7. Kapitel

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Ich wusste nicht genau, wie lange ich da gelegen hatte – immer mal wieder weg und dann wieder halbwegs da. Irgendwann kamen Thea und Tine mit einigen Jungs von unserer Klasse zurück „Tadaa!". Im Einzelnen konnte ich sie nicht erkennen, meine Sicht war verschwommen.

Jan kam zu mir hin „na sieh mal einer an, wer da liegt. Hübsch siehst du aus und in rot – hast du dich extra schick gemacht für uns?" lachte er höhnisch.

Er strich mir vom Hals, zwischen meine Brüste weiter runter und dann bis zu dem Bauchnabel und noch weiter runter, bis zum Rand meiner Pants. „Wir wollen hier mal nicht voreilig sein – noch hast du nicht gewonnen" sagte eine andere Stimme. „Die Betonung liegt auf noch" antwortete Jan selbstbewusst. „Ich gewinne heute den Hauptpreis und dann zeige ich unserem Bienchen hier, wer einen großen Stachel hat."

Mein Gehirn arbeitete im Schneckentempo. Was faselten die da? Was konnte man gewinnen? Und welchen Stachel? Im nächsten Moment wurde wieder alles schwarz.

***

Als ich erneut erwachte, war es draußen immer noch dunkel und unten war Lärm zu hören. Langsam nahm ich meine Umgebung wieder war und mein Gehirn schien aus dem Dunst hervor zu kriechen. Versuchshalber zog ich an den Fesseln an Armen und Beinen, doch meine Gliedmaßen erinnerten mehr an Pudding als an Muskeln und Sehnen.

Immer mehr wurde ich mir meiner prekären Lage bewusst. Egal was kommen würde, für mich war es mit Sicherheit nicht angenehm. Soweit hatte ich es begriffen. Hilflos stöhnte ich in meinen Knebel. Mein Mund war furchtbar trocken und mir war immer noch etwas schwindlig, aber irgendwie musste ich doch hier raus kommen. Im Zimmer schaute ich mich um, versuchte mit den Händen an die Knoten oder Schlingen zu kommen. Ich wand mich auf dem Bett und versuchte etwas mehr Freiraum zu bekommen. Doch alles führte zu keinem Erfolg.

Dann hörte ich von unten Tumult. Es keimte Hoffnung in mir auf – war vielleicht meine Stiefmutter zurück gekommen? Oder einer von den Nachbarn, der vom Lärm gestört war? Polternde Schritte kamen die Treppe hoch. Die Tür wurde aufgeschlossen. Fast hätte ich gelacht – sogar wenn ich mich hätte befreien können, wäre ich schnell gestoppt worden.

Dann kamen auch Thea und Tine mit den Jungs rein. „Dornröschen ist aufgewacht – genau rechtzeitig, wie schön" kam es süffisant. Man sah allen deutlich an, dass Alkohol geflossen war. „Wir haben gedacht, zum 18. Geburtstag, der" Thea sah kurz auf die Uhr „vor 5 Minuten begonnen hat, schenken wir dir einen Mann. Wir haben ein Wettkampf austragen lassen und gewonnen hat – Mike."

Entsetzt starrte ich Mike an und fing an stärker an den Fesseln zu zerren. Seine Miene war komplett unbewegt. „Keine Angst, alleine lassen wir dich nicht" fügte Tine hinzu. Da erwachte Mike aus seiner Starre „Moment, von Zuschauern war keine Rede. Ich gehe hier rein, wir vergnügen uns etwas und das war's."

„Wir wollen auch noch etwas davon haben." Ungläubig hörte ich der Unterhaltung zu. Die schacherten um mich, wie um ein Stück Fleisch. Ich glaubte es nicht. War denn keiner dabei, der Mitleid hatte? Mir ran der Schweiß in Strömen überall runter. Durch den Knebel bekam ich nicht genug Luft und fing an zu hyperventilieren. Doch das alles schien die anderen im Raum nicht zu stören.

Mike schaute Thea fest in die Augen. „Ich mache das bestimmt nicht vor einen Haufen Zuschauer." Unschlüssig sah die zu den anderen. „Aber wir brauchen doch einen Beweis, das alles richtig gelaufen ist. Dass der Preis entsprechend benutzt wurde."

„Ich mache das nicht vor Leuten. Du kannst gerne vor mir hinknien und mir vor allen einen Blasen. Dann siehst du ja, wie gut mein Equipment vor so vielen Augen funktioniert." Immer noch zögerte Thea. Sie rang sichtlich mit sich und lenkte schließlich ein „Okay – aber wenigstens einer, der Fotos und Videos macht."

Nachdenklich sah Mike sie an. Wieder versuchte ich auf mich aufmerksam zu machen. Kümmerte sich denn keiner hier um mich? Mittlerweile hatte ich Tränen der Angst in den Augen. Ich wollte das nicht – schon gar nicht mit irgendwelchen Beweisen.

Mike zuckte mit den Achseln „Gut, von mir aus kann Valentin mit rein, wenn er sich ganz still hält. Der lernt noch was" fügte er augenzwinkernd hinzu.

„Deal" kam zögernd von Thea die Antwort – scheinbar merkte sie, dass Mike in der Hinsicht nicht zu mehr Kompromissen bereit war. Nach und nach verließen alle den Raum, bis nur noch Valentin und Mike in meinem Schlafzimmer waren. Mike machte die Tür zu und verschloss sie direkt noch mit dem Schlüssel. Dann wendete er sich mir zu.

Von Wölfen beschütztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt