27. Kapitel

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Trauer krampfte ihr kleines Herz schmerzhaft zusammen, als sie an das Grab dachte, welches sie im Wald graben würden. Meine Schuld... es ist alles meine Schuld...

An Mandelauge, die leise vor sich hin schluchzte, und Bärenherz gekuschelt, hielt sie bei Dunkellicht die stumme Totenwache.

Für mich kamen sie hierher und nun ist er fort. Vom Schwarzen Tod geholt... Ob er sich wohl dem SternenClan anschließen durfte? Ich hoffe es sehr... Oh Pierre... Mein lieber, guter Pierre... Bitte, vergib mir.

Es war alles sehr schnell gegangen: Wellenpfote und Sonnenwolke waren dabei sich unter der intensiven Pflege langsam wieder zu erholen, während Mondsterns Zustand keinerlei Veränderung zeigte.

Wenige Tage nach ihrer Ankunft im WaldClan rannte dann Mandelauge mit vor Angst geweiteten Augen in den Heilerbau. „Tupfenherz?! Bitte komm schnell!" und die getupfte Heilerin hatte ihre Tasche eilig aufgenommen und war hinter ihrer Freundin aus dem Lager gerannt. Dunkellicht, der fiebrig und zitternd am See lag, wurde von ihr vor Ort mit Lavendel und Mutterkraut behandelt und dann vorsichtig von den beiden Kätzinnen zurückgetragen.

Er hat sich angesteckt! Wie konnte das nur passieren?, dachte sie panisch und versuchte sich gleichzeitig ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Bitte SternenClan, er darf nicht von uns gehen! Nicht jetzt, wo er endlich einen Ort gefunden hat, an dem er glücklich ist und in Frieden leben kann.

Leise seufzend presste sie ihre Nase in sein nun kaltes und stumpf gewordenes Fell. Vor ihren bernsteinfarbenen Augen sah sie den jungen schwarzen Kater, wie er stolz den Wall geflickt hatte und seinen ersten Specht mit ihr geteilt hatte.

Bärenherz plusterte sein dichtes Fell auf. „Moy Drug.", flüsterte er leise und die junge Heilerin lächelte traurig. Ja, das war er. Ein guter und treuer Freund.

Trotz der Informationen, die Kräuternase ihr gegeben hatte, hatte sich der Zustand des schwarzen Kriegers immer weiter verschlechtert. Immer wieder hatte er sich erbrochen, obwohl die Heilerin ihn einzig mit Kräuterwasser fütterte. Seine Augen waren trüb geworden und seine Schmerzen so stark, dass selbst Mohnsamen kaum noch Wirkung gezeigt hatten.

Bitte SternenClan, was kann ich denn nur tun?, immer wieder sandte sie Gebete gen Himmel und tat alles für Dunkellicht, was ihr möglich war.

In ihrem Herzen geisterten die Worte des ersten Heilers, die sie nicht zulassen wollte.

Einige Katzen konnten wir nicht retten, doch andere schafften es. Wiederum andere wurden gar nicht erst infiziert. Welchem Muster diese Krankheit folgte haben wir nicht herausgefunden.

„W-wir sollten ihn beerdigen.", maunzte Mandelauge tränenerstickt und Bärenherz nickte nur stumm. Ihr Gefährte nahm den leblosen Körper auf und Tupfenherz führte sie durch den Wald zum Friedhof ihres Clans.

Gemeinsam gruben sie ein Loch in der richtigen Größe und Tiefe und ließen dann den Leichnam sanft hinein gleiten. Zu dritt verschlossen sie das Grab mit der weichen Erde und die getupfte Kätzin konnte kaum zusehen, wie Dunkellicht langsam im Boden verschwand.

Die Tortur des jungen Kriegers war kurz und unaufhaltsam gewesen. Einen Tag später an Sonnenhoch schloss er seine Augen und öffnete sie nicht mehr. Die junge Heilerin sank erschüttert und entkräftet zusammen und stieß ein leises Jaulen der Agonie aus – es hatte nichts mehr gegeben, was sie noch hatte tun können.

Die Siamkatze, die keinen Moment von seiner Seite gewichen war, zuckte zusammen und begann zu schluchzen.

Bärenherz war noch auf Grenzpatrouille und kam erst dazu, als Tupfenherz den Körper, mit Lavendel und Rosmarin eingerieben und für die Totenwache aufgebahrt hatte.

„Er war ein guter Freund.", flüsterte Mandelauge und Bärenherz nickte sanft. „Ich hätte mein Leben für seines gegeben. Ohne zu zögern."

Die Heilerin lauschte den beiden, die Erinnerungen austauschten und dachte an die Junge, die in ihrem Inneren heranwuchsen. Die Arbeit und die Schwangerschaft zehrten jeden Tag mehr an ihr. Es ist bald soweit. Nur noch wenige Tage. Meine Hüfte schmerzt..., doch dann schallt sie sich. Dunkellicht... Verzeih mir, dass ich in so einem Moment an solche Nichtigkeiten wie meine Hüftschmerzen denke... Ich hoffe dir geht es gut beim SternenClan und eines Tages werden wir uns wiedersehen.

Sanft und voller Liebe begann sie ihre beiden Vertrauten zu putzen, lauschte ihren Worten und warf etwas ein, wenn sie etwas beitragen konnte. Du wurdest sehr geliebt, mein Freund.

Als Tupfenherz im Heilerbau ankam, säuberte sie diesen ächzend und kümmerte sich um ihre Patienten.

Wellenpfote ging es schon deutlich besser, sie nahm wieder feste Nahrung auf und kräftigte ihren Körper mit kleinen Übungen, die Tupfenherz ihr aufgegeben hatte.

Auch Sonnenwolke war auf dem rechten Weg, das Fieber war verschwunden und das Erbrechen ebenfalls. Nur Mondstern ging es nach wie vor schlecht und die junge Heilerin wusste nicht, was sie noch für ihn tun sollte.

Hinter einem Nest, das die Kätzin hinaustrug, lag eine kleine Knolle Fenchel, an dem schal der Geruch von Dunkellicht wahrnehmbar war.

Tränen der Dankbarkeit und des Verlustes stiegen ihr in die Augen und rannen über ihre Wangen.

Sie musste dahinter gerutscht sein – eine kleine Knolle Fenchel, gegen ihre Hüftschmerzen.

Danke., sie schluchzte leise und die Tränen fielen auf die krautige Pflanze. Danke, dass du so ein guter Freund warst. Der beste, den man sich wünschen konnte.

Sorgsam nahm sie einen Bissen und schluckte ihn, von den Tränen salzig geworden, hinunter.

Leb wohl. Pierre.


Bild von @Kat Mcpherson (Facebook)

The Betrayal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt