21. Kapitel

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„Okay, erzähl uns alles!“, miaute Yuki aufgeregt, die die vergangenen Ereignisse immer noch nicht begreifen konnte und ihre hellen Augen funkeln ließ.
Tupfenherz saß unerwartet eng an Michail geschmiegt und lächelte die Siamkatze sanft an.
„Na gut, aber danach begraben wir die Geschichte.“, antwortete sie grinsend und ihre Schnurrbarthaare zuckten amüsiert.
Pierre war noch immer sprachlos, hatte das schwarze Fell leicht gesträubt und den Schweif eng um seine Pfoten geschlungen. Einzig ein leises „Oui“ brachte er hervor und schloss dann ergeben seine Augen.
„Nun gut… Gestern als ich spazieren war, habe ich Kräuter gesammelt. Ein spezielles Kraut, um genau zu sagen.“
„Wolfsmilch, richtig?!“, platzte es aus der jungen Kätzin heraus, da sie schon unterwegs unzählige Fragen gestellt hatte und die Getupfte nickte lächelnd.
„Sehr richtig. Wolfsmilch ist eine Giftpflanze, die ich in meiner Ausbildung kennengelernt habe. Der Saft dieser Pflanze wirkt temperatursenkend und lähmend, sobald er in den Körper des Opfers gelangt.“ Pierre sog scharf die Luft ein und Tupfenherz ging auf, dass sie zu sehr wie eine Heilerin gesprochen hatte.
„Ähm, was ich damit meinte ist, dass er weder schwer verletzt ist beziehungsweise wurde, noch an der Pflanze sterben wird.“, maunzte sie bestimmt.
Ich glaube, egal wie schlecht eine Katze auch ist, ich könnte nicht damit leben für ihren Tod verantwortlich zu sein…, unwillkürlich drückte sie sich noch ein Müh enger an den Sibirischen Waldkater und in einer ungewohnten Sanftheit legte Michail wortlos seinen buschigen Schweif um sie.
Der schlanke, schwarze Kater nickte leicht und ein vorsichtiges Lächeln . „C’est bien, wir sollten nicht für das Ende eines Katzenlebens verantwortlich sein.“
„So empfinde ich auch, doch ich glaube, dass Scar nun so verängstigt ist, dass er uns nicht mehr gefährlich werden kann.“
Der große, dunkle Kater blinzelte zustimmend und nickte ein Mal leicht.
„Da, ich kenne Katzen wie ihn. Die Anderen sind ihm gefolgt, weil sie ihn fürchteten, doch sie haben ihn in einem Moment gesehen, in dem er schwach und ängstlich war. Sie haben ihn sicher fallengelassen, wie eine tote Maus. Jetzt ist er allein und ungefährlich und das weiß er auch.“
So viel hatte Michail fast noch nie an einem Stück gesprochen und Tupfenherz Bernsteinaugen wurden groß.
Er hat so eine schöne, tiefe Stimme., ein liebevolles Lächeln umspielte unbemerkt ihre Mundwinkel, während sie ihn betrachtete.
„Und das hast du dir alles ausgedacht? Für… für uns?“, maunzte Yuki ungläubig und ein leises Schniefen entwich ihrer Kehle.
Die ehemalige Heilerin legte den Kopf schief, stand dann auf und schmiegte sich an die kleine Siamkatze.
„Ja, das habe ich. Weil… weil ihr jetzt meine Familie seid…“, druckste sie leise.
„Da.“
„Oui.“ 
„Hai.“, maunzten die drei Katzen zeitgleich und Tupfenherz wurde ganz warm in ihrem Inneren.
„Ich… ich danke euch.“, schnurrte sie glücklich und blinzelte flink.
"Arigato gozeimasu.", antwortete Yuki herzlich und knuddelte sie fest.
Mein neuer Clan…

Zwei dunkle Schatten schälten sich aus der Dunkelheit und die kleinere Gestalt kicherte leise.
„Wo gehen wir hin?“, maunzte die kleinere, getupfte Kätzin mit heller Stimme.
„Eto sekret.“, flüsterte er sanft und mit rauer Stimme und Tupfenherz nickte leicht, obwohl er dies wohl nicht sehen konnte.
Nach einem kurzen Pfotenmarsch über mehrere Donnerwege der Stadt, kamen sie auf einem kleinen Hügel etwas außerhalb an.
Der Ausblick war beeindruckend – ähnlich dem, der sich auf dem Dach ihres Zweibeinernestes bot. Wieder sah man all die tausend Lichter der Zweibeiner, die ein seltsame Ruhe und Geborgenheit ausstrahlten.
„Es ist wirklich schön.“, maunzte sie leise und atmete tief durch.
„Du… bist wunderschön.“, antwortete er mit rauer Stimme.
Verblüfft drehte sich Tupfenherz um und riss die Augen auf, als Michail ihre Nase mit der seinen berührte.
„W… waa… waaas?“, stieß sie leise hervor, doch der Sibirische Waldkater gab ihr mit der Schwanzspitze ein Zeichen zu schweigen und so klappte sie ihr Maul langsam zu.
„Sag bitte nichts.“, flüsterte er und schnurrte kehlig auf. „Du hast mich gerettet, als ich verwundet war und… und… ich habe mich verliebt. In dich. In die Kätzin, die warmherzig, außerordentlich klug und gütig ist.“
Ein angenehmes Prickeln begann sich in ihrem gesamten Körper auszubreiten und ihr wurde mit jedem Wort mehr und mehr warm ums Herz.
„Ich… ich habe mich auch in dich verliebt.“, schnurrte sie sanft und berührte nun seine Nase mit der ihren. In einen Kater, der für seine Familie und seine Freunde kämpft, der ein gutes Herz hat und bei dem ich mich Zuhause fühle.
Für einen gemeinsamen Moment hielten die zwei Katzen diese intensive Berührung, doch schlussendlich lösten die Beiden sich wieder voneinander.
„Ich… ich will dich seit ich dich kenne.“, maunzte der große Kater rau, wenn auch verlegen und Tupfenherz schloss kurz die Augen. Doch sie kannte ihre Antwort darauf, wusste was ihr Körper ihr dazu sagen wollte und wie sie reagieren würde.
„Ich will dich auch.“, miaute sie flüsternd und schmiegte sich in seinen weichen Pelz.
Für einen kurzen Moment stieg in ihr die Erinnerung auf, wie sie Falkenfeder erklärt hatte, wie der Geschlechtsakt ablaufen würde.
Ich hatte nicht erwartet, dass es bei mir je dazu kommen würde…, vorsichtig blickte sie zum Silbervlies empor. Ich wurde verbannt. Dieses Gesetz berührt mich nicht mehr., dachte sie dann bestimmt und für eine Sekunde durchzuckte ein scharfer Schmerz die Narbe, die ihr Gesicht zeichnete.
„Willst… willst du mich wirklich?“, fragte sie unsicher. „Obwohl ich… so aussehe?“
Traurig senkte Tupfenherz ihren Kopf. Ich bin doch hässlich mit dieser Narbe.
Sanft leckte er über das Gesicht der jungen Heilerin und stieß dabei ein wohliges Schnurren aus.
„Niemand ist so hübsch wie du. Diese Narbe zeigt, dass du gelebt hast, dass du es wert bist geliebt zu werden und… Ja tebya lyublyu.“, flüsterte er. „Das heißt: Ich liebe dich.“
Ihr Herz schlug so schnell, dass sie glaubte es würde ihr zerspringen und in ihren Augenwinkeln sammelten sich Tränen.
„Ich liebe dich auch.“, maunzte sie leise, obwohl es noch so viele andere Worte in ihrem Herzen gab.
Beide Katzen schmiegten sich immer wieder an einander, als wäre dies ein Tanz, den die beiden gemeinsam einstudiert hatten.
Beide Schnurrten in einem Brustton, der anders und doch gleich wirkte.
Und nach einem langen Moment der Gemeinsam- und Zweisamkeit presste sich die junge Kätzin auf den Boden und der große Kater glitt langsam und vorsichtig auf ihren Rücken.
Es ist so weit. Es fühlt sich so süß und doch ein wenig falsch an. Aber… Ich will es. Ich fühle es, er ist der Richtige.
Und gemeinsam wurden sie eins.
Gemeinsam eins und allein zu zweit. Du bist mein. Michail. Mein Mischka. Ich liebe dich und ich danke dir.

Bild von @nightyart (Instagram)

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