6. Kapitel

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Die Sonne versank langsam hinter den Baumwipfeln, doch die beiden Schwestern lagen noch am Rande der Lichtung und gaben sich fröhlich die Zunge.
„Duuu? Sag mal…“, Falkenpfote machte eine kurze Pause und blickte peinlich berührt zu Boden. Tupfenpfote leckte ihr sanft über das linke Ohr. „Was denn? Du weißt doch, du kannst mir alles sagen.“, schnurrte sie.
Ihre Schwester sah sie kurz beschämt an und dann zur Seite. „Du darfst aber nicht lachen!“
„Okay, ich verspreche nicht zu lachen.“, schnurrte sie und wartete geduldig ab, während sie bereits jetzt mit einem Lächeln ringen musste. Mhm, ob ich das halten kann?
„Mhm… na jaa…“, sie knetete den Boden unter sich mit ihren Pfoten. „Wenn… wenn ein Kater und eine Katze sich ganz doll mögen…“, erneut brach sie ab und senkte ihre Ohren.
„Sprechen wir hier von hypothetischen Katzen oder von dir und Flammenpfote?“, frotzelte Tupfenpfote fröhlich und legte sanft den Schweif um die braune Schülerin.
„Na jaaaa… von von Flammenpfote und mir…“, bestätigte sie und ließ den Kopf wieder sinken. „Ich kann dich das einfach nicht fragen… Das ist zu peinlich…“
„Willst du wissen wie das abläuft oder was danach passieren kann?“, fragte die Heilerschülerin unverblümt und wackelte mit den Ohren. Immerhin bin ich ja ein Heiler – zumindest bald – wenn ich das nicht weiß, dann Keiner.
Sie blickte sanft auf ihre Schwester herab und begann ihr mit sanften Strichen über den Kopf zu putzen. Eines Tages werde ich deinen Jungen auf die Welt helfen und ich hoffe, dass dies sowohl für dich als auch für mich der schönste Tag auf Erden wird. Allerdings wird es für dich auch einer der schmerzhaftesten Tage sein, so viel ist sicher.
Falkenpfote lief rot an, insofern das unter dem Fell möglich war und verzog ihr Gesicht zu einer unwilligen Schnute.
„Beides?“, murmelte sie leicht piepsig, als sie sich endlich zu einer Antwort durchgerungen hatte.
„Mhm normalerweise, wird es sowohl bei ihm, als auch bei dir körperlich bemerkbar: man nennt es das Rolligsein.“, sie ignorierte das kehlige Geräusch ihrer Schwester, welches sie wohl nicht unterdrücken konnte oder wollte. "Wenn dann klar ist, dass ihr beide ES tun werdet, musst du dich flach auf den Boden legen und dein Hinterteil rausstrecken. So kommt er besser ran und es ist für dich bequemer.“, erklärte sie sachlich. Doch als sie ihre Schwester bemerkte, die vor Verlegenheit fast im Boden versank, musste sie lachen.
„Du wolltest es wissen.“, frotzelte sie und knuffte der Braunen leicht in die Flanke. „Wenn ich aufhören soll, musst du es nur sagen.“
„Nein, nein.“, maunzte Falkenpfote hastig, auch wenn sie ihr Gesicht nun peinlich berührt flach in das Gras gedrückt hatte.
Tupfenpfote schnaubte belustigt, doch dann sprach sie weiter: „Du musst deinen Hintern oben halten, denn sonst kommt er nicht rein. Wenn er dann auf dich drauf mhm… steigt, kann es sein, dass er sich in deinem Nacken verbeißt, aber so wie ich es verstanden habe, dürfte es dir nicht weh tun.“, sie lächelte und erinnerte sich an das Gespräch, welches sie mit Schlammnase geführt hatte. Für ihn war es nur eine Abfolge von Tätigkeiten gewesen und so war es für sie nun auch – ein theoretisches Konstrukt, mehr nicht. Die ganze Peinlichkeit darum war für sie unverständlich.
Ich schätze, man muss ein Heiler sein, um sich so sachlich mit diesem Thema zu beschäftigen., dachte sie und betrachtete nachdenklich ihre Schwester.
Ihr Mentor hatte den Geschlechtsakt vollkommen emotionslos heruntergerasselt und sie alles wiederholen lassen und damit war das Thema für ihn abgeschlossen gewesen – Falkenpfote wäre dabei wohl vor Scham geschmolzen.
„Jedenfalls, wenn er dann auf dir ist…“
„Ja?“, piepste ihre Schwester und hob eines ihrer Ohren an.
„Er wird seinen Penis einführen.“, Falkenpfote setzte sich mit einem Mal kerzengerade auf und riss entsetzt ihre eisblauen Augen auf. „Sowas kannst du doch nicht sagen!“
„Wieso denn nicht?“, verwirrt zuckte die getupfte Schülerin mit ihren Schnurrbarthaaren.
„Naaa, weil man das nicht sagt.“
„Ich schätze das gilt für Heilerkatzen nicht.“, sie zuckte lässig mit den Schultern und legte anschließend den Kopf schief. „Soll ich jetzt weitererzählen oder nicht?“
Ihre Schwester ließ sich wieder auf den Boden plumpsen und senkte beschämt den Kopf. „Ja.“, flüsterte sie schicksalsergeben.
„Mhm, wo war ich? Ach ja, der Penis und verdreh nicht so die Augen, das ist doch nur ein Wort. Er wird ein paar Mal damit zustoßen und du solltest auf mögliche Schmerzen gefasst sein.“
„Schmerzen?“, die braune Schülerin blickte unglücklich drein.
„Mhm ja, am Penis des Katers befinden sich winzig kleine Widerhaken. Das bedeutet: wenn er ihn wieder herauszieht, ist das für die Kätzin kein Vergnügen.“
„Das klingt ja super.“, miaute ihre Schwester säuerlich, doch Tupfenpfote ignorierte diese Anmerkung und legte den Kopf auf die andere Seite.
„Schlammnase meinte, dass die Hormone, die in diesem Moment ausgeschüttet werden, dafür sorgen, dass man den Schmerz sehr schnell vergisst. Es wird wohl meistens als sehr schön beschrieben.“, sie lächelte fröhlich und blinzelte zu der Braunen herab. „Hast du sonst noch irgendwelche Fragen?“ Ein ganz klein wenig Häme schwang in ihrer Stimme mit.
Falkenpfote schüttelte stumm den Kopf und kroch dann peinlich berührt in Richtung Schülerbau. „Mama hätte ich das nie fragen können.“, hörte Tupfenpfote sie noch murmeln.
Ach Schwesterchen, letztendlich wird es geschehen, wie es geschehen wird und es wird sicherlich wunderschön. Wir sind zwar noch etwas jung, aber wir werden ja nicht so bleiben. Mach dir also darum nicht so viele Gedanken und lass es langsam auf dich zukommen., dachte die Heilerschülerin lächelnd und streckte ihre Glieder aus. Bin mal gespannt, wann es soweit ist. Aber hoffentlich erst nach deiner Kriegerprüfung.
Belustigt schnurrend tappte sie zum Heilerbau, um sich in ihrem Nest ebenfalls Schlafen zu legen.

Bild von @galaxirr (Instagram)

The Betrayal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt