Break The Rules

1

Schwer seufzend stütze ich meinen Kopf auf meiner Hand ab und starre verträumt seinen Hinterkopf an.
Oh man.
Mich hats erwischt.
Allein schon sein grün, blau und gelber Iro machen mich an.
Und dann einfach seine Art, die zieht mir den Boden unter den Füßen weg.
Es ist einfach der Wahnsinn, wie er seinen eigenen Kopf hat, auf Niemanden hört und einfach macht was er machen möchte.
Wie er auf alles und jeden scheißt und sein Ding durch zieht.
Blöderweise bin ich ihm auch komplett egal.
Ich weiß nicht mal ob er weiß, dass ich überhaupt existiere.
Dabei gehen wir schon vier Jahre in die selbe Klasse.
Und erst vor zwei Monaten ist mir aufgefallen wie einzigartig er ist.

"Sebastian, könnten sie aufhören im Unterricht Zigaretten zu drehen und stattdessen dem Unterricht folgen?" ertönt plötzlich die angespannte Stimme unserer Lehrerin.
Natürlich reagiert er nicht und dreht einfach weiter seine Kippen.
Niemals würde er auf seinen echten Namen reagieren.
Frau Herzog tritt vor zu seinem Tisch und guckt ihm mit strengen Blick an, in der Hoffnung er springt darauf an. Aber wir alle in der Klasse wissen, dass ihm das sowasvon egal ist und dieser Blick in ihm nie etwas bewirken könnte.
"Endweder sie hören sofor auf Zigarette zu drehen oder sie verlassen sofort meinen Unterricht!"
Gelassen steht Zecke auf und packt langsam sein Zeug zusammen.
Wir alle wissen, er hätte auch so, ohne der Anweisung der Lehrerin, in etwa 20 Minuten den Unterricht verlassen, obwobl dieser noch eine Stunde geht. Einfach, weil er es immer so macht.
An der Tür dreht er sich noch einmal um und verbeugt sich leicht mit einem charmanten Lächeln um danach den Raum zu verlassen und die Tür offen zu lassen.
Und diese Geste lässt mich dahin schmelzen.
Verträumt starre ich noch einige Minuten diese Tür an, die die Lehrerin mittlerweile wütend geschossen hat, bevor ich mich wieder auf den Unterricht konzentriere.

Als der Unterricht zuende ist, packen alle Schüler ihr Zeug zusammen und wir verlassen den Unterricht.
Zusammen mit meinem besten Freund, Nick, mache ich mich auf den Weg Richtung Schultor.
Und dort steht er, Zecke, gegenüber von einem Mädchen mit bunten Haaren und einem ähnlichen Kleidungsstyle wie er.
Gelassen lehnt er da am Zaun und lauscht lächelnd ihren Worten.
Irgendwann steigen beide auf ein, mit Stickern verziertem, Moped und fahren davon.

"Alex? Bist du noch Anwesend?" reißt mich mein bester Freund aus meinen Gedanken.
"Hm?" antwortet ich nur leicht abwesend.
War das seine Freundin?
"Alter, Alex. Komm endlich."
Um sicher zu gehen, dass ich wirklich mitkomme, zieht Nick mich hinter sich her, bis zu seinem Auto.
Dort angekommen setze ich mich auf den Beifahrersitz und warte bis Nick eingestiegen ist.
"Ist alles okay bei dir!"
"Was? Ja, klar. Alles super." antworte ich mit einem Lächeln.
"Jetzt fahr los, ich darf nicht zu spät nach Hause kommen." ergänze ich noch.
"Leb mal dein eigenes Leben alter und nicht das was deine Eltern dir vormalen."
Lacht Nick noch und wir verfallen die restliche Fahrt in Schweigen.
Bei mir Zuhause angekommen, verabschieden wir uns und ich betrete mein Zuhause.
"Du bist fünf Minuten zu spät." kommt meine Mutter mir endgegen.
"Tut mir Leid. Die Lehrerin hat etwas länger Unterricht gemacht."
Meine Mutter nickt und verschwindet in der Küche.
Natürlich folge ich ihr, wie sie es erwartet und setze mich an den Tisch.
Ich hole meine Schulsachen raus und fange an zu lernen.
Meine Mutter nickt mir zufrieden zu und fängt an zu kochen.

Meine Mutter stellt das fertige Essen auf den Tisch, ich räume meine Schulsachen zur Seite und helfe ihr den Tisch zu decken, damit wir essen können.
"Dein Vater ist heute etwas länger in der Firma. Ein Mitarbeiter macht zurzeit einige Probleme."
"Okay." antworte ich recht uninterresiert.
"Nächtes Wochenende wirst du deinen Vater begleiten. Eines Tages wirst du die Firma übernehmen und es ist nie zu früh alles darüber zu lernen."
"Okay." antworte ich wieder.
Ich hab ehrlich keine Lust, die Firma zu übernehmen und würde viel lieber Tischler werden aber das würden meine Eltern mir niemals erlauben.
Mein komplettes Leben ist von ihnen durch geplant.
Es steht sogar schon fest, dass ich mit 20 eine Freundin habe und diese mit 21 heirate.
Abgesehen davon, dass ich stock Schwul bin, habe ich überhaupt keine Lust jemanden zu heiraten und zu daten, den meine Eltern für mich aussuchen.
Höchstwahrscheinlich haben sie eh schon jemanden ausgesucht.
Irgendso nh Zicke von reichen Eltern die alles in den Arsch geschoben bekommt.
Eigentlich wollten meine Eltern mir auch den Kontakt zu Nick verbieten aber mit dem Argument, dass er mich nach hause fährt, haben sie es sich nochmal überlegt.
Ich will gar nicht erst wissen wie sie auf Zecke reagieren.
Aber da aus Zecke und mir niemals was werden wird, muss ich mir darum keine Gedanken machen.