10. Kapitel

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Nachdenklich strich ihr bernsteinfarbener Blick über die Lichtung und als er auf die braun getigerte Kriegerin fiel, begann etwas in ihrem Kopf zu arbeite.
Irgendwas… irgendwas stimmt nicht…, ihr Blick engte sich ein wenig, während sie angestrengt zu überlegen begann. Ich komme nicht darauf.
Die Kätzin brachte gerade eine Maus, sowie ein Eichhörnchen zum Frischbeutehaufen, um ihren Fang darauf abzulegen. Aufmerksam studierte die Getupfte je Bewegung, jeden sich anspannenden und wieder entspannenden Muskel.
Als sich die Kriegerin dann zu ihr umwandte und gemächlich auf sie zu trottete, ging der Heilerschülerin ein kleines Licht auf. Man konnte es kaum erkennen, doch wenn man es bemerkt hatte, war es unverkennbar.
„Du…“, Tupfenpfote betrachtete ihre Schwester ernst und schloss einen Moment lang die Augen. Seit etwas mehr, als einem Mond war Falkenfeder nun eine Kriegerin und doch… sie hatte sich nicht nur geistig verändert.
Interessiert umkreiste sie ihre Schwester mehrfach, nachdem sie die Augen langsam wieder geöffnet hatte und begutachtete sie von oben bis unten.
„Du bist schwanger!“, platzte es aus der jungen Heilerschülerin heraus, als keinerlei Zweifel mehr übrig waren. Ich bin mir gaaanz sicher!
Falkenfeder riss die eisblauen Augen auf und hob unwillkürlich eine Pfote an ihren Bauch.
„W-wirklich?“, miaute sie überrascht und blinzelte ihre Schwester ungläubig an.
Ein wenig jung, aber ich weiß, dass du eine großartige Mutter sein wirst, Schwesterherz!
Die Wangen ihrer Schwester waren rosig und ihr Bauch wölbte sich ganz leicht hervor – für einen Krieger noch nicht zu bemerken, doch für einen Heiler deutliche Zeichen für eine Schwangerschaft.
„Komm mit zu Schlammnase, er wird es dir bestätigen!“, Tupfenpfote zog ihre Schwester hinter sich in den Heilerbau und konnte dabei ein Grinsen nicht unterdrücken.
"H...hey, Schwesterchen!"
Obwohl es ihr sichtlich unangenehm war, ließ die braune Kriegerin sich schicksalsergeben ziehen.
„Schlammnase?“, rief die Getupfte schon voraus und ihr Mentor drehte sich fragend nach ihr um.
„Was gibt es denn?“, brummte er und legte den Kopf schief, um die beiden Schwestern näher in Augenschein zu nehmen.
„Schau sie dir an und zwar ganz genau! Was siehst du?“
Ich… ich werde Tante!, ihre Gedanken wirbelten in alle Richtungen, während sie auf die Antwort des alten Heilers wartete. Ich bin mir ganz, ganz sicher!
Der der Graue brummte missbilligend während er Falkenfeder genau untersuchte, denn für ihn war sie noch viel zu jung, um sich in die Kinderstube zu begeben.
Sie ist jung, ja. Aber sie ist auch eine vollwertige Kriegerin mit einem Gefährten. Letztlich war es sowieso nur eine Frage der Zeit, wann es geschehen würde.
„Nuuuun, ich denke du wirst bald Junge gebären. Auch wenn du dir dafür ruhig etwas mehr Zeit hättest lassen können.“, miaute er gedehnt, doch dann lächelte er seine Schülerin an.  „Jetzt hast du die Möglichkeit eine Königin selbst zu behandeln. Das ganze Paket – deine Patientin.“, schnurrte er und knuffte ihr sanft in die Flanke.
Tupfenpfotes Augen glitzerten vor Glück. Ich werde meine eigenen Nichten und Neffen zur Welt bringen. Das werde ich ihnen noch als Älteste erzählen!
Stolz plusterte sie ihr geflecktes Fell auf und brachte Falkenfeder zur Kinderstube. Ihre Schwester ließ sich führen, ohne ein Geräusch von sich zu geben – noch immer völlig überrumpelt und nicht ganz auf der Höhe.
„Hallo Weißblume. Du, Eisjunges und Wellenjunges bekommen einen neuen Mitbewohner.“, maunzte sie eifrig, während ihre Schwester dabei immer noch sehr verdattert aussah.
Die weiße Königin lächelte Falkenfeder freundlich an, die keine Miene verzog und in die Luft starrte.
„Heute erfahren?“, miaute sie mitleidvoll.
„Jaaa…“, hauchte die junge Kriegerin unsicher und fokussierte nun die weiße Königin.
„Heilerkatzen sind da nicht sehr zimperlich.“, maunzte sie schmunzelnd und betrachtete Tupfenpfote mit einem leicht missbilligenden Blick.
„Tja, ich bin eben eine richtige Heilerin. Ich geh ja schon.“, kicherte sie, als Weißblume sie spielerisch anfunkelte und warf ihrer Schwester noch einen abschließenden Blick zu.
„Wenn du etwas brauchst, dann sag mir Bescheid, ja?“
„In Ordnung.“, Falkenfeder sah nun schon etwas besser aus und lächelte sogar leicht. „Ich bekomme wirklich Junge, oder?“
„Ja.“, antwortete die Heilerin lächelnd. „Und du wirst das großartig machen.“
Jetzt grinsten sich beide Schwestern an und legten die Wangen sanft aneinander.
„Ich werde Mutter.“
„Ich werde Tante.“, miauten beide gleichzeitig und kicherten glücklich.
Keine Angst, du musst das nicht allein überstehen. Mama und dein Gefährte sind bei dir und ich, ich werde immer an deiner Seite sein. Versprochen.
Tupfenpfote putzte ihrer Schwester liebevoll über den Kopf und lächelte sie liebevoll an.
„Ich lasse dich das erstmal verarbeiten und schicke dir Flammenseele vorbei sobald ich ihn sehe.“
„Meinst du er wird sich freuen?“, Falkenfeder klang besorgt und ihre Stirn runzelte sich ein wenig.
„Natürlich wird er das! Ihr werdet eine Familie: du, er, kleine Junge und ich bin dann die verrückte Tante.“, miaute sie kichernd, um die Besorgnis aus ihrem Gesicht zu wischen.
„Du spinnst doch.“, doch auch sie konnte sich nicht halten vor Lachen und schien die Angst Zurückgewiesen zu werden für den Moment zu vergessen.
„Ich werde dir helfen so gut ich kann, dass weißt du doch.“
„Jaaaa, das weiß ich doch. Ich bin so froh, dass ich dich habe.“, liebevoll blickte Falkenfeder sie an.
Unsere Familie bekommt Zuwachs. Unser Glück wird ein Stück größer.

Bild von @dewfrost__ (Instagram)

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