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Ungefähr 20 Minuten bevor der Film zu Ende wäre stellte ihn jemand auf Pause.

„Was ist?" sieht Hyunjin fragend auf.
„Pipipause!" meint Chan, steht auf und verschwindet aus dem Wohnzimmer.
Ich würde mich ja gerne etwas aufrichten aber ich liege grade so gemütlich und außerdem hab ich grade viel zu viel Angst.

Notiz an mich selbst: Nie wieder einen Horrorfilm anschauen!

Wie können Menschen sowas nur drehen, geschweigedenn wer sieht sich sowas freiwillig an.
Wer hat überhaupt das Licht ausgeschaltet?

Jetzt darf ich mir, so lange bis Chan wieder zurück ist, das grässliche Gesicht des alten Mannes ansehen. Ich versuche einfach nicht auf den Fernseher zu schauen. Stattdessen schaue ich auf die große Pflanze die daneben steht. Dabei bemerke ich das ich noch immer an Minho gekuschelt liege und dieser mir mittlerweile über den Rücken und ab und an über die Seiten streicht.

Den ganzen Film über habe ich seinem Herzschlag gelauscht und dieser wurde nie schneller. Egal welche Szene grade zusehen war. Es scheint so als würde ihm das alles nichts ausmachen. Wobei es kann auch sein das er den Film schon ein paar mal gesehen hat, da er meinte das der erste Teil langweilig sei.

Endlich kam Chan wieder und wir konnten den Film endlich zu Ende schauen.

Das einzig gute an diesem Film war das Ende. Es ist keiner gestorben und es war sozusagen ein HappyEnd. Na immerhin etwas nach diesen zwei Stunden des Schreckens.

Endlich war es vorbei und ich konnte mich wieder aufsetzen. Das erste was ich tat war neben mir die Lampe an zu schalten. Ich brauche dringend Licht.

„Also ich glaube nicht das Jisung jemals wieder einen Horrorfilm schauen wird." lacht Felix, weshalb ich zusammenzucke. Auch die anderen schauen nach seiner Aussage zu mir.

„Du siehst aus als hättest du einen echten Geist gesehen." fängt auch Hyunjin an zu lachen. Ich allerdings finde das nicht sehr komisch.

„Es gibt keine Geister!" meine ich energisch aber auch ängstlich.
„Natürlich gibt es welche, sonst würde der Film nicht auf wahren Begebenheiten basieren!" ärgert Hyunjin mich weiter.

Ich hasse es.
Ich hab vor sowas echt schiss.
Bei mir darf man mit sowas keine Witze machen.

„Hört auf ihn zu ärgern! Schließlich hat jeder vor etwas Angst!" Chan haut Hyunjin auf den Hinterkopf, weshalb dieser anfängt zu schmollen. Der schmollende wird von seinem Freund in eine Umarmung gezogen, welcher sich sofort an ihn kuschelt.
Ich muss zugeben das die zwei echt süß zusammen sind.

„Last uns einen anderen Film schauen." Meldet sich Minho neben mir, steht auf und begibt sich zum Fernseher um eine neue DVD einzulegen.
Während die anderen mit sich selbst beschäftigt sind gehe ich solange in die Küche um mir etwas neues zu trinken zu holen.

Auf dem Weg dahin schalte ich in jedem Raum, den ich dafür betreten muss, das Licht an. Heißt also im Klartext das ich im Flur das Licht anschalte, obwohl ich nur drei Schritte durch diesen gehen muss. Meine Mutter würde jetzt sagen 'schalte doch gleich die komplette Schlossbeleuchtung an'.

Ich mag es nun mal nicht im Dunkeln durch die Gegend zu laufen. Und wenn ich davor einen Horrorfilm gesehen habe schon drei mal nicht.

Wieder im Wohnzimmer stelle ich mein Glas neben mir ab und lege mich wieder hin. Diesmal aber mit etwas mehr Abstand zu Minho als davor. Da wir jetzt keinen Horrorfilm mehr schauen gibt es nichts wovor ich mich verstecken muss.

„Wie spät ist es eigentlich?" fragt Felix kurz nachdem der Film begonnen hat.
„Kurz vor eins." sprach Minho, nachdem er auf sein Handy gesehen hatte.
Schon so spät?
Das würde auch erklären warum mir jeden Moment die Augen zufallen.

Ich bin normalerweise nie so spät noch wach.
Zum einen weil ich sonst am nächsten morgen nicht wach werden würde.
Zum anderen aber auch weil ich die Nacht unheimlich finde.

In meinen Augen ist die Nacht eine Zeit in der man verletzlicher und angreifbarer ist als tagsüber. Die Nacht zeigt dir all die Ängste und Geheimnisse, welche du versuchst du verstecken. Alles was man tagsüber erfolgreich verdrängt und weggesperrt hat, kommt abends wieder zum Vorschein und greift dich an.

Die Dunkelheit in der sich all diese Dinge verstecken kommt und überrollt dich. Sie nimmt sich komplett ein und zwingt dich dazu über das nach zu denken was du sonst so gut versteckst

Liebe auf Umwegen // Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt