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Am nächsten morgen herrscht eine merkwürdige Stimmung am Frühstückstisch. Niemand sagte ein Wort und ich hatte Angst etwas falsches zu sagen sobald sich mein Mund öffnen würde. Mein Vater ließt Zeitung und meine Mutter betrachtet mich nur beim Essen. Ich empfinde es als äußerst unangenehm so beobachte zu werden.
Das ganze ging so lange, bis mein Vater diese unangenehme Stille unterbricht.

„Die Schule bleibt für zwei Wochen geschlossen." teilte er uns mit was er grade in der Zeitung gelesen hatte. Wirklich verwundert bin ich nicht, da ich mir sowas schon gedacht habe.
Das bedeutet ich kann Jisung den ganzen Tag lang besuchen. Ich hoffe sehr das er heute entlassen werden kann und über die Nacht nichts schlimmes passiert war.

Fertig mit Frühstücken räume ich mein Geschirr weg und wollte schon aus dem Haus gehen, habe aber die Rechnung ohne meine Mutter gemacht.
„Wo soll's denn hingehen?" mit verschränkten Armen steht sie vor mir.
„I-Ich wollte-"
„Du hast Hausarrest junger Mann!" erinnert sie mich daran.
Meine Eltern hatten mir gestern Abend für einen ganzen Monat Hausarrest aufgedrückt. Das passt mir im Moment mal so garnicht in den Kram. Ich will doch Jisung besuchen gehen. Schließlich hatte ich ihm gestern mein Versprechen gegeben das ich heute vorbeikommen werde.

„Können wir das nicht auf morgen verschieben? Ich möchte gerne Jisung im Krankenhaus besuchen. Bitte!" bittend, fast schon flehend sehe ich meine Mutter an. Nicht überzeugt davon hob sie eine Augenbraue.

„Ich verspreche das ich mich den ganzen Monat daran halten werde nur bitte noch nicht heute. Bitte. Ich hab Jisung versprochen das ich heute vorbei komme." mit dem besten Hundeblickt den ich besitze sehe ich zu ihr. Ich kann erkenne wie sie mit sich hadert.

„Na schön. Aber ab morgen wirst du dieses Haus nicht mehr verlassen!" glücklich strahlend nicke ich schnell und bin kurz darauf auch schon durch die Haustür verschwunden. So schnell, wie es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln eben möglich war kam ich am Krankenhaus an. Auf dem Weg zu Jisungs Zimmer begrüßte ich ein paar Krankenschwestern und Ärzte, welche mir begegneten. Vor dem Zimmer angekommen blieb ich eine Weile stehen um noch einmal tief durch zu atmen. Bevor ich eintrat klopfte ich an und nach einem 'herein' öffnete ich die Tür.
Verwundert blieb ich stehen als ich einen Jungen neben Jisung auf dem Bett sitzen sah. Er hat ebenfalls einer dieser Kittel an.

„Wie schön du bist gekommen!" begeistert sieht Jisung mich lächelnd an. Meine Aufmerksamkeit wendet sich wieder vollständig auf ihn, weshalb ich nun auch ein bisschen schmunzeln muss.

„Lass mich raten du bist... hmm.... Minho?" spricht mich der andere Junge an. Verwirrt sehe ich zu ihm und dann wieder zurück zu Jisung.
„Ich bin Yunho, freut mich dich kennenzulernen."
„Ehm..ja hey." man konnte mir anscheinend total ansehen das ich grade etwas überfordert bin.
„Jisung hat mir schon viel von dir und euren Freunden erzählt also mach dir keine Gedanken. Ich lass euch zwei dann mal alleine." mit einem Lächeln im Gesicht stand dieser Yunho auf und verließ das Zimmer. Als er an mir vorbei ging viel mir erst auf wie groß er eigentlich ist. Der Typ ist locker zehn Zentimeter größer als ich, wenn nicht sogar noch mehr.

Ich drehe mich zu Jisung welcher mich anscheinend die ganze Zeit schon beobachtet hatte, mir jedoch nicht in die Augen sehen kann. Ich gehe auf ihn zu und setzte mich neben ihm auf das Bett.
„Wie geht's dir?" frage ich direkt besorgt.
„Es geht mir gut." er gab mir zwar Antwort, scheint jedoch mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.

„Wo bist du grade mit deinen Gedanken?" wollte ich deshalb wissen. Ertappt sieht Jisung mir endlich in die Augen.
„Ich... Ich wollte mich nur bei dir bedanken." Nuschelt Jisung.

„Nachdem ich mich so abweisend dir gegenüber verhalten habe, hätte ich nicht gedacht das du mir helfen würdest." Jisung senkt seinen Blick wieder und spielt nervös mit seinen Fingern. Ich muss ein bisschen anfangen zu schmunzeln als ich sehe wie nervös Jisung plötzlich wird. Dabei ist es meine Schuld gewesen. Hätte jemand mit mir auf die gleiche Weise gesprochen mit der ich mit Jisung gesprochen habe, hätte ich wahrscheinlich genau so reagiert wie er. Deshalb gibt es nicht wofür er sich entschuldigen oder schlecht fühlen muss.

„Es tut mir leid das ich dir so schlimme Vorwürfe gemacht habe. Ich war in dem Moment einfach nur etwas überfordert mit Hyunjin und seinem emotionalen Ausbruch das ich alles an dir ausgelassen habe und das war nicht richtig. Es tut mir so leid falls ich dich damit zu sehr verletzt habe." entschuldige ich mich bei ihm.
„Ist schon gut. Ich hätte euch von meiner Vermutung erzählen müssen, dann wäre uns ein Drama vielleicht erspart geblieben." Für einen kurzen Moment muss Jisung auflachen.

„Ich hätte einfach nicht in die Schule gehen sollen." seufzt Jisung auf einmal was mich verwirrt zu ihm sehen lässt. Ich verstehe nicht worauf er hinaus will.

„Ich hatte gestern schon den ganzen Tag das Gefühl das etwas schlimmes passieren würde, nur habe ich es ignoriert. Wäre ich zuhause geblieben dann..."
„Hör zu, es hätte nichts an dem geändert was passiert ist. Du warst nicht derjenige welcher mit einer Waffe in die Schule kam. Du kannst nichts für das was gestern alles passiert ist." unterbreche ich ihn sofort.
„Aber wäre ich nicht in der Schule gewesen wärst du nicht ins Gebäude gegangen und hättest dich nicht in Gefahr gebracht!" wurde Jisung lauter. Überrascht blicke ich in seine Augen welche mit soviel Schuldgefühl gefüllt sind.
Ich blieb still. Ich weis nicht ob ich das was ich gerne sagen würde wirklich aussprechen soll. Denn selbst wenn Jisung nicht im Gebäude gewesen wäre hätte ich mich trotzdem dazu entschieden mit rein zu gehen. Alleine schon nur um Hyunjin zu helfen.

Ich weis das, wenn ich meine Gedanken preis gegebene würde sich Jisung trotzdem vorwürfe machten würde. Deshalb wäre es besser wenn ich es einfach für mich behalte. Jisung muss schließlich nicht alles wissen und das ist auch gut so.











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Liebe auf Umwegen // Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt