„Ich kann dich nach Hause bringen", schlug Olivia vor, das ich erneut verneinte. Sie trug zwei Einkaufstaschen auf ihren Schultern, hatte sich neue Kleidung und Haarfärbung gekauft, während ich es bei ein paar Büchern belassen hatte. Lesen würde in Zukunft meine neue Beschäftigung sein. Etwas, was immer möglich war.
„Es ist nicht mehr weit", sagte ich lächelnd und stellte die Tasche ab, um meine Freundin zu umarmen. „Danke, dass du mich begleitet hast."
Sie grinste. „Nur wir beide ist auch cool." Sobald sie die Umarmung erwidert hatte, bog sie in ihre Straße ein und ich lief allein weiter. Wir hatten den gesamten Vormittag zusammen verbracht, waren in vielen Geschäften gewesen, damit sie fand, wonach sie gesucht hatte. Olivia war schwer zu überzeugen, wenn sie ein genaues Bild vor Augen hatte, was sie haben wollte. Deshalb hatte unser ursprünglich kurzer Ausflug bis zum Mittag gedauert, den wir mit einem gemeinsamen Essen beendet hatten.
Es war schön mit ihr. Ich war gerne mit ihr zusammen, weil sie das war, was ich nie sein konnte. Laut, aufgedreht, offen und direkt. Bei ihr konnte ich Ehrlichkeit erwarten und wusste, sie nahm kein Blatt vor dem Mund, wenn ich ihre Meinung wollte.
Ich nahm mein Handy in die Hand und schaute nach, ob Nathan sich gemeldet hatte. Er war auf der Arbeit kürzer getreten, um jederzeit für mich da sein zu können. Eine Kündigung hatte ich ihm ausgeredet, da er das irgendwann bereuen würde. Nathan brauchte Abwechslung und besonders Ablenkung, um eine Weile nicht über meine Krankheit nachdenken zu müssen. Die Arbeit tat ihm gut, auch wenn er das abstritt.
Nathan hatte noch zwei Stunden vor sich, weshalb mein Handy von ihm nichts Neues anzeigte. Dagegen hatte Brandon sich gemeldet und wollte wissen, ob ich an einem Kinofilm Interesse hatte und ich diesen mit ihm und den anderen anschauen wollte. Bei seiner Formulierung wusste ich, dass eine Ablehnung nicht akzeptiert werden würde und er die Karten bereits besorgt hatte, weshalb ich zusagte.
Während ich die Nachricht schrieb und verschickte, bemerkte ich Miranda, die auf mich zukam. Ihr schneller Schritt und der Ausdruck verrieten, dass sie nicht gut auf mich zu sprechen war. Seit sie mir vor einigen Tagen gedroht hatte, war es das erste Mal, dass wir uns allein trafen.
Meine frühere Freundin, Letizia, hatte mich nicht gehasst. Sie hatte Angst vor der Krankheit gehabt und nicht gewusst, wie sie mit dem Wissen umzugehen hatte. Ihre Angst vor dem Unbekannten hatte sie zu einem schrecklichen Menschen werden lassen, worunter ich gelitten hatte. Letizia hatte mich auf jede erdenkliche Weise gedemütigt und dafür gesorgt, dass mich niemand in seiner Nähe wollte.
Aber von ihrem Gesicht war nie so viel Hass abzulesen gewesen wie bei Miranda.
Das Handy steckte ich ein und akzeptierte die Konfrontation, die unter keinen Umständen gut für mich ausgehen würde. Ich wusste in der Sekunde, dass Miranda die zweite Letizia war, als ich ihr in das Gesicht schaute. Womöglich würde Mirandas Hass für sehr viel mehr Leid sorgen, wie ich es aus Deutschland kannte.
Hierauf konnte man sich nicht vorbereiten. Ich konnte mein Innerstes nicht vor Negativität schützen, aber ich konnte akzeptieren, dass es eine Wiederholung geben würde.
Adam hätte mir erzählen sollen, was genau zwischen ihm und Miranda geschehen war. Ihre Sticheleien hätte ich hingenommen. Ich war schlimmeres gewohnt, weshalb ich mir keine Gedanken gemacht hatte, wenn sie bei Treffen mir gegenüber feindlich gesinnt aufgetreten war. Es musste mehr geschehen sein, dass sie sich getrennt hatten. Mehr, dass Miranda in mir den Grund für die Trennung sah.
„Hallo", sagte ich schlicht und nahm die Träger meiner Tasche in beide Hände.
„Dass du dich überhaupt noch auf die Straße wagst", zischte sie und blickte auf mich herab. Ich hatte Miranda von der ersten Begegnung als wunderschön empfunden. Sie war groß und schlank, besaß einen großartigen Vorbau, den sie mit ihrer engen Kleidung bewusst zeigte. Ihr langes, gelocktes Haar umrahmte ihr zartes Gesicht. Niemand konnte erahnen, wie finster sie dreinschauen konnte oder sie mit ihrem Blick jemanden umzubringen versuchte.
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Das Ende steht in den Sternen *PAUSIERT*
RomanceBIS AUF UNBESTIMMTE ZEIT PAUSIERT Leonie hat vor zehn Jahren wie durch ein Wunder überlebt. Nun ist die unbekannte Krankheit zurück und sie steht dem Tod einmal mehr gegenüber. - Mit neun Jahren hat Leonie den Kontakt zu ihrem Cousin in Australien...