Ich verpackte gerne Geschenke. Sie in Papier einzuwickeln, sodass es ordentlich aussah, war kompliziert, besonders, wenn die Geschenke unförmig waren. Trotzdem hatte ich es immer gerne gemacht und Jahr für Jahr mit viel Liebe die Geschenke für meine Eltern eingepackt. Das war jetzt nicht anders, doch das Ergebnis frustrierte mich und trieb Tränen in meine Augen.
Ich hasste die Krankheit und ihre Symptome.
Drei mal hatte ich das Papier zerrissen und das Geschenk für Adam neu eingewickelt. Nicht einmal jetzt erfüllte mich der Anblick mit Freude, obwohl ich mir Zeit ließ und alles gab, damit es ordentlich aussah.
Um mich herum lagen viele Schnipsel und noch mehr verschiedene Dekorationen, die ich auf das Geschenk kleben oder mit denen ich es umwickeln konnte. Ich hatte mit meiner Tante unsagbar viel gekauft, was unnötig war, dennoch hatte sie es mir durchgehen lassen. Sie hatte mit einem Lächeln zugesehen, wie ich vor ein paar Tagen vor den Geschenkpapieren, den bunten Bändern, Schleifen und Stickern gestanden hatte. Birgit hatte mich nicht aufgehalten, als ich zugegriffen und mehrere Sachen in unseren Einkaufswagen gelegt hatte.
Und nun verfluchte ich alles.
Es war nur ein sechseckiger Bilderrahmen, in dem ich eine Kollage der letzten Wochen gemacht hatte. Ich hatte mich hinreißen lassen, war überzeugt gewesen, dass der große Rahmen wunderbar in sein Zimmer an die Wand passte und er sich nicht schämen würde. Das war weniger übertrieben, wie ich es mit meiner Fotowand tat, aber genug, dass die Liebe zwischen Adam und mir unverkennbar war.
„Verdammte Scheiße!", rief ich auf Deutsch und riss das Papier herunter. Die Knicke gefielen mir nicht. Ich wollte es schön aussehen lassen. Ich wollte ihn damit überraschen. Mit sechs Ecken würde er sicher nicht sofort auf einen Bilderrahmen kommen. Aber es fiel mir so schwer das Geschenk einzupacken.
Einmal mehr rollte ich das Papier aus und legte den Bilderrahmen darauf. Ich schnitt das Papier passend ab, dann stoppte ich und atmete durch. Mein Herz raste, weil ich mich aufregte. Meine Hände waren von einem Schweißfilm überdeckt. Mich nervte mein Vorhaben.
Besonders das Zittern meiner Hände. Es trieb mich in den Wahnsinn.
„So wütend?", fragte Nathan, der sich hinter mich kniete und an meinen Rücken schmiegte. Seine Arme legte er um meine Schultern, vergrub die Nase in meinem noch feuchten Haar.
„Genervt, nicht wütend", grummelte ich.
„Ich kann dir helfen, weißt du?"
„Dann ist es nicht mehr von mir." Ich lehnte mich nach hinten und ließ den Kopf gegen seine Schulter fallen. Seine Nähe war eine Wohltat. In seinen Armen fühlte ich mich pudelwohl. So wohl, dass mein Herz einen ruhigeren Takt schlug und ich runterfuhr. Nathan war alles für mich geworden. Mein Anker. Mein Ruhepol. Mein Freund. Mein Liebhaber. Wäre mein Leben nicht bereits vorherbestimmt, würde ich aus ihm meine Zukunft machen.
„Du bist schon wieder zu negativ eingestellt", wisperte er an meinem Hals und biss gerade fest genug in die Haut, dass ich zuckte. „Lass uns das Geschenk einpacken, bevor ich auf dumme Gedanken komme und dich ins Bett trage."
„Das klingt verlockend." Ich legte eine Hand über seine und schob meine Finger zwischen seine. In meinem Kopf malte ich mir aus, wie wir uns auf dem Boden verführten und es auf dem Bett zu Ende brachten. Das Geschenk verlor ich für einen Moment aus meinem Blick, mochte viel zu sehr, was Nathan mit meinem Körper machen konnte und wie zärtlich er dabei war.
Nathan gluckste. „Danach, Baby. Lass uns erst das Geschenk einpacken." Er küsste mich auf die Schläfe und rutschte neben mich.
Ein Blick auf ihn versicherte mir, dass er nicht das geringste Interesse am Einpacken des Geschenks hatte, aber die Prioritäten anders legte. Nathan wollte mir meine Last abnehmen. Das tat er immer.
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Das Ende steht in den Sternen *PAUSIERT*
RomanceBIS AUF UNBESTIMMTE ZEIT PAUSIERT Leonie hat vor zehn Jahren wie durch ein Wunder überlebt. Nun ist die unbekannte Krankheit zurück und sie steht dem Tod einmal mehr gegenüber. - Mit neun Jahren hat Leonie den Kontakt zu ihrem Cousin in Australien...