Eine Heilerkatze ist verpflichtet jede Katze zu heilen und/ oder ihr zu helfen, egal von welcher Herkunft. Trotzdem gehen verletzte Clankammeraden vor anderen Katzen., es war ihr als würde Schlammnase in ihrem Inneren das Gesetz der Heiler rezitieren und Tupfenherz wusste genau was sie zu tun hatte. Ich werde dir helfen, fremder Kater. Deine Zeit zu gehen ist noch nicht gekommen. Das lasse ich nicht zu!
Wie versteinert blickten die zwei Straßenkatzen sie an, während die getupfte Clankatze den fremden, flauschigen Kater untersuchte. Seine Atmung kam stockend, sein Puls war unrhythmisch und obwohl sie nie zu einer vollwertigen Heilerin ernannt worden war, wusste sie genau was sie jetzt zu tun hatte.
An Kräuterwissen hatte es ihr nicht gefehlt, einzig Kampf und Jagdtraining waren noch übrig gewesen – ein Glück für ihren heutigen Patienten
Flink und zielsicher kramte sie alle Utensilien und Kräuter, die sie brauchen würde, um die Wunden behandeln zu können, aus ihrer Kräutertasche.
Seine Wunden waren nicht tief, aber dafür zahlreich: eine Wunde zierte sein Gesicht, fast wie ihre eigene, viele Kratzer zogen sich über seine Flanke und seine rechte Vorderpfote war bereits blutverkrustet.
Eilig säuberte sie seine Wunden mit Ampfersaft, den sie sorgfältig aus der Pflanze presste und drückte Spinnweben als Kompressen auf die tieferen Verletzungen, um die Blutungen zu stoppen.
Schmerzerfüllt kniff er bei dieser Prozedur die Augen zusammen und stöhnte leise auf.
„Alles wird gut, dafür sorge ich...", flüsterte sie ihm leise ins Ohr und stieß ein beruhigendes Schnurren aus. „Bol'", hauchte er in einer ihr unbekannten Sprache. Bol?
Im Anschluss befestigte sie ihren Druckverband mit Binse an seinem Körper, damit jener nicht verrutschte. Um seinen Kopf band sie ebenfalls eine Kompresse, die sich von seinem dunklen Fell hell abzeichnete.
Sein Auge... ich hoffe er verliert es nicht...
Danach wandte sie sich seiner verletzten Vorderpfote zu: eine seiner Krallen war aus der Pfote gerissen worden und sein Bein war von kleinen Kratzern übersät.
Nachdem sie auch hier die Blutung auf ein Minimum herabgesenkt hatte, strich sie einen Brei aus Ginster, den sie vorher sorgsam zerkaut hatte, auf sein gesamtes Bein und verband es mit Spinnweben. Mit einem Stock, der nicht weit entfernt gelegen hatte, stabilisierte sie sein Bein und band auch diesen mit Binse an ihm fest, um es weitgehend zu stabilisieren.
Stolz begutachtete sie ihre Arbeit und gab ihm zum Abschluss noch ein paar Mohnsamen, um seine Schmerzen zu lindern.
Lächelnd hörte sie in ihrem Kopf Schlammnase beifällig miauen, während er durch ihre Augen ihr Werk begutachtete.
Ich vermisse dich alter Freund... Was sie wohl mit dir gemacht haben? Ob er bestraft wurde, weil er mir helfen wollte?
Etwas außer Atem drehte sie ihren Kopf der anderen Kätzin zu und blinzelte sie ernst mit ihrem einen Auge an.
„Er braucht Ruhe und muss sich an einem sicheren Ort erholen! Wo gibt es einen solchen Unterschlupf?"
Immer noch schweigsam nahmen beide Katzen den verletzten Kater auf ihre Rücken und trabten in eine Richtung davon – unsicher, wohin sie sich wenden sollte, folgte die Verstoßene den dreien auf der Pfote.
Wo soll ich auch sonst hin?Das verfallene Zweibeinernest war größer als ein einzelner Bau des WaldClans, aber doch um einiges kleiner als ihr ehemaliges Lager.
„Ähm... schön habt ihr es hier.", murmelte sie etwas nervös und die andere Kätzin sah sie mit zuckenden Schnurrbarthaaren an.
Jetzt hatte Tupfenherz auch genug Zeit sie von Kopf bis Pfote zu betrachten: die Kätzin hatte eisblaue Augen, kurzes cremefarbenes Fell und ein dunkles Gesicht, dunkle Beine und einen dunklen Schweif. Eine Katze wie sie, hatte die junge Heilerin noch nie gesehen, doch ihre Augen erinnerten sie an Jemanden.
„Anata wa daredesu ka?", miaute die Kätzin mit einer hohen, weichen Stimme und die ehemalige Heilerin blinzelte verwirrt.
„Wie bitte?", fragte sie und ihr eines Ohr drehte sich unruhig dabei nach vorn und zurück, während die andere Kätzin den Kopf schüttelte.
„Verzeih... ich meinte: wer bist du? Wo kommst du her und wieso kannst du das?", ihre blauen Augen starrten sie ehrfurchtsvoll an, als sie all die Fragen heraussprudelte.
„Mein Name ist Tupfenherz.", antwortete die Getupfte schüchtern. „Ich komme aus einem Wald ein paar Tagesreisen von hier. Mhm... und ich kann das, weil ich es gelernt habe seit ich kaum älter als ein Junges war.", sie lächelte leise, als sie erneut an Schlammanse denken musste. „Wer... wer seid ihr?"
Die Siamkatze neigte respektvoll ihren Kopf.
„Du kommst also nicht von hier.", es war eine Feststellung, keine Frage. „Mein Name ist Yuki, der Kater, den du gerettet hast, heißt Michail und das dort.", sie deutete auf den schlanken, schwarzen Kater mit den leuchtend gelben Augen. „Das ist Pierre.", sie schnurrte freundlich.
„Bonjour.", maunzte jener nur schlicht und saß wachend bei Michail, den dünnen Schweif um eine seiner Pranken geringelt.
Warum nur reden die hier alle so seltsam?, dachte die Verstoßene verwirrt.
„Und ihr lebt hier?", fragte sie schnell, um das Gespräch zu erhalten und weil es sie tatsächlich interessierte.
„Ja.", Yuki lächelte zaghaft. „Ich weiß, es ist nicht sehr hübsch, aber es ist ein Dach über dem Kopf und mittlerweile ist es unser Zuhause." Nun musste auch Tupfenherz lächeln, denn diese andere Kätzin gefiel ihr zunehmend – vielleicht sogar so sehr, um eines Tages Freunde zu werden.
Die Siamkatze legte interessiert den Kopf schief und funkelte sie mit ihren blauen Augen an.
„Wenn du nicht von hier bist, hast du sicher nichts zum Schlafen, oder? Willst du vielleicht hierbleiben? Michail wird deine Hilfe sicher noch ein bisschen brauchen und es wäre das Mindeste, um unsere Dankbarkeit auszudrücken.", ihre sanfte Stimme war Balsam für die Seele der getupften Kätzin.
„Das wäre wirklich nett von euch." und ohne es zu Wollen begann auch sie leise zu schnurren.
Danke, gelber Faden..., dachte sie schlicht und stupste die Fremde vorsichtig mit einer ihrer Pfoten an.Diese Nacht schlief Tupfenherz nicht allein und in einem hohlen Baum, sondern an drei andere, atmende Katzen gekuschelt.
Danke, Silberstern..., das Herz der getupften Kätzin schmerzte das erste Mal seit Tagen nicht mehr und am Himmel über der Stadt leuchtete ein Stern besonders hell.Bild von @riddlemuck (Instagram)

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The Betrayal
Mystery / ThrillerThe Betrayal handelt viele, viele Blattwechsel nach The Brightest Star. Tupfenjunges und ihre Schwester Falkenjunges sind direkte Nachkommen der legendären Silberstern und auch ihnen steht Großes bevor, wenn auch für jede anders als gedacht. Währen...