Kapitel 27 - Ganz knapp

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Jassy's Sicht:

"Und was jetzt?", fragte er mich. "Wo wart ihr beiden Hü...Oh mein Gott. Was zur Hölle ist passiert?", fragte Domi und seine Schadenfreude verwandelte sich blitzschnell in Furcht. " Brad ist uns über den Weg gelaufen", erklärte Caleb. "Das sieht etwas mehr als 'über den Weg gelaufen' aus." "Er hat ein Messer geworfen und..." Domi sah die Wunde an meinem Knöchel. "Und ihr habt keinen Krankenwagen gerufen?" "Sie hat mich angefleht es nicht zu tun." "Ich kann das Erklären", sagte ich kleinlaut. "Schon okay", sagte Domi etwas verwirrt. Wir waren alle sichtlich von der Situation überwältigt und überfordert.

Wir gingen ins Badezimmer. "Jassy, es...", versuchte Domi es nochmal, aber sofort unterbracht ich ihn. Ich gab ihm nicht mal die Möglichkeit mir einzureden, es wäre die bessere Entscheidung. "Kein Krankenhaus! Ich kenne die Geschichte, die sie sich dann zusammenreimen. Ihr bringt mich hin, sie werfen einen Blick auf meine Arme und sofort heißt es: du verletzt dich selbst, also sind wir der Meinung, dass du das hier auch selbst warst. Und schon landest du auf der Geschlossenen. Tut mir leid, aber...lieber geh ich hieran drauf, als dort in der Geschlossenen zu landen. Wo mich obendrein mein Stiefvater auch ohne große Mühe finden könnte..." "Ganz ruhig. Alles wird gut", meinte Domi. Kein Krankenhaus", sagte ich nochmal. Mein Ton veränderte sich nicht. Ich würde definitiv standhaft bleiben. "Schon verstanden. Dann musst du aber damit leben, wenn eine Narbe zurückbleibt." „Damit werd ich klarkommen."

Caleb's Sicht:

Ich zog Domi zur Seite. "Was hast du vor?" Domi seufzte. „Keine Ahnung. Ich werd mir ihren Knöchel mal ansehen. Es scheint nicht so tief zu sein." „Ich weiß nicht, ob das so ne gute Idee ist..." "Hast du eine bessere? Du siehst doch wie sie reagiert, wenn man das Thema Krankenhaus anspricht." Ich seufzte. „Ich befürchte, du hast recht. Uns wird nichts anders übrig bleiben..."

Eine Stunde später hatten Domi und ich alles weggeräumt und das Blut vom Boden aufgewischt. Jassy saß einstweilen auf der Couch und versuchte den Schock der Begegnung zu überwinden. Sie machte sich Vorwürfe - besonders, da sie mich in Gefahr gebracht hatte. "Ich hätte nicht so naiv sein sollen. Ich hätte nicht denken sollen, dass wir in Sicherheit sind", sagte sie, als ich mich zu ihr setzte. Domi und Juli saßen auch dort. "Du warst nicht naiv. Du bist die letzten Tage unterwegs gewesen und hast ihn nicht getroffen. Das war nichts anderes als Pech." "Pech, das auch ganz anders ausgehen hätte können." Juli schwieg. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie wusste genauso gut wie Jassy, dass diese Recht hatte. Wäre der Polizist nicht aufgetaucht, hätte die Sache böse enden können. "Warum gehst du nicht zur Polizei und erstattest eine Anzeige? Es hat doch ein Streifenpolizist gesehen", meinte sie. "Schon, aber...ich kenne Brad leider zu gut um zu wissen, dass er sich seinen Weg rausschmeicheln und rauslügen wird. Er hat sicher schon seine Aussage gemacht und ist wieder auf freiem Fuß. Das war schon immer so. Als mein Vater verschwand, hat die Polizei ihn drei Mal verhört – und kein einziges Mal kam irgendwas bei raus." "Ich fahr dich ab jetzt zur Arbeit. Brad weiß jetzt, dass du dich hier in der Gegend aufgehalten hast. Er wird vermutlich nicht mehr so schnell verschwinden", meinte Domi.

Jassy's Sicht:

Ich nickte nur. Viel wollte und konnte ich zu dieser Situation nicht sagen. Ich wusste von Anfang an, dass immer das Risiko bestand, dass Brad mich finden würde. Und heute wäre es ihm nicht nur gelungen mich zu finden.

Das, was mich aber an der Situation am meisten quälte war der Gedanke, dass ich Caleb mit in den Untergang gerissen hätte. Brad hätte vielleicht auch ihm etwas getan, wenn er sich geweigert hätte mich aufzugeben. Ich hatte ihn in Gefahr gebracht. Und das durfte ich nicht erneut zulassen.

Save Me (Domtendo/RubinNischara FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt