9. Kapitel

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Die ältere Kätzin mit dem sandfarbenem Fell sprang auf den Großen Felsen und begann laut zu miauen:
„Ich fordere alle Katzen auf, die alt genug sind, um eigene Beute zu machen, sich hier zu versammeln.“, ihre Stimme klang rau von ihrem fortgeschrittenen Alter, doch die Autorität war so stark wie eh und je. Es würde noch eine Menge Monde dauern, bis sie sich dem Ältestenbau anschließen musste.
Tupfenpfote putzte das Fell ihrer aufgeregten Schwester und kicherte leise.
„Es ist so weit!“, flüsterte Falkenpfote hibbelig, während sich die Lichtung mit Katzen füllte.
Es ist soweit. Du hast viel trainiert und jetzt wird ein Teil deines Traumes wahr.
Baumblatt, ihre Mutter, winkte von einer Seite und ihre Schwester warf der braunen Kätzin ein schiefes Grinsen zu. Auf der anderen Seite wartete Flammenseele stolz auf die Ernennung seiner inoffiziellen Gefährtin.
Die getupfte Heilerschülerin blickte sich um, während sie ihrer Schwester beruhigend zuschnurrte. Mondsichel, der 2. Anführer des Clans, fiel ihr sofort ins Auge. Das Glitzern in seinem Blick, während er Lichtstern beobachtete, ließ ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Er will wirklich unbedingt Anführer sein. Dass das Niemandem auffällt... Sieht das denn Keiner? Oder will es nur Keiner sehen.
In diesem Moment sah er sie an und das war fast noch schlimmer. Schnell wandte sie ihren Blick ab und flüsterte Falkenpfote beruhigende Worte zu.
Du hast es ja gleich geschafft.

„Sind alle anwesend?“, miaute Lichtstern fragend und ließ ihren hellen Blick über die Lichtung schweifen. „Mondsichel, tritt bitte vor!“ und augenblicklich betrat der schwarze Kater mit dem hellen Gesicht die Mitte des Kreises.
„Mondsichel, bist du davon überzeugt, dass deine Schülerin bereit ist eine Kriegerin zu werden?“
„Ja, davon bin ich überzeugt.“, erwiderte er mit tiefer Stimme und bei diesen Worten stellten sich Falkenpfotes Haare auf.
Du wirst eine unglaublich gute Kriegerin sein. Eines Tages sogar die Beste, davon bin ich überzeugt!, und Tupfenpfote lächelte stolz, während die sandfarbene Anführerin nickte.
„Gut. Ich, Lichtstern, Anführerin des WaldClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese junge Schülerin herabzublicken. Sie hat hart trainiert, um eure edlen Gesetze zu erlernen und nun empfehle ich sie euch als Kriegerin.“, sie machte eine kunstvolle Pause und blickte nun Falkenpfote direkt an. Diese setzte sich nun kerzengerade auf und blickte zurück, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln.
„Falkenpfote, versprichst du, das Gesetz der Krieger zu ehren und deinen Clan zu beschützen, selbst wenn es dich dein Leben kosten kann?“, ihre Stimme bekam einen ernsten Tonfall, denn ihr eigener Vater, Wespenbart, war für den Clan gestorben. Es handelte sich hierbei also nicht nur um eine Floskel, sondern war tatsächlich so ernst gemeint, wie es klang.
„Ja, ich verspreche es.“, miaute sie mit fester Stimme und tappte langsam in die Mitte der Lichtung.
Sie ist schon so erwachsen., lächelnd bemerkte die getupfte Schülerin, wie ihr Tränen in die bernsteinfarbenen Augen stiegen. Ich bin so stolz auf dich, Schwesterherz.
„Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen. Falkenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Falkenfeder heißen. Der SternenClan ehrt deinen Eifer und deine Entschlossenheit und wir heißen dich als vollwertiges Mitglied im WaldClan willkommen.“, würdevoll sprang sie herab und legte ihre Schnauze vorsichtig auf den Kopf der neuernannten Kriegerin, die ihr respektvoll über die Schulter leckte.
In diesem Moment wurden die Rufe im Clan laut: „Falkenfeder, Falkenfeder, Falkenfeder!“
Tupfenpfote sprang auf die Pfoten und rannte zu ihrer Schwester hinüber, um sie als erste mit ihrem neuen Namen zu begrüßen.
„Falkenfeder ist ein wunderschöner Name.“, miaute sie stolz, nahm sie stürmisch in ihre Pfoten und stupste ihre Nase an die ihrer Schwester, während diese aus dem Schnurren gar nicht mehr heraus kam.
Fröhlich lächelnd übergab sie ihre Schwester, die neue Kriegerin, dann an ihren Gefährten, nun wohl auch offiziell – leider durfte sie nun nicht sprechen.
Von nun an bis die Sonne wieder aufgehen würde musste sie schweigen, denn neue Krieger mussten über ihren Clan eine Nacht lang lautlos Wache halten.
Ein wenig schwermütig blickte sie der neuen Kriegerin hinterher und ließ sich kurz auf ihren Hintern sinken. Jetzt ist sie eine Kriegerin und hat einen Gefährten… die Zeit bleibt nicht stehen. Ich hätte gern die Nachtwache mit ihr verbracht, aber neben Flammenseele wäre ich wohl nur unnötiger Ballast.
Blinzelnd schaute sie sich um und bemerkte Mondsichel, der sie wie so oft mit seinem seltsamen Blick betrachtete, ja geradezu anstarrte. Was will er nur?! Was hat er gegen mich?, mies gelaunt trottete sie in den Heilerbau und rollte sich eng in ihrem Nest zusammen.
Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich so einsam und alleine… Einsam unter so vielen Katzen...

Bild von @ivinity (Instagram)

The Betrayal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt