8. Kapitel

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Schlammnase kniff nachdenklich die Augen zusammen und brummte dann leise.                       
„In Ordnung. Benenne mir bitte zwei Gesetze aus dem Gesetz der Heiler und begründe diese.“, abwartend drehte er seine Ohren und betrachtete sie mit seinen grünen Augen.
Tupfenpfote sah nachdenklich von den Kräutern auf, die sie gerade einsortiert hatte und schloss einen Moment lang die Bernsteinaugen.
„Eine Heilerkatze ist verpflichtet jede Katze zu heilen und/ oder ihr zu helfen, egal welche Herkunft sie hat. Trotzdem gehen verletzte Clankammeraden vor andere Katzen.“, rezitierte sie artig. Ihr Mentor nickte leicht zuckte mit einem seiner Ohren. Für ihn ist es auch das wichtigste Gesetz.
„Meiner Meinung nach ist dies das Wichtigste der Gesetze. Gerade als ein Heiler darf man leidende Katzen nicht im Stich lassen, vor allem wenn man ihr Leiden verringern könnte. Katzen in Not zu helfen ist unsere Aufgabe und das darf man nicht abhängig davon machen, wo und wie sie geboren wurden! Immerhin kann Niemand etwas für seine Herkunft.“, die junge Kätzin musste kurz verschnaufen, da sie sich etwas in Rage geredet hatte.
Schlammnase lächelte sie sanft an. „Sehr gut. Du denkst wie eine richtige Heilerin.“ Bei dem Lob zuckte sie stolz mit der Schwanzspitze, versuchte sich aber ansonsten nichts weiter anmerken zu lassen.
„So, nun das zweite Gesetz.“
„Heilerkatzen pflegen eine gute Beziehung zu Heilern aus den anderen Clans, aber halten sich aus den Streitigkeiten der Clans raus.“, miaute sie nach einem kurzen Nachdenken und mit schief gelegtem Kopf. Auch wenn es im StadtClan eigentlich keine Heiler gibt…, dachte sie missbilligend und rief sich die Zweibeinerbauten vor Augen in deren Nähe ihr Lager sein musste.
„Gut, gut“, miaute der graue Heiler zustimmend und lächelte nun fröhlich auf. „Und weiter?“
„Dieses Gesetz ist wichtig, da Heiler manchmal die Grenzen übertreten müssen, um sich gegenseitig zu unterstützen oder um Kräuter auszutauschen, wenn diese im Gebiet des jeweiligen Clans nicht mehr vorhanden sind. Heilerkatzen dürfen dann nicht angegriffen werden, denn das wäre ein schrecklicher Verrat vor dem SternenClan.“
„Wunderbar!“, maunzte er stolz und seine Schülerin plusterte ihren kurzen Pelz glücklich auf. Habe ich bestanden?
Doch Schlammnase war noch nicht fertig. Nun humpelte er zu Tupfenpfote und streckte ihr schmerzverzerrt die rechte Vorderpfote hin.
„Oh große Heilerin.“, lamentierte er und konnte sich das schiefe Lächeln nur schwer verkneifen. „Meine Pfote tut so schrecklich, schrecklich weh…“
Die junge Kätzin grinste breit und untersuchte die Pfote sorgfältig.
„Was ist denn passiert?“, fragte sie so ernst sie konnte und spürte ihre Mundwinkel zucken.
„Ich bin ganz schlimm umgeknickt und jetzt kann ich sie weder bewegen, noch belasten…“, miaute er jammervoll.
„Mhm, ich kann so nicht genau sagen, ob es nur verstaucht oder ob es gebrochen ist, deswegen behandeln wir es erstmal nur grob, bis die Schwellung abgeklungen ist.“ Eilfertig lief sie los und kam kurze Zeit später mit einem Büschel Beinwell, einem geraden Stock und etwas Binse wieder.
Vorsichtig zerkaute Tupfenpfote das haarige Kraut und strich den Brei um die Pfote ihres Mentors zu einer Packung. Im Anschluss an das Bandagieren mit Spinnweben brachte sie noch sorgsam den Stock an und band ihn mit Binse an seinem Bein fest.
„So, das dürfte genügen. Du solltest die Pfote erstmal nicht belasten und dich ausruhen. Ich sehe später noch nach dir.“, miaute sie nachdem sie fertig war.
Uuund…?
Jetzt kicherte Schlammnase hörbar und putzte ihr sanft die Ohren.
„Perfekt, du hast die Überprüfung mit sehr gut bestanden. Die Gesetze waren gut begründet und behandeln konntest du mich auch.“, sorgsam putzte er sich nun die Rückstände des Kräuterbreis herunter und lächelte sie dabei an.
„Es dauert lange ein Heiler zu werden, viel länger als der Weg der Krieger, aber du bist auf dem besten Weg dahin.“
Etwas peinlich berührt bei all dem Lob, putzte sich die getupfte Schülerin über das Brustfell und spürte ihre Wangen heiß werden. Ich habe es geschafft!, jubelte sie innerlich, während sie äußerlich bemüht ruhig blieb. Das muss ich unbedingt Falkenpfote erzählen!
Doch in diesem Moment konnte sie ihre Schwester schon rufen hören und ein leises Kichern entwich ihr. Manchmal glaube ich wir sind irgendwie verbunden., schmunzelnd schaute sie zu Schlammnase, der ihr nur zunickte.
„Geh nur. Für heute hast du dir eine Pause verdient.“, maunzte er und auch er konnte ein kleines Schmunzeln nicht unterdrücken.
Lächelnd verließ sie den Heilerbau und stolperte prompt in Falkenpfote, die direkt vor dem Eingang auf sie gewartete hatte.
„Uff.“, machte sie noch, doch ihre Schwester hielt so eine kleine Lappalie nicht ab. Übermütig drängte sie Tupfenpfote an den Rand des Lagers.
„Ich muss dir etwas Unglaubliches erzählen!“, ihre Augen waren weit aufgerissen und funkelten vor Aufregung.
„Öhm okay? Lass hören.“, miaute sie weiter lächelnd und kuschelte sich in das Fell der Braunen.
„Flammenseele hat mich gefragt, ob ich seine Gefährtin sein will!“, gegen Ende des Satzes ging ihre Stimme in ein schrilles Quietschen über. Oi, oi, oi.
„Und?“, fragte sie interessiert. „Was hast du gesagt?“
Dabei ist sie selbst noch keine Kriegerin und Flammenseele erst seit ein paar Monden… Ist das überhaupt erlaubt?
„Ich hab >Ja< gesagt!“, flüsterte die Kriegerschülerin rau und quietschig.
„Das ist ja wundervoll!“, jubelte Tupfenpfote entgegen ihres leisen Zweifels. Hauptsache sie ist glücklich und sie sind ja schon eine ganze Weile ineinander verliebt – das muss doch auch Etwas zählen.
„Und bald habe ich mein Kriegerprüfung…“, ihre Schwester schaute betreten zu Boden und die Begeisterung fiel mit einem Mal von ihr ab. Stimmt, wir sind jetzt 11 Monde. Kriegerschüler sind jetzt alt genug, um ihre Prüfung abzulegen. Heilerschüler müssen mindestens 15 Monde alt sein.
„Was ist los?“, sie stupste ihre Schwester sanft an, denn dieser Anblick war ja nicht auszuhalten.
„Was wenn ich durchfalle? Er wird nicht mit einer Katze Zusammensein wollen, die…“, Falkenpfote legte die Ohren an und da schimmerten doch tatsächlich ein paar Tränen in ihren blauen Augen.
Sanft putzte Tupfenpfote ihrer Schwester über den Kopf.
„Du wirst nicht durchfallen, denn du bist super im Jagen, geschickt im Kampf und Klettern und Schwimmen ist auch kein Problem für dich. Und selbst wenn, wäre Flammenseele ein Mäusehirn, wenn er dich deswegen nicht als Gefährtin haben wöllte.“
Du bist der Hauptgewinn und wenn er das nicht sieht, hat er dich auch nicht verdient.
Liebevoll kuschelten sich die beiden Schwestern aneinander, sodass es aussah, als wären sie zwei Teile eines Ganzen.
„Ich bin froh, dass ich dich habe.“, murmelte Falkenpfote leise.
„Darüber bin ich auch froh.“, flüsterte sie. Wir bleiben für immer zusammen, bis wir in den Ältestenbau ziehen müssen. Versprochen.

Bild von @candles_____ (Instagram)

The Betrayal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt