Liebe auf Umwegen // Minsung

27

Schon seit mehreren Minuten stehe ich still an meine Zimmertür gelehnt und schaue Jisung dabei zu wie er aus dem Fenster sieht.
Mir ist bewusst das er mich bemerkt hatte, doch er scheint nicht mit mir reden zu wollen. Wahrscheinlich ist er grade dabei seine Gedanken zu sortieren.
Ich warte einfach bis er damit fertig ist.

„Denkst du auch das ich gefühlskalt bin?" leise durchbricht Jisung's frage die Stille in meinem Zimmer. Er hat sich nicht umgedreht sondern schaut noch immer aus dem Fenster.
Seufzend stoße ich mich von der Tür ab und begebe mich zu meinem Bett um mich darauf zu setzten. So bin ich näher bei Jisung und kann ihn besser sehen, da ich jetzt von der Seite zu ihm schauen kann.

„Ich denke du bist einfach vorsichtig was deine Gefühle angeht. Du bist fremden Menschen gegenüber zurückhaltend und nimmst dir Zeit sie richtig kennenzulernen bevor du ihnen vertrauen kannst. Seine Gefühle zu beschützen ist nicht falsch. Ich finde das macht deine Persönlichkeit noch liebenswerter und Interessanter." Meine Antwort ist ehrlich und ich habe jedes einzelne Wort so gemeint.

Jisung dreht seinen Kopf leicht zu mir, sodass wir uns für einen kurzen Moment ansehen können. Dann nickt er kurz und dreht sich wieder zum Fenster.
„Die anderen sind schon gegangen. Du solltest deine Mutter anrufen damit sie dich abholen kommt." Erkläre ich ihm leise.
„Meine Mutter ist arbeiten. Sie wird keine Zeit haben um mich zu holen." Jisung setzt sich nun zu mir auf die Bettkante und sieht auf die Wand vor ihm.

„Ich werde wohl laufen müssen." schnalzt er mit seiner Zunge.
„Du läufst ganz bestimmt nicht nach Hause wenn es draußen regnet und es jede Sekunde zu Gewittern anfängt!"
„Soll ich etwa bis morgen früh hierbleiben oder was?" Jisung scheint etwas genervt zu sein. 
„Das hab ich nicht gesagt. Wir warten einfach bis meine Eltern nach Hause kommen. Meine Mutter wird dich dann bestimmt nach Hause bringen." versuche ich ihn etwas zu besänftigen. Jisung scheint damit einverstanden zu sein, da er kurz nickt.

„Was machen wir bis dahin?" Da ist sie wieder. Die altbekannte Frage wenn niemand eine Idee hat.
„Wir können ein Videospiel spielen, einen Film schauen oder etwas zu essen machen." schlage ich Jisung einige Varianten vor.
„Wir können einen Film schauen, solange es kein Horrorfilm ist."
„Nein keine Sorge ich zwinge dich nicht dazu noch mal einen anschauen zu müssen." fing ich an zu lachen.
„Lachst du mich grade aus?!" entsetzt und ein wenig beleidigt fängt Jisung an zu schmollen. Er sieht einfach unglaublich niedlich aus wenn er einen so ansieht.
Jisung's niedlicher Gesichtsausdruck bringt mich nur noch mehr zum grinsen.

„Auf die Idee würde ich nie kommen." Necke ich ihn ein wenig.
„Weißt du was! Ich mag deine Katzen viel lieber als dich!" demonstrierend nimmt Jisung Soonie auf seinen Schoß und fängt an sie zu streicheln.
„Ich mag meine Katzen auch viel lieber als mich." Gebe ich nebenbei von mir und zucke mit den Schultern. Plötzlich verändert sich Jisung's Körperhaltung und auch sein Gesicht verändert sich.

„Ich wollte nicht das du-"
„Jisung ganz ruhig das war nur ein Witz. Du brauchst dich nicht schlecht wegen deiner Aussage zu fühlen." unterbrach ich den jüngeren sofort.
Ich hab an seinem Gesichtsausdruck schon gesehen das er durch meine Antwort ein schlechtes Gewissen bekommen hatte. Doch ich bin ihm wegen seiner Aussage nicht böse, da ich wusste das sie nicht ernst gemeint war. Zumindest nicht zu 100% ernst.

„Ich wollte dich nicht kränken." entschuldigt er sich ein zweites Mal. Mit einem leichten Lächeln setzte ich mich wieder neben Jisung, welcher noch immer auf meinem Bett sitzt.
„Das hast du nicht. Es ist alles in Ordnung ehrlich."
Noch immer mit gesengtem Blick nickt der jüngere.
Jisung ist einfach purer Zucker.
Ich habe selten jemanden gesehen der so niedlich sein kann.

„Was schauen wir eigentlich?" fragt mich Jisung nachdem wir es uns auf meinem Bett gemütlich gemacht haben.
„Das siehst du gleich." muss ich lachen. Jisung ist so ungeduldig.
Der Vorspann des Films lief grade an und ich sah zu Jisung um seine Reaktion zu beobachten.
Jisung's Gesicht hellte sich auf und seine Augen fingen an zu leuchten.
Triumphierend muss ich anfangen zu grinsen. Wusste ich doch das dieser Film Jisung gefallen wird.

Ich selbst habe diesen Film vielleicht nur ein oder zwei mal gesehen. Doch mir war irgendwie klar das Jisung diesen Film mag.
So lagen Jisung und ich still nebeneinander in meinem Bett und sahen uns 'Charlie und die Schokoladenfabrik' an.

Im laufe des Films ist Jisung immer weiter nach unten gerutscht, sodass sein Kopf nun auf meiner Schulter liegt. Ich wusste nicht ob er dies mit Absicht tat oder unbewusst. Die Tatsache jedoch war das er ihn nicht wieder weg nahm.
Irgendwann hörte ich auch das meine Eltern endlich zuhause waren. Zum Glück, denn ich fing langsam schon an mir sorgen zu machen.

———————