"Sie kommen!", schrie der junge hellbraune Kater panisch, als er in den Heilerbau gestürmt kam.
Tupfenpfote sprang alarmiert auf die Pfoten und Schlammnase tat es ihr beinah synchron gleich. Obwohl es bereits tiefe Nacht war, waren die drei Katzen hellwach. Auf diesen Moment: die Geburt von Weißblumes Jungen hatten sie die letzten Tage gewartet und deshalb nur wenig geschlafen.
Das Herz der jungen Heilerschülerin schlug wahnsinnig schnell, denn heute sollte sie die Führung übernehmen.
Meine erste Geburt. Was ist, wenn ich etwas falsch mache?, angsterfüllt presste sie die Kiefer auf einander und versuchte ihren Pulsschlag unter Kontrolle zu bringen.
"Lasst uns gehen.", maunzte ihr Mentor bestimmt, nahm sein Kräuterbündel auf und gemeinsam verließen sie den Heilerbau.
Die anderen Katzen des WaldClans schliefen friedlich in ihren Bauen, während sie zur Kinderstube eilten.
Oh SternenClan, bitte leite meine Pfoten.Die weiße Kätzin keuchte schmerzerfüllt und Baumblatt, Tupfenpfotes Mutter, saß neben ihrer besten Freundin und schnurrte ihr beruhigend zu.
"Wir übernehmen jetzt. Tritt bitte zur Seite.", miaute die Schülerin bestimmt und versuchte dabei sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen.
"Ist gut.", ehrfurchtsvoll und mit Stolz in den Augen machte sie einen Schritt zurück. Mama glaubt an mich, da muss ich das auch machen. Ich schaffe das!
Mit geübten Bewegungen tastete sie den prallen Brauch der Königin ab, um die Lage der Jungen festzustellen.
"Es sind zwei und das eine ist bereits unterwegs.", die Heilerschülerin kontrollierte den Stand der Geburt mit einem fachmännischen Blick: der Muttermund war bereits weit eröffnet.
"Weißblume? In welchem Abstand kommen die Wehen und wie sieht es mit dem Schmerzen aus?"
Schlammnase saß in einer Ecke ihr gegenüber und beobachtete schweigend das rege Treiben in der Kinderstube.
Er wird nur eingreifen, wenn ich etwas falsch mache., vor Anspannung stellten sich ihre Haare auf.
Weißblume stöhnte schmerzerfüllt und wandte ihren erschöpften Blick zu der Schülerin.
"Sie kommen regelmäßig und ja, es tut schrecklich weh."
Tupfenpfote nahm sich die Himbeerblätter, die sie eben noch im Maul hergetragen hatte.
"Du musst sie kauen und schlucken. Sie werden deine Schmerzen etwas lindern.", immer noch beobachtete sie die Königin nervös. Außerdem werden sie die inneren Blutungen mindern.
"Willst du einen Stock zum drauf beißen?", doch die weiße Kätzin schüttelte stumm den Kopf und atmete schwer.
"Okay, Weißblume? Du musst jetzt pressen, die Jungen wollen raus.", unterstützend legte sie eine Pfote auf den prallen Bauch. Die Königin presste so fest sie konnte und gab einen leisen Schrei von sich. Wildherz, ihr Gefährte, lief vor der Kinderstube unruhig auf und ab, doch um ihn ging es hier schließlich nicht. Baumblatt leckte ihr sanft und beruhigend über die Stirn, ohne dabei ihrer Tochter im Wege zu stehen. Ein Blutschwall tränkte das Moos unter ihr in tiefem Rot, doch die Getupfte konnte bereits ein kleines Köpfchen erkennen und ignorierte ihre feuchten Pfoten.
"Sehr gut, aber du musst noch einmal pressen, deine Jungen brauchen noch etwas Hilfe.", sanft lächelte sie ihr zu und mit einem Mal war ihre Anspannung wie weggeblasen. Das hier war ihr Element, sie war wie gemacht dafür und das musste sie Niemandem beweisen – nicht einmal sich selbst.
Nach dem nächsten Pressen wurde ein kleines, helles Bündel sichtbar und Tupfenpfote befreite es von Blut, Schleim, sowie der festen Fruchtblase und leckte das neue Fell gegen den Strich.
Ströme. Lass dein Blut strömen, Kleines.
Doch da sie wusste, dass noch ein weiteres unterwegs war, gab sie ihrer Mutter einen Wink.
"Leck es weiter, es darf nicht an Wärme verlieren. Und Weißblume? Atme ruhig ein und aus. Ein und aus."
Das Junge piepste leise und wackelte mit den vier winzigen Pfötchen. Die junge Heilerschülerin atmete erleichtert auf, denn wenn es piepste atmete es auch.
Erneut wand sie sich der weißen Königin zu, gab ihr noch ein paar Blätter und forderte sie auf noch einmal zu pressen. Die Anstrengung fordert ihren Tribut. Lange wird sie nicht mehr durchhalten. Wieder tastete sie den Bauch ab und unterstütze die Kätzin durch einen leichten Druck – einmal und noch einmal – und mit einem letzten Rest Blut, purzelte auch das zweite Junge auf die Welt.
Auch der kleine Kater wurde von ihr von Blut, Schleim, wie auch von der schützenden Fruchtblase befreit und auch hier leckte sie das weiche Fell gegen den Strich, um die Blutzirkulation anzuregen. Dieses Junge war lebhafter und strampelte wild um sich – was der Schülerin ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Sicher, dass beide Jungen gesund und munter waren, wandte sie sich ein letztes Mal der jungen Mutter zu. Die Pfoten auf dem nun etwas eingefallenen Bauch, gab sie einen sanften Druck nach unten in Richtung der Hinterpfoten.
Du hast es fast geschafft, fast geschafft.
Mit einem letzten Aufbäumen und den letzten Kraftreserven erschien auch die Nachgeburt im mittlerweile triefenden Nestmaterial. Das muss dringend gewechselt werden! Nicht, dass sie sich noch eine Infektion oder so einfängt…
Tupfenpfote übergab sie Schlammnase, der sie gemeinsam mit Wildherz an einer vorher gewählten Stelle vergrub.
Die Blutung stoppte allmählich und als sie ihre beiden Jungen an die mit Milch gefüllten Zitzen gelegt hatte, strahlte Weißblume vor Glück.
Erschöpft, aber stolz, wandte sie sich schließlich an den neuen Vater, der ungeduldig vor der Kinderstube wartete.
"Wildherz? Du kannst jetzt reinkommen."
Als letzte Amtstätigkeit entfernte sie das blutige Nest, säuberte die erschöpfte Königin mit feuchtem Moos und ersetzte das unbrauchbare Material durch ein neues Nest, dass sie die letzten Tage zusammengestellt hatte. In diesem hatte die kleine Familie genug Platz, um die erste Zeit in Ruhe gemeinsam verbringen zu können.Mit Schlammnase und Baumblatt an ihrer Seite verließ sie die Kinderstube, um die junge Familie nicht zu stören, die sich trotz der Strapazen an ihrem Glück erfreute.
Ihre Mutter schnurrte stolz, putzte ihrer Tochter liebevoll über den Kopf und trottete in Richtung Kriegerbau.
Im Heilerbau gab auch Schlammnase endlich wieder einen Ton von sich und ein warmes Lächeln ließ seine grünen Augen erstrahlen.
"Das hast du sehr gut gemacht.", schnurrte er. "Die Geburt ist ohne Komplikationen verlaufen und du hattest alles unter Kontrolle. Ich bin sehr stolz auf dich."
Stolz auf mich., Tupfenpfotes bernsteinfarbene Augen funkelten glücklich im Dunkel der Nacht.
Stolz auf mich.Bild von @vhitany (Instagram)
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The Betrayal
غموض / إثارةThe Betrayal handelt viele, viele Blattwechsel nach The Brightest Star. Tupfenjunges und ihre Schwester Falkenjunges sind direkte Nachkommen der legendären Silberstern und auch ihnen steht Großes bevor, wenn auch für jede anders als gedacht. Währen...