Ich wusste, ich konnte keine Bücher mehr binden. Ich wusste, ich konnte nicht mehr malen. Mir war alles genommen worden, was ich mir die letzten Jahre als Hobby gesucht hatte. All das, was mich bisher ausgemacht hatte, war fort. Es stand in meinem Zimmer und würde nun mit Staub bedeckt werden. Wenn meine Beine ihre Funktionen endgültig verloren, dann konnte ich nicht einmal mehr mit Onkel Steven tanzen.
Nicht einmal vor dem Waschbecken konnte ich stehen und meine Zähne putzen. Meine Beine wollten mich nicht tragen und meinen Wunsch erfüllen, dabei hatte ich Nathan versichert, dass ich meine Tätigkeiten im Bad allein erledigen konnte. Zum Teufel mit meinem Stolz, der mich die Worte aussprechen lassen hatte.
Tränen standen mir in den Augen, waren wie gewohnt da und verdeutlichten meine Verzweiflung, während ich mich auf dem Waschbecken abstützte und einen Fuß auf dem Boden abstellte. Ich hasste den Rollstuhl. Hasste meine Eingeschränktheit und Unfähigkeit. Warum war es nur so schwer? Das Gefühl sollte endlich zurückkommen und mir meine Freiheit zurückgeben. Wenigstens Laufen wollte ich. War das zu viel verlangt?
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ich am Waschbecken meinen Halt verlor und mit dem Arm wegrutschte. Im Badezimmer polterte es lautstark und ich fand mich auf dem Boden liegend wieder. Der Rollstuhl war ein Stück von mir entfernt und nicht erreichbar, sodass ich mich nicht einmal hineinhieven konnte.
In dem Raum rauschte das Wasser in das Waschbecken. Für einen kurzen Moment war es das einzige Geräusch, bis die Tür geöffnet wurde und Nathan meinen Namen aussprach. Er hockte sich gleich zu mir, berührte mich sanft an meinem Arm. Ich grummelte lediglich und schob seine Hand von mir, wollte seine Hilfe nicht. Es war zu früh, mich jetzt schon ausschließlich auf andere verlassen zu müssen. Die Krankheit war noch nicht weit genug fortgeschritten.
„Ich schaffe das", presste ich mürrisch heraus und drückte mich in eine sitzende Position. Seit Tagen hatte ich einzig meine Arme belastet, sie mein Körpergewicht tragen lassen. Es sollte mich nicht wundern, dass sie erschöpft waren und sie die Belastung nicht weiterhin ertrugen. Meine Arme fühlten sich an, als würde ich täglich viele Stunden im Fitnessstudio verbringen und einzig sie trainieren. Nur, dass sie keine Muskeln bekamen.
Nathan sah meinem kläglichen Versuch zu, mich an dem Waschbecken nach oben zu ziehen und doch erschöpft auf meinem Po zu fallen. Er gab mir die Zeit, es selbst auszuprobieren und meine Grenze zu finden. Schon gestern, nachdem wir zu dritt viel Zeit in Adams Bett verbracht und geredet hatten, hatte ich meinen Stolz nicht beiseite geschoben und alles allein versuchen wollen. Am Ende brauchte ich dennoch Hilfe, was mich unfassbar wütend auf mich selbst machte.
„Darf ich dir helfen?", fragte Nathan nach zwei Fehlschlägen und trat wieder näher. Mein Schweigen und die eingesunkene Körperhaltung waren Antwort genug. Er half mir nach oben und hielt mich aufrecht, sodass ich immerhin auf meinen Füßen stand, aber er trug mein Gewicht. „Du wirst wieder laufen, Leo", versicherte er mir. „In ein paar Tagen rennen wir wieder über den Sand und dann fange ich dich und du wirst dich wehren. Wir werden fallen und lachen und danach werde ich dich küssen."
„Das wäre schön", murmelte ich lächelnd. Wir sahen einander über den Spiegel über dem Waschbecken an. Noch immer sah er müde aus, hatte letzte Nacht wenig geschlafen, obwohl er mich in seinen Armen gehalten hatte. Adam und Nathan hatten mich festgehalten, hatten mit mir gekuschelt und mir immer wieder gesagt, dass sie nicht wie die deutschen Idioten waren. Sie würden bei mir bleiben und mich auf meinem Weg begleiten.
Ich musste keine Angst haben, dass sie mich als Monster ansehen würden.
„Weißt du, was mir fehlt?" Nathan legte sein Kinn auf meinem Kopf ab. „Du hast deinen blumigen Geruch nicht an dir. Das sollten wir dringend wieder ändern." Ein Lächeln huschte erneut über sein Gesicht und er küsste mich auf den Kopf. „Was hältst du von einem gemeinsamen Bad?"
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Das Ende steht in den Sternen *PAUSIERT*
RomanceBIS AUF UNBESTIMMTE ZEIT PAUSIERT Leonie hat vor zehn Jahren wie durch ein Wunder überlebt. Nun ist die unbekannte Krankheit zurück und sie steht dem Tod einmal mehr gegenüber. - Mit neun Jahren hat Leonie den Kontakt zu ihrem Cousin in Australien...