3. Kapitel

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Schlammnase sortierte aufmerksam seine Kräuter, als Tupfenpfote ihn vorsichtig von hinten ansprach – besorgt ihn zu erschrecken, weil sie ihn aus seiner Konzentration riss.
„Ich gehe mit Falkenpfote in den Wald Kräuter suchen. Brauchen wir etwas dringend?“, maunzte sie dann, als der grau-braune Kater sich zu ihr umwandte.
„Mhm, wenn du etwas wilden Knoblauch fändest, wäre das wirklich sehr schön. Ansonsten können wir alles gebrauchen, was der Wald uns gibt.“, ihr Mentor lächelte sie an, während die Schülerin nickte.
„Ich werde so viel sammeln, wie ich tragen kann.“
„Denk aber daran nie zu viel von einer Pflanze zu nehmen, damit sie den Verlust wieder ausgleichen kann.“, erinnerte der Heiler sie und seine grünen Augen schimmerten warm.
„Keine Sorge, ich werde aufpassen!“
„Es ist schön sein Wissen mit jemandem teilen zu können, der sich so sehr dafür interessiert und eignet, wie du.“
„Ach iwo, das würde doch Jeden interessieren.“, murmelte sie peinlich berührt und machte eine abwehrende Geste mit der Pfote.
Ich liebe es, eine Heilerin zu sein. Danke, Schlammnase, für diese Chance.
Und schon stürmte Falkenpfote voller Tatendrang in den Heilerbau, um ihre Schwester abzuholen.
„Komm, lass uns losgehen. Die Sonne steht schon ganz oben!“
„Okay, okay, ich komme.“, lachte die getupfte Schülerin. „Bis später.“, maunzte sie ihrem Lehrer zu, berührte seine Flanke mit ihrem Schweif und verließ den Heilerbau. Und schon waren sie aus dem Lager in den Wald verschwunden.
„Sag mal, wie findest du eigentlich Flammenpfote?“, maunzte die Kriegerschülerin plötzlich, ohne sie dabei anzusehen.
„Flammenpfote?“, Tupfenpfote war erstaunt. „Mhm, er ist Langschweifs Schüler, nicht wahr? Scheint eigentlich ganz nett zu sein. Wieso?“
Falkenpfote zuckte nur nichtssagend mit ihren Schultern. „Na ja…“, wand sie sich unter dem bernsteinfarbenen Blick ihrer Schwester.
„Er hat so schöne braune Augen.“, schwärmte sie dann.
„Bist du etwa… verliebt?“, lachte die Heilerschülerin und erntete dafür einen bösen, eisblauen Blick.
„Ich… ich weiß nicht.“, brummte sie nur und machte einen Schmollmund.
„Ach komm, erzähl es mir.“, die Getupfte lächelte ihre Schwester sanft an.
Liebe. Über so Etwas habe ich ja noch nie nachgedacht. Sind wir dafür nicht noch etwas jung?
„Wehe du lachst.“, brummelte Falkenpfote, doch dann kehrte das verklärte Glitzern zurück in ihre Augen. „Er bringt immer große Frischbeute vom Jagen zurück und Kämpfen kann er auch super. Er wird bestimmt bald zu einem Krieger ernannt.“
„Das klingt doch toll und wie sieht es zwischen euch aus?“, die kleine Kätzin lächelte. Verliebt, meine Schwester. Wer hätte das gedacht? Also ich nicht.
Die Braune sah sie verblüfft an. „Was meinst du mit: zwischen uns?“
„Na, wie steht er zu dir? Habt ihr schon mal geredet? Seid ihr Freunde?“
Die Kriegerschülerin ließ erst den Kopf und schließlich auch ihre Schultern hängen.
„Ich glaube, er weiß nicht mal, dass es mich gibt… Wir haben noch nie miteinander gesprochen und ich bin ja noch nicht so lange Schülerin und er ist bald ein toller Krieger…“
Tupfenpfote schmiegte sich liebevoll an ihre Flanke.
„Mach dir keinen Kopf. Du bist etwas ganz Besonderes, Schwesterherz, und das wird er ganz sicher bemerken. Du musst ihm nur die Chance dazu geben.“
„Wie denn?“, jammerte die Schülerin und in ihren eisblauen Augen sammelten sich Tränen. „Er kennt mich doch gar nicht…“
„Sprich ihn an – überzeug ihn von dir. Fang eine Maus und teile sie mit ihm. Du wirst das schon schaffen.“, mit diesen Worten leckte sie ihr über die Schulter.
Jetzt verteile ich Beziehungstipps. Wer hätte das gedacht? Ich schon wieder nicht.
„Aber jetzt sollten wir tun, weswegen wir überhaupt hier sind. Du jagst Etwas – Etwas großes, um es mit Flammenpfote zu teilen und ich schau mich mal nach Kräutern um.“
„Okay.“, schniefte ihre Schwester und trottete nach rechts, tiefer in das Unterholz hinein.
Keine Angst, er wird sicher schnell merken, wie unsagbar liebenswert du bist.
Nun allein gelassen, blickte Tupfenpfote sich unschlüssig um.
Was sollte ich suchen? Ach ja, wilder Knoblauch. Mhm, wo finde ich den denn?
Die kleine Kätzin dachte darüber nach, wie wilder Knoblauch roch und die kleinen Knollen aussahen und plötzlich erschien vor ihren geschlossenen Augen ein kleiner gelber Faden.
Was… was ist das?, dachte sie irritiert, denn sowas hatte sie bisher noch nie gesehen.
Nachdenklich öffnete sie ihre Augen, doch der goldene Faden – frei in der Luft schwebend – blieb. Sie blickte sich um, doch Falkenpfote war nirgends mehr zu sehen und Rufe hätten nur die Beute aufgeschreckt und für den Rest der Jagd verscheucht.
Mhm, na gut, dann folge ich dir. Irgendwohin musst du ja führen.
Die getupfte Schülerin schlich lautlos durch das Unterholz, bis sie das Ende des Fadens gefunden hatte und zwar genau: vor einem Büschel wildem Knoblauch, beziehungsweise seinen aus der Erde schauenden Blättern.             
Seltsam. Beim SternenClan. Danke.
Sie grub sorgsam die Erde auf, pflückte einen Teil des Büschels mit seinen weißen Knollen und trottete mit dem Bündel im Maul zurück zu der Stelle, an der Falkenpfote und sie sich getrennt hatten.
Ihre Schwester wartete bereits auf sie, mit einem riesigen Eichhörnchen zwischen den Zähnen und dem buschigen Schweif um ihre Pfoten gelegt.
„‘uper ‘emacht.“, miauten beide im gleichen Moment und mussten daraufhin lachen, wobei sie darauf achteten nicht an ihrer ‚Beute‘ zu ersticken.
Es ist schon erstaunlich, wie anders und gleich wir doch sind., fuhr es ihr durch den Sinn.


Bild von @opeethuo (Instagram)

The Betrayal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt