29. Kapitel

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Es ging mit ihm zu Ende. Tupfenherz saß an Mondsterns Krankenbett und flößte ihm immer wieder Wasser gemischt mit zerkleinerten Kräutern ein.                   

Ich wüsste nicht, was ich noch für ihn tun sollte. Es ist sowieso ein Wunder, dass er noch immer am Leben ist.

Kurz sah sie mit einem liebevollen Blick zu ihren schlafenden Jungen. Die Geburt war erst wenige Tage her, doch die beiden machten sich prächtig. Falkenfeder war eine unglaublich stolze Tante, die bei den Namen der Kleinen fast in Tränen ausgebrochen wäre. Mandelauge hatte gestrahlt und laut verkündet, dass sie, sobald beide feste Nahrung zu sich nehmen könnten, ihnen als erste eine dicke Maus fangen würde.

Der schwarze Krieger neben ihr hustete und blutiger Speichel troff aus seinem Maul. Sein Atem kam nur stoßweise und sein Herzschlag war verlangsamt und äußerst schwach.

Hätte er keine neun Leben gehabt, wäre er schon längst tot... Vielleicht sollte ich ihm den Übergang erleichtern.

Ein erneuter, heftigerer Hustenanfall schüttelte den geschwächten Kater, dann atmete er einmal tief ein und aus und verstummte.

„Ist es jetzt vorbei?", vorsichtig untersuchte sie ihren Patienten nach seinen Vitalzeichen. Da war kein Puls mehr und keine Atmung. „Ich habe dich gehasst, beim SternenClan, doch dieses Ende habe ich dir nicht gewünscht... Mögest du nun endlich in Frieden ruhen."

Die junge Heilerin wollte den Leichnam gerade für die Totenwache vorbereiten, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung entdeckte.

Verwundert blickte sie sich um, mehrere Stängel Lavendel noch im Maul. Durchscheinende Katzen verließen den verstorbenen Anführer und Tupfenherz war sicher, dass dies seine neun Leben waren. Eine der Katzen war die ehemalige Anführerin Lichtstern, ein anderer war Rindenkralle, ihr Vater. Die weiteren Katzen kannte sie nicht, dafür war sie wohl noch zu jung, doch bei der letzten Gestalt, die sich manifestierte, erstarrte sie.

Dies war ein schwarzer Schatten mit giftig grünen Augen. Seine Aura ließ das Blut in ihren Adern gefrieren und im Gegensatz zu den anderen verschwand er nicht, sondern wurde... präsenter.

Mit einem abstoßenden Grinsen blickte er zu der getupften Königin.

„Hallöchen. Wenn das mal nicht die kleine Tupfenherz ist.", seine Stimme klang wie ausgefahrene Krallen, die über die Oberfläche eines Steins gezogen wurden.

Vor Angst erstarrt, blieb sie stocksteif stehen und wartete stumm ab, was nun geschehen mochte.

„Du fragst dich sicher wer ich bin, nicht wahr?", er kicherte, was erstaunlicherweise noch hässlicher klang, als seine Sprechstimme.

„St-stimmt.", antwortete sie und schob sich unauffällig zwischen ihn und ihre Jungen.

„Ich komme aus dem Wald der Finsternis. Dem Gefängnis der bösen Seelen.", wieder kicherte er schrill und Tupfenherz hätte sich am liebsten die Ohren mit den Pfoten zugehalten.

„Und... und was willst du hier? Und warum warst du... in... Mondstern?", ihre Stimme klang zittrig und deutlich ängstlicher, als sie es wollte, wofür sie sich selbst am liebsten auf den Schwanz getreten wäre.

Die giftig grünen Augen in dieser schattenhaften Silhouette fixierten sie boshaft.

„Ich habe ihn übernommen, was denn sonst?", wieder das schauderhafte Kichern. „Er war schon als junger Krieger ein ehrgeiziger und neidischer Charakter. So ein leichtes Opfer. Doch da warst du noch nicht einmal geboren. Er war schon längst tot und alles was er zu deinen Lebzeiten getan hat – das war ich!"

The Betrayal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt