The Betrayal

26. Kapitel

"Falkenfeder?", Tupfenherz trat unsicher zu ihrer Schwester, nachdem sich die Versammlung in leisem Gemurmel wieder aufgelöst hatte.
"Ja?", die eisblauen Augen funkelten hell und die junge Heilerin wusste in ihrem Inneren, dass ihre Schwester endgültig von wo auch immer wieder zurückgekehrt war.
"Ich... ich muss dir noch etwas sagen, bevor du mich offiziell zur Heilerin des WaldClans erklärst...", unruhig knetete sie den Boden zu ihren Pfoten.
"Was meinst du?", unbekümmert und fröhlich tänzelte die getigerte Kätzin vor ihr herum, als wäre sie wieder das Junge von damals. "Das habe ich doch gerade eben getan. Jetzt wird endlich alles gut."
"Ich erwarte Junge.", flüsterte Tupfenherz leise und blinzelte besorgt den Boden an.
"Du... bitte waaas???", quietschte die 2. Anführerin überrascht und riss ihre blauen Augen auf. "M-mit... Bärenherz?"
Die getupfte Kätzin nickte nur, denn der neue Name ihres Gefährten wollte ihr noch nicht so recht über die Zunge kommen.
"Das ist doch wundervoll!", platzte Falkenfeder heraus und Tupfenherz zuckte überrascht zusammen.
"Aber... Heiler dürfen das nicht...", ihre Schnurrbarthaare zuckten unglücklich und ihr Gesicht wurde heiß. Und jetzt?
Mit einer eleganten Bewegung glitt die junge Kriegerin an die Seite ihrer Schwester und schmiegte sich sanft an ihre Flanke.
"Das ist doch egal. Niemand kann dir einen Vorwurf machen. Du konntest nicht wissen, dass man dich fortjagen und anschließend zurückholen würde.", schnurrte sie sanft und begann ihren Kopf zu putzen.
Tupfenherz genoss diese intime Geste und endlich war da wieder diese Verbundenheit zu ihrer Schwester, die zu ihnen gehört hatte, seit sie sich ein Nest in der Kinderstube geteilt hatten.
Mit einem Auge blickte sie zu Michail, nein Bärenherz, der ihr sanft zunickte und der, von Eisherz geführt, mit Mandelauge und Dunkellicht durch das Lager geführt wurde.
"Es ist also okay? Bist du sicher?", flüsterte die junge Heilerin und Falkenfeder gab ihr mit einem Schwanzschnippen zu verstehen, dass ihre Zustimmung außer Frage stand.
"Nachfolgenden Heilern wird das wohl aber nicht gestattet werden können.", die 2. Anführerin verzog missmutig ihr Gesicht. „Das werden wir ihnen dann irgendwie erklären müssen."
"Ich verstehe.", maunzte sie und nickte leicht. "Diese Gesetze gibt es ja nicht ohne Grund."
Tupfenherz erinnerte sich daran, wie Schlammnase ihr vor so vielen Monden die Gesetze der Heiler gelehrt hatte und sie im Anschluss über jedes einzelne diskutiert hatten.
"Gut. Du wirst es deinen zukünftigen Schülern erklären müssen, ich halte mich da raus.", schelmisch grinsend putzte Falkenfeder nun über ihren Rücken und unterdrückte nur mit Mühe ein leises Kichern.
Und endlich konnte die Heilerin ihren Blick ebenso voller Freude erwidern.
Ich bin also wirklich zurück? Und eine Heilerin? Schlammi, ich bin wirklich und wahrhaftig eine Heilerin! Ich werde dir keine Schande bereiten, dass schwöre ich dir! Ich bin die erste und einzige Heilerin mit einem Gefährten und Jungen... Aber ich werde das schaffen, ganz sicher!, ein kleiner Tritt unterbrach ihre Gedankengänge und ihre Schwester quietschte erfreut auf.
"Sie bewegen sich! Das werden mal großartige Krieger, ganz klar!"
Meine Jungen werden Krieger in dem Clan, in dem ich geboren wurde. So etwas hätte ich nie zu träumen gewagt., Tränen des Glücks stiegen in ihre Augen. Vor wenigen Tagen hätte ich an so etwas nicht einmal denken können.
Etwas ärgerlich wischte sie sich mit einer Pfote über die feuchten Augen. Wann bin ich denn zu so einer Heulsuse geworden? Ich muss stark sein! Für meine Jungen! Für meinen Clan!
Und für den Moment der Geborgenheit, lagen die zwei Schwestern Seite an Seite aneinander gekuschelt – als hätte es die langen Monde der Trennung zwischen ihnen niemals gegeben.

Tupfenherz betrachtete den Kater, dessen schwarzes Fell verfilzt in alle Richtungen abstand. Die gelben Augen waren verschleiert und huschten von einer Ecke des Heilerbaus in eine andere.
"Ich sollte dich in deinem eigenen Dreck verrecken lassen.", maunzte sie kalt, doch dann blinzelte sie leicht und die Wärme kehrte in ihre bernsteinfarbenen Augen zurück. "Und obwohl es das war, was du mit mir vorhattest, werde ich es nicht tun. Ich werde niemals so sein, wie du. Niemals."
Ich bin eine Heilerin und eine Heilerin hilft jeder Katze, egal von welcher Herkunft oder mit welcher Vorgeschichte – zu deinem Glück.
Mit geübten Bewegungen wusch sie den erkrankten Kater mit feuchtem Moos und flößte ihm im Anschluss einen Brei aus verschiedenen Kräutern mit viel Wasser ein.
Genauso verfuhr sie mit Wellenpfote und Sonnenwolke, die beide sogar noch schlechter aussahen, als ihr Anführer.
Tupfenherz seufzte schwer, als sie den kleinen Körper der Schülerin betrachtete, welcher sie so sehr an Herzjunges erinnerte.
Ich werde euch helfen. So gut ich kann. Genau dafür bin ich zurückgekehrt.
Lavendel, um das Fieber zu senken, Huflattich, gegen die Atembeschwerden, Rosmarin zur Kräftigung und Kamille, um den Magen zu beruhigen.
Immer auf die Atmung ihrer Patienten bedacht, damit nichts von den Kräutern versehentlich in die Luftröhre anstelle der Speiseröhre gelangen würde.
Im Anschluss gab sie jedem drei Mohnsamen und entfernte jegliches schmutzige Nestmaterial. Furchtbar sieht es hier aus...
Dann, nachdem der Heilerbau wieder bewohnbar und einladend aussah, holte sie für jeden eine Maus und half ihnen dabei diese zu fressen, indem sie das Fleisch zu einem weichen Brei zerkaute.
Die Reste vergrub sie beim Schmutzplatz, damit sich auch ja niemand anstecken würde.
Kräuternase meinte, man müsste sie streng vom Clan isolieren und ihre Symptome so gut wie möglich zu behandeln. Manche schaffen es dann und manche eben nicht... Ich werde mein Bestes geben, versprochen.
Sorgsam desinfizierte die junge Heilerin ihre Pfoten mit wildem Knoblauch und tappte dann aus dem Heilerbau.
Falkenfeder teilte gerade die Patrouillen ein und Mi... nein Bärenherz schloss sich ihnen leise schnurrend an, allerdings nicht ohne vorher zu ihr zu kommen und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu geben.
"Ya tebya lyublyu.", maunzte er sanft und dann war er auch schon fort – Pflichten erledigen.
Wie ein richtiger Krieger., lächelnd blickte sie ihm hinterher und putzte sich anschließend über das zerzauste Brustfell.
Dunkellicht half Leuchtpelz bei der Verstärkung der Lagerwälle und Mandelauge erneuerte mit Eisherz das Nestmaterial der verschiedenen Baue.
So eine schöne Betriebsamkeit. Wie früher... Wie durch ein Wunder gehören wir alle hierher. Es ist nicht die Geburt, die uns zu dem macht, was wir sind, sondern der Weg den wir selbst wählen., lächelnd sah sie zum Himmel empor und lauschte den Geräuschen des Clans, ihres Clans.

Bild von @belly_draws18 (Instragram)