The Betrayal

1. Kapitel

Tupfenjunges purzelte unsanft über den weichen Boden der Kinderstube und seufzte innerlich.
„Aua.", piepste sie ihre Schwester unglücklich an und ihre Bernsteinaugen schimmerten im hellen Dunkel.
„Du wirst besser.", lachte Falkenjunges piepsend, während sie sich zu ihrer besten Freundin schob.
Beide Jungen waren nun genau zwei Monde alt, doch es zeigte sich bereits, dass Kämpfen Tupfenjunges gar nicht lag - ganz zu schweigen vom Schweifjagen ihrer Mutter. Ständig fiel sie hin oder verfehlte die Beute, welche sie anvisiert hatte, um Längen. Ihr waren die Geschichten von Schlammnase, dem Heiler des WaldClans, und den Ältesten um einiges lieber.
„Ich werde nie eine Kriegerin.", die gefleckte Kätzin ließ den Kopf traurig sinken, sodass ihre kleinen Ohren beinah den Boden berührten.
„Jeder hat seine eigenen Stärken.", maunzte Baumblatt, ihre Mutter, sanft. „Falkenjunges ist schnell und stark, dafür denkt sie oft nicht über den nächsten Schritt nach."
Falkenjunges, die gerade noch stolz die Brust nach vorn gereckt hatte bei dem Kompliment, leckte sich jetzt peinlich berührt über das Brustfell. Die braune Königin stupste sie schnurrend an: „Das macht nichts. Das kommt noch mit der Erfahrung."
„Okay Mama. Ich werde mal die größte Kriegerin überhaupt!", piepste das getigerte Junge voller Selbstbewusstsein und ihre eisblauen Augen glitzerten vor Ehrgeiz.
„Da bin ich ganz sicher.", die Kätzin lächelte stolz und putzte ihr mit sanften Strichen über den Kopf.
„Mhm, aber was soll ich denn mal werden?", Tupfenjunges stupste unsicher den Moosball an, der für ihren letzten Sturz verantwortlich war.
Werden sie mich direkt zu den Ältesten schicken?, dachte sie bestürzt und drehte ihre unterschiedlich farbigen Ohren nach hinten.
„Wenn du Kämpfen nicht magst, könntest du vielleicht auch Schlammnases Schülerin werden."
Das Bild des älteren braun-grauen Katers erschien vor ihrem inneren Auge.
„Ja, meinst du?", ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten aufgeregt und emsig bearbeitete sie das Moos mit ihren kleinen Pfötchen. „Dann könnte ich ja mal... Heiler werden?"
„Ja, wenn du das gern möchtest?", miaute Weißblume, Baumblatts beste Freundin, welche die Kleinen lächelnd beobachtete.
Falkenjunges, kuschelte sich an ihre Schwester und stupste die Getupfte mit ihrer Nase an.
„Wir machen es so: ich werde die beste Kriegerin und später Anführerin des Clans und du die allerbeste Heilerin der Welt.", Beide kuschelten sich eng aneinander und ein leises Schurren entwich den zwei Kehlen.
Du bist meine allerbeste Freundin. Mein Schwesterherz., dachte das kleine getupfte Junges und schloss lächelnd ihre Augen.

„Und dieses Kraut hilft gegen Bauchweh.", schnurrte Schlammnase, als er die grünen Blätter sanft mit der Pfote glatt strich.
Das ist alles echt total spannend!, neugierig bewegte die kleine Kätzin ihre Ohren auf und ab.
„Es freut mich, mit welchem Eifer du Alles lernen willst. Dabei bist du noch nicht mal eine Schülerin.", sanft schnippte der Ältere seinen dünnen Schweif gegen ihre Nase, was sie zum Kichern brachte.
„Stimmt leider... Es dauert noch ganze zwei Monde.", ein leiser Seufzer ob dieser unendlich langen Zeitspanne entwich ihrer Kehle. In dem Moment landete etwas Schweres auf ihrem Rücken und warf sie platt auf den Boden.
Ufffff...
„ANGRIFF!", schrie Falkenjunges über ihr und biss ihr spielerisch in das dunkle Ohr.
Beide Junge balgten ungestüm über das WaldClan Lager und kreischten glücklich. Bis Regenklaue aus dem Kriegerbau trat und ihnen einen unwirschen Blick zuwarf.
„Könnt ihr nicht einmal still sein?!", knurrte er wütend.
„Junge müssen sich austoben.", schnurrte Baumblatt sanft, die ihren Platz vor der Kinderstube eingenommen hatte.
Mondsichel, der 2. Anführer des Clans, trat hinzu.
„Aus diesen beiden werden einmal wichtige Mitglieder des Clans." Und mit einem Blick auf Falkenjunges fügte er noch hinzu: „Von dir erwarte ich noch großes."
Das braune Junge riss erstaunt die blauen Augen auf und blinzelte zu dem Kater empor.
„Vo-von mir?" Mondsichel schloss zustimmend die gelben Augen und schritt weiter zum Anführerbau, nur um einen Moment später hineinzuschlüpfen.
„Hast du das gehört???", fiepte sie aufgeregt zu ihrer Schwester und drückte sie so fest wie es ihre kleinen Pfoten zuließen.
„Wir wussten doch schon, dass du die allerbeste Kriegerin wirst.", maunzte Tupfenjunges stolz.
„Meinst du, er wird mal mein Mentor sein?", fragte Falkenjunges aufgeregt.
„Vielleicht, aber das wird Lichtstern entscheiden." Tupfenjunges ließ ihre Bernsteinaugen zu Schlammnase gleiten.
Bei mir steht ja schon fest, wer es wird. Das nimmt einem ein bisschen die Spannung... Aber ich werde mich nicht beschweren!
„Ich werde hart trainieren.", maunzte ihre Schwester und warf sich erneut auf sie, um sie zu Boden zu drücken.
Glücklich und ausgelassen spielten die Geschwister lautstark weiter - unter den gütigen Augen ihrer Mutter.

Lichtstern sprang auf den Großen Felsen und rief die Katzen des WaldClans zu einer Versammlung zusammen.
„Ich fordere alle Katzen, die alt genug sind, um eigene Beute zu machen auf, sich hier am Großen Felsen zu versammeln!"
Während sich nach und nach alle Clanmitglieder versammelten, putzte Baumblatt ihre beiden Jungen emsig.
„Mama...", quängelten beide Geschwister unwillig und wanden sich unter den steten Strichen der warmen Zunge. „Wir sind doch schon sauber..."
„Falkenjunges und Tupfenjunges, tretet bitte vor.", Lichtsterns Stimme erscholl laut über dem Gemurmel der Katzen. Regenklaue flüsterte leise: „Jetzt wird es endlich ruhiger im Clanlager."
Mäusedung, blöder., dachte Tupfenjunges unwillig, als sie ihre Ohren zu dem griesgrämigen Krieger drehte. Doch je näher sie dem Großen Felsen schritt, desto schneller begann ihr Herz in ihrer Brust zu schlagen. Sie blickte zu Falkenjunges hinüber, der es wohl ähnlich ergehen musste.
Das machen wir zusammen. Du und ich., dachte sie glücklich.
„Schlammnase, ich frage dich, bist du bereit Tupfenjunges als deine Schülerin anzunehmen und ihr alles über das Heilen, sowie den Umgang mit dem SternenClan beizubringen?"
Es ist soweit! Wird er? Er wird doch nicht ‚nein' sagen, oder?, nervös knetete sie den Boden unter ihren Pfoten.
Der braun-graue Kater neigte zustimmend den Kopf und seine Augen leuchteten freundlich auf.
„Das werde ich. Tupfenjunges macht einen vielversprechenden Eindruck und ich bin sicher, dass eine großartige Heilerin aus ihr werden wird."
Die Augen der Getupften wurden größer und größer bei so viel Lob, doch bevor sie länger darüber nachdenken konnte, stupste Schlammnase ihre Nase sanft mit der seinen an und leckte ihr anschließend über die Schulter.
„Tupfenjunges, wirst du Alles erlernen, was Schlammnase dir beibringen wird und schwörst du, deinen Clan zu unterstützen, wann immer er dich braucht?", ein Lächeln schwang in der Stimme der älteren Anführerin mit.
„Das werde ich.", miaute sie feierlich und legte den Schweif eng um sich.
„Dann wirst du von heute an bis zum Beenden deiner Ausbildung den Namen Tupfenpfote tragen.", wohlige Schauer durchliefen ihren Körper bei dem Klang ihres neuen Namens. Ich bin jetzt Tupfenpfote.
„Komm mit.", flüsterte Schlammnase und während sich beide an den Rand setzten, erklang wieder die Stimme Lichtsterns: „Mondsichel, ich frage dich, bist du bereit Falkenjunges als deine Schülerin anzunehmen und ihr alles über das Kämpfen, sowie das Jagen und Alles, was du weißt, beizubringen?"
Woah, der 2. Anführer. Wie Falkenjunges es sich gewünscht hat! Ich freue mich so für dich!, dachte die frischgebackene Schülerin glücklich.
Mondsichel schloss nur kurz zustimmend die Augen, ansonsten ließ er sich keinerlei Gefühlsregung anmerken.
„Das werde ich. Ich setze große Stücke auf Falkenjunges und ich bin sicher, dass eine großartige Kriegerin aus ihr werden wird."
Klingt fast genauso wie das, was Schlammnase über mich gesagt hat, mhm.
Falkenjunges stand stocksteif da, als Mondsichel nur kurz ihre Nase mit der seinen berührte und ihr anschließend über die Schulter leckte - wie es der Brauch war.
„Falkenjunges, wirst du alles erlernen, was Mondsichel dir beibringen wird und schwörst du, deinen Clan zu beschützen, auch wenn es dein Leben kosten kann?", und erneut schwang ein Lächeln in der Stimme der Anführerin mit.
„Das werde ich.", maunzte Falkenjunges fest und ihre blauen Augen schimmerten wie strahlendes Eis.
„Dann wirst du von heute an bis zum Beenden deiner Ausbildung den Namen Falkenpfote tragen." und die hellen Augen Lichtsterns funkelten zufrieden.
Nun zogen sich auch Falkenpfote und Mondsichel an den Rand der Menge zurück und dann: „Tupfenpfote! Falkenpfote!", rief der Clan stolz im Chor, um die beiden neuen Schülerinnen willkommen zu heißen.
Ich bin jetzt eine Schülerin! Eine richtige Schülerin!, dachte Tupfenpfote stolz und lief so schnell sie konnte zu ihrer Schwester, um sie als aller erste mit ihrem neuen Namen zu begrüßen.
„Falkenpfote!", rief sie und stupste ihre Schwester liebevoll an. „Tupfenpfote!", antwortete ihre Schwester stolz. „Wir sind jetzt endlich Schüler!"
„Das sind wir!"

Bild von @rat.rights (Instagram)