Das Ende steht in den Sternen *PAUSIERT*

14. Februar, Samstag - Nathan

„Was bist du nur so abgenervt, man", stöhnte ich und verdrehte die Augen. „Ist das so ein großes Thema, dass ich mit Leo abhänge?" Ich schloss die Tür meines Pickups auf und setzte mich hinter das Steuer. Von Adam erwartete ich keine Antwort. Dieser Volltrottel zog nur eine Show ab und war sich zu fein, Leo in die Augen zu sehen und zu fragen, was damals passiert war. Er hätte mit Sicherheit eine Antwort bekommen. Leo wollte es ihm sagen. Sie wollte so sehr mit ihm reden.

„Packst du deinen Schwanz bei ihr aus, bring ich dich um", drohte Adam mürrisch und warf die Tür in das Schloss. Seit Wochen ertrug ich schon seine schlechte Laune. Hörte das irgendwann auch wieder auf? Konnte seine Cousine ihn denn wirklich so aus der Fassung bringen?

„Würdest du mal genau hinsehen, wüsstest du, dass sie kein Interesse an mir hat. Sie will nicht ficken."

Adam boxte mich gegen den Arm, als ich auf die Straße einlenkte. „Aber du oder was? Willst du mich verarschen? Leo ist kein Mädchen zum Zeitvertreib!", fuhr er mich wütend an.

Zugegeben, ich fand Leo wahrlich süß. Ihre naive und schüchterne Seite war etwas, womit ich seit Jahren nicht mehr konfrontiert worden war. Ich mochte ihren Charakter, denn obwohl sie sich selbst klein hielt und zurückhaltend auftrat, öffnete sie sich mir gegenüber Stück für Stück. Sie war jetzt zwar nicht glücklich und der traurige Glanz in ihren Augen nicht verschwunden, aber immerhin verbrachte sie freiwillig Zeit mit mir und war gerne mit mir unterwegs.

Leo hatte sich so gefreut, als sie mit mir ins Shopping Center gefahren war und nicht wieder mit Steven oder Birgit fahren musste. Sie liebte beide und war dankbar um jede Minute, die sie mit ihnen verbringen konnte, aber man merkte ihr an, dass sie gleichaltrige Freunde wollte. Ich war mir mittlerweile absolut sicher, dass sie seit Jahren keine Freunde mehr gehabt hatte. Irgendwas musste passiert sein, dass sie sich von Adam abgewendet und alles aufgegeben hatte.

Der kleine Sonnenschein war fort, von dem mir Adam immer erzählt hatte.

„Entspann dich endlich, Adam. Ich mag Leo und will ihr ganz sicher nicht wehtun. Außerdem ..."

„Du magst Leo?", warf er knurrend ein. Ich spürte seinen brennenden Blick auf mir. Was würde er wohl sagen, würde ich ihm gestehen, dass mein Interesse weiter ging und ich Leo noch mehr entdecken wollte? Sie verbarg so viel und ließ niemanden komplett an sich ran. Es machte mich neugierig. Ich wollte das Mädchen nach außen locken, das sie in Wahrheit war. Leo sollte noch viel mehr von sich preisgeben. Ihr ehrliches Lächeln würde mir schon reichen.

Mist, schon wieder dieses Herzklopfen.

Adam würde mich eigenhändig umbringen. Was konnte ich denn dafür, dass ich seit Jahren auf den Tag wartete, an dem Leo endlich vor mir stand? Die ganzen Jahre hatte er mir von dem Sonnenschein erzählt und was er mit ihr erlebt hatte. Früher war sie abenteuerlustig gewesen, hatte gelebt, doch jetzt schien sie nicht mehr am Leben teilzunehmen. Ihre tiefe Traurigkeit, die ich bei unserer ersten Begegnung bereits gesehen hatte, beschäftigte mich unentwegt. Wie hatte sie es geschafft, dass ich ernsthaftes Interesse an einem Mädchen entwickelt hatte?

„Außerdem kennst du mich", fuhr ich fort, als hätte Adam nichts gesagt. „Ich ficke nicht den ganzen Strand. Die Weiber sind mir scheißegal, Adam. Vertraust du mir Leo echt nicht an?"

„Scheiße! Du willst mich doch verarschen!", donnerte er in dem Wagen und schlug auf das Armaturenbrett.

„Hey! Lös nicht den Airbag aus! Du tickst ja nicht mehr richtig. Seit Leo hier ist, hast du deine Gefühle ja gar nicht mehr unter Kontrolle. Was ist los, Adam?" Ich bremste und hielt an einer roten Ampel. Das nutzte ich, um meinen besten Freund ansehen zu können. Wie Leo, war auch ihm das Leid anzusehen. Er liebte dieses Mädchen weiß Gott wie sehr, aber der Kontaktabbruch hatte ihn sehr verletzt. Ich wusste, er konnte ihr das nicht mal eben verzeihen und mit ihr gemeinsam lachen. Adam brauchte Antworten, aber dafür war er zu stur und konnte nicht den ersten Schritt auf Leo zugehen. Wie Leo. Sie konnte das auch nicht.