Nathans Schwester hatte sich auf einen Stuhl an meinem Bett gesetzt und erzählte mir von ihm. Man hatte einen Vorwand gesucht, um uns allein zu lassen, was mich verwunderte. Es gab keinen Grund, weshalb ich mit ihr allein reden wollen würde. Nicht einmal Ruby verstand, weshalb Adam und Nathan entschieden hatten, mit Brandon und Olivia in die Cafeteria zu gehen.
Wir machten uns darüber keine weiteren Gedanken. Ich war froh, dass Nathan und Adam ein wenig draußen waren und Luft schnappten. Sie sahen schrecklich mitgenommen aus. Ihr Äußeres bestätigte mir, dass sie die letzten Tage kein Auge zugemacht hatten und am Ende ihrer Kräfte waren. Es war schön, dass sie sich um mich kümmerten und sorgten, mir zeigten, dass sie sich an ihre Worte hielten, aber dass sie unter der Gesamtsituation litten, riss mich nach unten. Ich mochte nicht, sie dermaßen zerstört zu sehen.
Ruby cremte ihre Hände ein und hielt mir die Tube entgegen, die ich dankend annahm. Die Feuchtigkeitscreme roch nach Kamille, was eine willkommene Abwechslung zu dem Krankenhausgeruch war. Ich mochte den Ort nicht, hatte es schon in Deutschland nicht.
„Liv und Nathan passen als Freunde viel besser zusammen. Ich verstehe bis heute nicht, wie sie eine Beziehung eingehen konnten." Ruby lachte. Eine Hand legte sie auf ihren Bauch. Dass sie schwanger war, hatte Nathan nie erzählt. „Sie sind zu unterschiedlich und die Gefühle haben nicht gereicht. Hat er dir von der Beziehung erzählt?"
Ich nickte, denn Nathan war mir gegenüber immer sehr offen gewesen. Nachdem wir erst einmal ein Paar geworden waren, hatte er mir gestanden, was er hinter Olivias Rücken getrieben hatte. Er hatte gewollt, dass ich es von ihm erfuhr und erkannte, dass er ehrlich zu mir war. Vor allem hatte er gewollt, dass ich es von niemand anderem hörte und daraus falsche Schlüsse zog. Nathan wollte nicht, dass ich seine Liebe anzweifelte oder in Versuchung kam zu glauben, er würde sich für andere Frauen interessieren.
Dass es nicht so war, wusste ich.
„Er ist in dich so verliebt", sagte Ruby lächelnd. „Ich habe ihm auch schon gesagt, dass ich ihn noch nie so gesehen habe."
„Wie denn?"
„Wenn er dich ansieht, kann man förmlich seine Liebe für dich sehen. Er hat in dir alles gefunden, was man sich im Leben wünscht." Sie legte ihre Hand über meine. „Du tust ihm gut, Leo. Ich freue mich sehr für euch beide. Ihr seid wie füreinander geschaffen."
Mit einem schiefen Lächeln und wässrigen Augen sah ich sie an. „Dabei solltest du mich verfluchen, weil er durch mich so traurig und verzweifelt ist."
Sie drückte meine Hand. „Das kann ich nicht. Du bist schon vom Leben gezeichnet worden", entgegnete sie leise. „Es tut mir in der Seele weh, meinen großen Bruder so leiden zu sehen, aber ich habe in den letzten zwei Tagen auch gesehen, wie sehr er dich liebt und dich unter gar keinen Umständen verlassen wird. Niemand wird daran etwas ändern können. Nicht einmal du."
Ich schwieg, denn ihr letzter Satz zeigte mir, dass sie meine Gedankengänge erahnte. Natürlich fragte ich mich immer wieder, ob es nicht besser wäre, würde ich die Beziehung beenden und auf Abstand gehen, damit Nathan zu seiner Gelassenheit zurückfand. Er stand morgens mit den Sorgen um mich auf und ging mit diesen schlafen. Immer wieder war er mit meiner Krankheit konfrontiert, dennoch zögerte er nicht. Nathan behandelte die Wunden auf meinem Körper, liebte mich an Orten, wo es möglich war und zeigte der Welt, dass wir zueinander gehörten. Ich war ihm nicht unangenehm. Meine Krankheit schreckte ihn nicht ab.
Selbst meine Mutter war von ihm angetan.
Selbst mein Vater hatte ihn in sein Herz geschlossen.
Nathan wurde zu einem Teil meiner Familie.
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Das Ende steht in den Sternen *PAUSIERT*
RomanceBIS AUF UNBESTIMMTE ZEIT PAUSIERT Leonie hat vor zehn Jahren wie durch ein Wunder überlebt. Nun ist die unbekannte Krankheit zurück und sie steht dem Tod einmal mehr gegenüber. - Mit neun Jahren hat Leonie den Kontakt zu ihrem Cousin in Australien...