„Was hältst du hiervon?" Miranda hielt ein Shirt hoch und grinste mich an.
„Braun?" Ich betrachtete das Stück Stoff kritisch, bevor ich mit meinen Augen zu Olivia schweifte, die uns ebenfalls begleitete. Auch sie war alles andere als begeistert von der Farbe und zeigte das deutlich mit ihrem Gesichtsausdruck.
„Dir steht ja Braun, Mira, aber doch nicht Leo. Leo braucht Grün! Das hier zum Beispiel!" Olivia hielt eine Bluse in der Hand und sah mich fröhlich an. „Probier das an!"
Adam, Nathan und Brandon standen nicht unweit entfernt und beobachteten uns lediglich, wie wir zwischen all den Kleidungsstücken liefen und uns gegenseitig das ein oder andere Stück zeigten. Es war das erste Mal, dass ich mit anderen Frauen shoppen ging. Das war das erste Mal, dass Olivia und Miranda sich mir gegenüber offener zeigten und mich einbezogen. Vielleicht lag es an Nathan und Adam, die mit ihnen gesprochen hatten, denn das hatten sie. Ich hatte es gesehen. Aber es war auch möglich, dass sie mich schlichtweg einbezogen, weil ich ein Mädchen war.
Über die Farben der Stoffe reden, Kleidung anprobieren und darüber urteilen, Tipps geben – sowas kannte ich nicht. Ich hatte das vor Australien immer mit meinen Eltern gemacht. Seit ich hier war, hatte Birgit mich zum Shoppen mitgenommen. Ihretwegen war mein Kleiderschrank voll.
Ich freute mich, in dem Shopping Center mit allen zu sein. Seit Adam mir aus dem Restaurant gefolgt war, verbrachte er mehr Zeit mit mir. Ein paar gemeinsame Filmabende hatten wir verbracht, hatten viel miteinander gesprochen. Er hatte mir von seiner Schulzeit erzählt, von den Partys, wie er Miranda kennengelernt hatte und wann sie zusammen gekommen waren. Sein Leben war unfassbar spannend, während ich über meines nicht redete. Noch immer verschwieg ich die Jahre seit dem Ausbruch der unbekannten Krankheit.
Ausflüge mit meinen Eltern, darüber sprach ich. Nathan hatte etwas gefunden, worüber er mit mir reden konnte und war diesen Weg gegangen. Es war das einzige, worüber ich tatsächlich sehr offen redete und preisgab, wohin meine Eltern mit mir gefahren waren.
Adam wusste nun über meinen Vater, Gerd, und meinen künftigen kleinen Bruder Bescheid.
„Ich find das ja hübsch", meinte ich und hielt ein weißes Shirt vor mir, das mit Palmen und einer Welle bedruckt war.
„Nimm beides", frohlockte Olivia und drückte mir ihre Bluse in die Hand.
„Sollen wir anprobieren gehen? Wir haben alle genug Klamotten." Miranda lief schon zu den Umkleiden und Olivia schloss sich ihr gleich an.
Ich folgte ihnen eher zögernd, denn wirklich an deren Euphorie hatte ich mich nicht gewöhnt. Sie waren laut, selbstbewusst und achteten nicht auf das, was andere über sie denken könnten. Beide Frauen hatten eine gerade Haltung und einen selbstsicheren Gang. Das unterschied mich sichtbar von ihnen.
An Nathan hatte ich mich gewöhnt, liebte seine Nähe und ließ mich von ihm und seiner Laune anstecken. Mit ihm war es einfach, sein Umfeld auszublenden und nur ihn zu sehen.
Das war mit den anderen weniger einfach.
„Komm schon", rief Miranda und winkte mich zu sich.
Ich holte zügig auf, wollte nicht in dem Laden auffallen und Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Es reichte, dass Olivia und Miranda auffielen. Olivia, weil sie mit ihrem auffälligen Äußeren jeden in den Schatten stellte und Miranda, weil sie so hübsch war.
Wir betraten alle eine Umkleide. Miranda und Olivia unterhielten sich weiter, während ich meine Kleidung aufhing und mich auszog. Das Zittern meiner Hände ignorierte ich, wusste, es war stärker geworden und in ein paar Wochen nicht mehr zu übersehen. Bisher hatte ich Glück gehabt, dass niemand etwas bemerkt hatte und nur Nathan das Zittern sah. Nur er wusste, dass es schlimmer geworden war und ich dadurch noch seltener malte als ohnehin schon.
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Das Ende steht in den Sternen *PAUSIERT*
Любовные романыBIS AUF UNBESTIMMTE ZEIT PAUSIERT Leonie hat vor zehn Jahren wie durch ein Wunder überlebt. Nun ist die unbekannte Krankheit zurück und sie steht dem Tod einmal mehr gegenüber. - Mit neun Jahren hat Leonie den Kontakt zu ihrem Cousin in Australien...