Seit Samstag war es das erste Mal, dass ich mich am Strand aufhielt und mein Gesicht zeigte. Ich hatte mich versteckt, obwohl meine Freunde mir beistanden und sich zwischen uns nichts veränderte. Dass Miranda meine Krankheit rumerzählt hatte, nagte an mir und meinem fehlenden Selbstbewusstsein. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Immer wieder hatte ich die Bilder im Kopf, wie die Kinder damals aufgetreten waren. Ihre Gesichtsausdrücke, ihre verletzenden Worte und wie sie einen Bogen um mich gelaufen waren. Sowas vergaß man nicht. Dass mein Titel als Monster bis ins Jugendalter und darüber hinaus nicht vergessen worden war, machte es für mich umso schwerer.
Jahreslanges Mobbing schränkte einen Menschen ein.
Adam lief mit Brandon und Olivia vor Nathan und mir, der meine Hand hielt. Sie waren die Vorhut, symbolisierten den undurchdringbaren Wall, damit keiner auf die Idee kam, mich nur schief anzusehen. Nathan übernahm den anderen Part, meinen Halt. Er riss mich wiederholt aus meinen Gedanken, lenkte mich ab und sorgte dafür, dass ich mich nicht in meinen Ängsten verlor.
„Wir hätten woanders hingehen sollen", maulte ich und hielt den Blick nach unten, um in kein bekanntes Gesicht sehen zu müssen. Es war nicht mehr weit bis zum Standardplatz, wo sich Adam mit Miranda die meiste Zeit aufgehalten hatte, bevor es zu einer Versöhnung gekommen war.
„Das Wetter ist doch okay", meinte Nathan unschuldig. Noch während seiner Worte gelang es der Sonne durch die Wolken zu scheinen und mehr Wärme zu verteilen. Man merkte, dass zur Mitte des Jahres der Winter begann und die Temperatur nicht mehr auf über dreißig Grad stieg. Abends trug ich häufiger Pullover, meist jene von Nathan, schlief hin und wieder mit einem ein, während er in Boxershort neben mir schlummerte.
Ich atmete hörbar aus, was Nathan mit einem Lachen quittierte.
„Ah! Erinnerst du dich noch an den süßen Verkäufer letzte Woche?", fragte Olivia und drehte sich zu mir herum. Sie lief rückwärts weiter.
„Welchen? Da waren viele."
„Hey!", gab Nathan protestierend von sich.
Ich streckte ihm die Zunge heraus.
„Der mit den Dreads."
„War der süß?"
Brandon zog Olivia zu sich, damit sie nicht über etwas stolperte, während sie die Augen verdrehte.
„Ich hab den gestern getroffen", erzählte sie fröhlich. Wir erfuhren Details, die wir nicht hören wollten, weil sie zu ihm nach Hause gegangen und in seinem Bett gelandet war. In den letzten zwei Monaten war es nicht das erste Mal, dass sie unverblümt über ihre Bettgeschichten sprach. Sie stand dazu, dass sie häufig einen Mann verführte und Spaß mit ihm hatte, aber nichts Ernstes zuließ. Eine Beziehung und Liebe waren für sie eine Grenzüberschreitung. Olivia wollte schlichtweg ein paar Orgasmen haben, wie sie betonte.
„Hast du im Club nicht letztens erst einen Luke gehabt?", hakte Brandon kritisch nach.
„Der ist Geschichte." Olivia winkte ab und grinste mich breit an. „Tyler ist süß und weiß, was eine Frau braucht."
Die Männer stöhnten und Olivia und ich lachten.
„Themenwechsel!", bat Adam laut und hielt sich die Hände auf den Ohren, was mich noch stärker lachen ließ.
Olivia schubste meinen Cousin. „Nachdem du Jahre mit einem Loch verbracht hast, wirst du jetzt doch bestimmt in andere Gewässer stechen", triezte sie.
„Das werde ich nicht mit dir besprechen, Liv!"
Sie lachte schallend.
Mit ihnen waren Freundschaften ganz leicht. Wir konnten einander aufziehen, scherzen und gemeinsam lachen. Man konnte ernste Themen besprechen und genauso schnell sich lockern und Unsinn von sich geben. Bei ihnen störte es mich nicht, wenn die Themen pikanter waren oder sie mich weinen sahen, weil ich unter der Krankheit und den damit verbundenen Gedanken litt.
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Das Ende steht in den Sternen *PAUSIERT*
Lãng mạnBIS AUF UNBESTIMMTE ZEIT PAUSIERT Leonie hat vor zehn Jahren wie durch ein Wunder überlebt. Nun ist die unbekannte Krankheit zurück und sie steht dem Tod einmal mehr gegenüber. - Mit neun Jahren hat Leonie den Kontakt zu ihrem Cousin in Australien...