatte mit der Sache nichts zu tun." „Einverstanden." Dann legte sie auf.
„Und?", fragte Domi neugierig. „Wenn sie etwas findet, wird sie es mir schicken." Er hatte einstweilen Jassys Sachen durchsucht. „Hast du was gefunden?" Er schüttelte den Kopf. „Nur ein paar Zeitungsartikel über den Angriff im Park. Also vermutlich nichts, was die Polizei noch nicht hat." „Da hast du wahrscheinlich recht." „Hoffen wir mal, dass ihre Freundin in ihrer Wohnung mehr Glück hat." Ich nickte. „Ich bin froh, dass sie helfen will. Immerhin hat sie extrem Schiss vor Brad." „Ja, aber das kann ich auch verstehen." „Ich auch...Ich hoffe nur, dass die Beweise ausreichen." „Das werden sie schon, mach dir keine Sorgen. Du hast diesen Nieslen gehört. Brad kann sich aus der Sache vorhin nicht rausreden. Deine Aussage, meine Aussage...und wir sind nicht die Einzigen, die auf dem Balkon waren. Nachdem der Schuss fiel, waren einige Leute draußen und wollten sehen, was passiert ist. Vermutlich haben einige ihn schon vorher im Auto und in der Gegend rumlungern sehen." „Da hast du wahrscheinlich recht." „Wir können im Moment nicht mehr tun als abzuwarten." Ich nickte. Das stimmte – obwohl das Warten das Schlimmste war.
Eine Stunde später packten wir ein paar Dinge zusammen und machten uns auf den Weg. Auch wenn sich einer der Sanitäter Domis Nummer aufgeschrieben hatte, wussten wir nicht, ob diese ans Krankenhaus weitergegeben wurde. Deswegen beschlossen wir einfach hinzufahren. Immerhin waren seit dem Showdown mit Brad 5 Stunden vergangen.
Es war schon dunkel draußen, trotzdem lief es mir eiskalt über den Rücken als wir das Gebäude verließen und zum Auto gingen. „Geht's dir gut?", fragte Juli mich besorgt. „Ja, alles okay." „Ich denke, dass wir uns alle drei so schnell nicht mehr von der Sache erholen werden", meinte Domi und wir setzten uns ins Auto. Ich sah aus dem Fenster – direkt auf die Stelle, an der ich vor 5 Stunden stand. Vor 5 Stunden hätte mein Leben genau an dieser Stelle enden können. Doch Jassy hatte das verhindert. Während der Fahrt merkte ich, wie Jassy's Handy, welches ich immer noch dabeihatte, vibrierte. Immer und immer wieder. Es waren E-Mails – gesendet von einer Wegwerfadresse.
Hier sind alle Beweise, die ich finden konnte. Bitte halte dich an unsere Vereinbarung. Ruf mich an, falls sich etwas mit Jassy ändern sollte. Ich bete für sie. Passt auf euch auf
Ich downloadete alle Anhänge sofort auf ihr Handy, sendete sie an mich weiter und sicherte sie auch sofort in der Cloud. Ich wollte auf keinen Fall riskieren, dass sie verloren gehen könnten. Ich holte die Karte hervor, die der Kommissar mir vorhin gegeben hatte und tippte seine Mailadresse ein. Sofort schickte ich ihm alle Beweise zu. Somit war das erledigt. Es gab nur noch eine Sache zu tun: Herauszufinden, ob Jassy überleben würde oder nicht...
Wir waren angekommen. Langsam stieg ich aus dem Auto aus und starrte auf das Gebäude. Ich seufzte. „Dann mal los", sagte ich und ging los. Domi und Juli gingen ein paar Schritte hinter mir. Als ich Meter für Meter zurücklegte versuchte ich mich immer mehr von allen Emotionen und Gedanken zu befreien. Ich musste akzeptieren, dass ich nicht ändern konnte, was passieren würde – dass ich nichts tun konnte, sollte sie wirklich sterben.
„Guten Tag", begrüßte ich den Mann an der Information, „wir würden gerne eine Freundin besuchen. Jasmin McKenzie. Sie wurde vor ein paar Stunden eingeliefert." „Moment, ich werde mal nachsehen." Er tippte ihren Namen ins System. „Okay...ihre Freundin liegt im Moment auf der Intensivstation. Es tut mir sehr leid, aber nur Familie oder Partner dürfen sie dort besuchen." „Ich bin ihr Freund", sagte ich und hoffte, dass es funktionieren würde. Sie würden nicht nachprüfen können, ob das tatsächlich stimmte. Außerdem war es auch nur zu einem gewissen Teil gelogen. „Moment..." Er sah nochmal auf den Bildschirm. Einen Moment lang überlegte er und seufzte dann. „Okay...Ich lasse euch hochgehen. Ich kann euch aber nicht garantieren, dass die Oberschwester euch reingehen lässt – zumal Frau McKenzie auch unter Polizeischutz steht." „Haben Sie vielen Dank." „Folgt der grünen Linie bis zum Fahrstuhl. Danach 3. Stock rechts. Dort ist eine Klingel. Die Schwester wird euch dann schon sagen, ob ihr reindürft oder nicht." Wir bedankten uns erneut und folgten dann der Linie.
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Save Me (Domtendo/RubinNischara FF)
FanfictionDas ist die Geschichte von Jassy. Durch Zufall gewinnt sie bei einem Gewinnspiel vom Let's Player Domtendo. Sie bekommt eine Eintrittskarte zur Gamescom und darf dort mit ihm den Tag verbringen. Zuerst freut sich Jassy, doch als sie dann tatsächlich...