23. Kapitel

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Kilian fand mich immer noch tief im Gedanken versunken im Garten sitzend. „Ich dachte, du wolltest dich umziehen" begrüßte er mich. „Eigentlich ja" erwiderte ich einsilbig. Er setzte sich zu mir und hob fragend eine Augenbraue.

„Das Zimmer war belegt" stieß ich schließlich hervor. Ich stand immer noch etwas unter Schock. Und die ganze Situation war mir so peinlich, dass ich schon beim Gedanken daran rot wurde. Das brachte mir nur einen erstaunten Blick ein. Ich wand mich. Immerhin war Iris seine Schwester und ich wusste nicht, ob er von ihrer Beziehung wusste. Mit dem Finger zog Kilian sanft an meiner Unterlippe und befreite sie so von meinen Zähnen, bevor er sie selbst in Beschlag nahm. Seufzend gab ich mich ihm hin. Doch mein Partner ließ sich nicht ablenken und sah mich abwartend an, als wir uns voneinander gelöst hatten.

„Iris hatte Besuch, da wollte ich nicht stören" versuchte ich es möglichst diplomatisch zu formulieren. Ich sah, wie sich die Rädchen in seinen Kopf drehten und er schließlich eins und eins zusammen zählte. Dann fing er an zu grinsen „das muss dir doch nicht peinlich sein. Sex ist etwas ganz natürliches – und es macht nebenbei erwähnt großen Spaß. Besonders, wenn man es mit den Richtigen macht" beim letzten Satz wurde seine Stimme merklich leiser und tiefer.

Ich merkte, wie ich noch mehr errötete und mein Gegenüber lachte „es ist so niedlich, wie leicht mach dich in Verlegenheit bringen kann." Dadurch nahm mein Gesicht wahrscheinlich die Farbe einer Tomate an. „War es Adrian?" fragte Kilian. Erstaunt blickte ich ihn an. „Den beiden hat es gejuckt und sie haben sich gekratzt. Das ist doch in Ordnung" meinte er und zuckte nonchalant mit den Achseln.

Da merkte ich, wie sich das Messer drehte, das immer noch von dem vorhin belauschten Gespräch in meiner Brust steckte. „Du meinst so wie bei uns letzte Nacht?" fragte ich tonlos. Seine Mundwinkel hoben sich nach oben „Oh ja, und das müssen wir unbedingt wiederholen." In dem Moment, wollte ich einfach nur im Erdboden verschwinden. Die Mädels lagen mit ihrer Vermutung richtig. Ich war nicht mehr als eine willkommene Abwechslung. Jemand, der half, wenn es kratzt.

Abrupt stand ich auf „ich schaue mal, ob das Zimmer jetzt wieder frei von Männern ist" verabschiedete ich mich und lief zügig ins Haus. Ich hörte, wie Kilian mir folgte und meinen Namen rief. Doch ich ignorierte ihn und rannte in meinen privaten Raum und schloss schnell die Tür. Meine Gebete waren erhört worden – niemand war da. Ich zuckte zusammen, als sich die Badtür öffnete. Doch nur Iris kam heraus. Ihre Wangen waren noch leicht gerötet und ein breites Grinsen zierte ihr Gesicht. Wahrscheinlich das gleiche, was heute Morgen noch mir zu eigen war.

Mit einem Seufzer ließ ich mich wo ich war, mit den Rücken zur Tür, auf den Boden nieder.

Nur in ein Handtuch gewickelt, trat Iris schnell auf mich zu. „Was ist los?" Verdammt, sie sah eindeutig zu viel. „Nichts" sagte ich. Doch natürlich glaubte sie mir nicht. Ich hätte mir selbst ja auch nicht geglaubt. Wer setzte sich schon grundlos auf den Boden?

Frustriert versenkte ich mein Gesicht in meine Hände. Ich zog mir etwas an den Haaren und sammelte mich – das Letzte, was ich jetzt tun wollte war weinen. Stöhnend stand ich auf – von der ungewohnten sportlichen Betätigung gestern schmerzten einige Muskeln. Und etwas wund war ich auch. Das Bombardement an Fragen mein Zimmerkollegin ignorierend, ging ich zum Schrank und zog mir frische Klamotten hervor. Kurz überlegte ich, ob ich noch einmal unter die Dusche springen sollte. Doch das kam mir affig vor.

Währenddessen änderte Iris ihre Taktik und sagte beiläufig, als sie sich anzog „tut mir leid, dass du das vorhin sehen musstest. Ich hatte nicht mit dir gerechnet." Da hatte sie meine Aufmerksamkeit. Sie hatte also doch bemerkt, dass ich hinein geplatzt war. Ich wurde rot und versicherte ihr, dass das kein Problem war. Immerhin hatte sie bis vor kurzem das Zimmer ganz für sich alleine – genauso wie Kilian. Stopp – ich verbat mir jeden Gedanken an meinen Liebhaber. Zunächst musste ich etwas Ordnung in meine Gefühle bringen.

„Was wird das mit euch beiden?" ertönte es ungewöhnlich sanft von der Seite. Seufzend setzte ich mich aufs Bett und sah Iris verzweifelt an „wenn ich das wüsste. In einem Moment ist er süß und zärtlich – und im nächsten tut er so, als wäre alles nur Spaß." Die Augen meiner Zimmerkollegin wurden groß wie Unterteller.

„Das hat er nicht wirklich gesagt, oder?" von ihren Pupillen schien es zu blitzen und zornig erhob sie sich und lief unruhig hin und her. „Ich kann das einfach nicht glauben. Der wird was von mir hören" und bevor ich sie aufhalten konnte, stürmte sie auf den Gang.

Von Wölfen beschütztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt