28. Kapitel

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Schmerzhaft verkrampfte sich der Unterleib der jungen Heilerin und ein leises Stöhnen entrang sich ihrer Kehle. Aaahhh... tut das weh.

Besorgt überprüfte Tupfenherz ihren Bauch und sah sich um. Ihre Freunde und Familie waren auf Patrouille und das Lager wirkte wie ausgestorben. „Ihr kommt zu einem etwas ungünstigen Moment, ihr zwei..."

Wieder wurde ihr getupfter Körper von einer heftigen Wehe geschüttelt und ihre Krallen hinterließen kleine Striemen im kalten Steinboden.

„Tut das weh...", sie verzog ihr Gesicht und schleppte sich in das Kräuterlager. Nur noch Mondstern lag in ihrem Bau, doch seine Tage waren wohl an einer Pfote abzählbar.

Sorgsam nahm sie sich einige Himbeerblätter, etwas Thymian und legte sich noch feuchtes Moos bereit, dann machte sie sich ein kleines Moosnest und ließ sich erschöpft darauf fallen. Wieder tastete sie ihren Bauch ab und erspürte zwei strampelnde kleine Kätzchen. Ein Lächeln spielte unwillkürlich um ihre Mundwinkel und der Schmerz schien zumindest für einen kurzen Moment vergessen zu sein.    

Ihr seid ja bald draußen, ihr zwei. Ihr werdet starke Krieger werden.

Vorsichtig überprüfte sie Lage und Höhe ihrer Jungen und legte sich anschließend in die entsprechende Position.

„Okay, es wird Zeit. Kommt zu mir meine kleinen Schätze."

Ruhig atmete sie tief ein und aus und begann bei der nächsten kräftigen Wehe zu pressen. Der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen, doch sie biss widerwillig die Zähne aufeinander.

„Wenn meine Mutter und meine Schwester das konnten, kann ich das auch!", presste sie zwischen ihren Zähnen hervor, nahm ein paar Himbeerblätter auf und zermahlte sie zwischen den Kiefern.

SternenClan, tut das weh!, doch bei jeder kommenden Wehe presste sie eisern weiter und gab hin und wieder einen leichten Druck über ihre Pfoten nach unten.

Blut und Schleim flossen in das Moosnest und doch konnte sie auch ein kleines schwarz-weißes Köpfchen erkennen, was ihr die Kraft gab weiterzumachen.

Ich gebe nicht auf! Meine Kleinen brauchen mich!

Nach einem weiteren Pressen rutschte das kleine Bündel in das Nest und blieb ruhig liegen.

Besorgt nahm sie das schwarz-weiße Junge auf und begann es von seinem Schleim und Blut zu befreien. Doch das zweite Junge in ihrem Inneren begann sich ebenfalls zu rühren und eine weitere, kräftezehrende Wehe schnürte ihren Unterleib zusammen.

Pressend und putzend kniff sie die Augen vor Anstrengung zusammen, doch dann wurden ihre Mühen belohnt.

Ihr kleiner, schwarz-weißer Sohn begann leise zu fiepsen und sich zu bewegen und sanft putzte sie ihn mit ihrer rauen Zunge, um seinen Blutfluss anzuregen und ihn zu wärmen.

Und mit der nächsten Wehe wurde auch das zweite Junge in die Welt entlassen. Ihre kleine Tochter hatte einen braunen Pelz mit ein paar weißen Flecken und auch sie erlöste sie flink von Blut und Schleim.

Auch von ihr wurde sie mit einem leisen Fiepsen belohnt und legte dann beide sanft an ihre Zitzen, wo sie mit großem Appetit zu saugen begannen.

Die Augen der jungen Heilerin funkelten vor Stolz und Mutterliebe über diese starken und gesunden Junge. Endlich seid ihr bei uns, meine Kleinen.

„Ihr seid ein wahrer Segen für den WaldClan.", maunzte sie ihnen liebevoll zu.

Ich werde eure Namen mit Bärenherz absprechen, doch unsere Tochter würde ich gern... Schlammjunges nennen.

Erschöpft blickte sie aus dem Eingang des Heilerbaus zum Himmel empor.

„Wie fändest du das, Schlammi?", lächelnd putzte sie ihre Jungen sanft und sorgfältig, während sie die restlichen Kräuter mit etwas Wasser aufnahm.

„Tupfenherz?!", ihr Gefährte sprang in den Heilerbau. „Sind das... das... nashi deti?", seine Stimme überschlug sich vor Aufregung und eilig schob er das schmutzige Nestmaterial aus dem Bau und legte seine Familie sanft in ein weiches, neues.

„Ja, mein Schatz. Das sind unser Sohn und unsere Tochter.", stolz deutete sie auf das schwarze und das graue Junge.

„Wir brauchen noch Namen für die beiden. Ich hatte an... Schlammjunges für unsere Tochter gedacht.", ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten vor Glück.

Bärenherz nickte fröhlich. „Da. Ein wundervoller Name. Nach einem wundervollen Kater für eine wundervolle Kätzin. Was hälst du von Dunkeljunges für unseren Sohn? Nach... Pierre...", seine gelben Augen verdunkelten sich kurz und Tupfenherz gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. „Das ist eine sehr schöne Idee. Mein Mischka. Dann ist es beschlossen? Schlammjunges und Dunkeljunges."

Liebevoll kuschelte sich die neue Familie aneinander und die Königin putzte jeden Einzelnen davon, während ihr Gefährte vor Glück und Liebe tief schnurrte.

„Ya tebya lyublyu, moy tselitel'.", flüsterte er. „Gryazi i Symrak"

„Ich liebe dich auch.", maunzte sie leise. Schlamm und Dunkel. Unsere zwei Geschenke.

Tupfenherz blinzelte lächelnd, als sie auf der nebligen Lichtung erwachte.

„Hallo?", maunzte sie und zwei Gestalten schälten sich aus dem Nebel. „Sei gegrüßt, junge Tupfenherz. Wie ich höre hast du gute Neuigkeiten?", Silberstern lächelte sie voller Güte an.

„Ja.", die junge Heilerin strahlte glücklich. „Schlammjunges und Dunkeljunges sind ihre Namen."

Bei ihren Worten schmiegte sich Schlammnase in ihre Seite. „Wirklich... schöne Namen.", flüsterte ihr ehemaliger Mentor und seine grünen Augen schimmerten feucht.

„Ich wollte, dass der Clan sich an dich erinnert. Denn du... warst... bist mein bester Freund Schlammi."

Der SternenClanKater schnurrte liebevoll. „Und du bist wie eine Tochter für mich. Doch das weißt du ja."

Silberstern hüstelte leise und beide Katzen, in ihrem Moment der Zweisamkeit verbunden, blickten zu ihr auf.

„Es tut mir leid, dass ich euch unterbrechen muss, doch wir haben nicht viel Zeit. Tupfenherz, der Schwarze Tod ist noch immer im Lager! Er wird erst verschwinden, wenn der Mond untergegangen ist."

„Aber... außer Mondstern geht es allen gut und niemand scheint sich mehr anzustecken?"

A-aber... meine Junge?! Nein, ich lasse nicht zu, dass sie Herzjunges Schicksal teilen müssen!

„Was soll ich tun?", maunzte sie ängstlich und fuhr unwillkürlich ihre Krallen aus.

„Abwarten und die Augen offen halten. Aber... auch von mir: Herzlichen Glückwunsch."

Langsam verblasste die Szenerie um Tupfenherz und mit einem kurzen Abschiedswinken, fiel sie in einen tiefen und traumlosen Schlaf.

Wenn der Mond untergeht wird der Schwarze Tod den Wald verlassen. Ob Mondstern sterben muss? Aber das wird er doch sowieso, wie es scheint... Ich wüsste nicht, was ich noch für ihn tun kann oder sollte...


Bild von @caramelcandymonster (Instagram)

The Betrayal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt