Liebe auf Umwegen // Minsung

50

MINHO//

„Sie dürfen jetzt zu ihm." Wir folgen alle dem Arzt bis wir vor Jisungs Zimmer angekommen sind.
Seine Mutter ist die erste welche das Zimmer betritt. Jisung sitzt in dem Bett und scheint ganz fit zu sein auf den ersten Blick.

„Eomma!" Jisung öffnet seine Arme um seine Mutter umarmen zu können. Die Frau geht sofort zu ihm und nimmt ihren Sohn in die Arme, streichelt ihm dabei durch die Haare.
„Ich bin so froh das es dir gut geht!" an ihrer Stimme konnte man erkennen das sie etwas weinen muss.

„Wie geht's dir?" fragte Chan nachdem Jisung die Umarmung mit seiner Mutter gelöst hat.
„Etwas müde aber sonst geht's mir denke ich ganz gut." ein kleines Lächeln bildet sich auf Jisungs Gesicht.
Seine Mutter steht weiterhin neben ihm und hält seine Hand fest in ihrer. Ich bin unendlich froh das es Jisung gut geht und er keinen größeren Schaden davon getragen hat.

Nach ungefähr zwanzig Minuten kommt ein Arzt ins Zimmer. Er blieb erst kurz verwirrt stehen, da er anscheinend nicht mit so viel Besuch gerechnet hatte.
„Na hier ja mächtig was los bei ihnen." scherzt er und begibt sich zu Jisung um irgendwelche Werte abzuschreiben.
„Wann darf ich wieder gehen?" fragt ihn Jisung sofort. Ich kann seine Frage gut nach vollziehen, denn ich würde auch nicht länger als nötig im Krankenhaus bleiben wollen.
Der Doktor schaut sich kurz die ganzen Werte an und nickt dabei immer mal wieder.

„Ich würde sie gerne noch eine Nacht hier behalten nur um sicher zu gehen das sich die Wunde nicht wieder öffnet. Wenn alles gut verläuft dürfen sie morgen schon wieder nach Hause gehen." aufmunternd lächelnd blickt er von seinem Klemmbrett auf.
„Ich danke ihnen." bedankt dich Frau Han bei dem Arzt. Dieser nickt anerkennend und ist darauf auch schon wieder gegangen.

„Ich muss jetzt leider los. Ich hätte gerne heute frei genommen aber wir sind unterbesetzt. Tut mir leid Schatz." entschuldigend sieht Frau Han zu ihrem Sohn.
„Ist schon gut. Außerdem hab ich hier fünf ganz tolle Freunde zu Besuch, du musst dir also keine Sorgen machten."
„Na schön aber wenn irgendetwas sein sollte dann ruft ihr mich sofort an!" damit meint sie uns. Wir nicken alle zustimmend und die Dame geht zufrieden aus dem Zimmer.

„Ich bin froh das es dir gut geht." wendet sich Jisung an Felix. Dieser stand schon seit wir hier rein gekommen sind die ganze Zeit neben Jisung und hielt seine Hand. Anders als erwartet antwortet Felix nichts darauf sondern setzt sich einfach zu Jisung auf's Bett und kuschelt sich an ihn. Besorgt betrachten wir alle den blonden Australier. Besonders Hyunjin macht sich Sorgen um Felix.

Wir blieben so lange bei Jisung bis uns die Schwestern rauswerfen wollten. Die Besuchszeit war vorbei und wir mussten gehen. Felix verabschiedet sich besonders lange von Jisung da er sich einfach noch zu viele Sorgen machte. Erst als Hyunjin ihn an die Hand nahm konnte er sich von Jisung lösen und ging mit nach draußen.

„Warte!" hielt Jisung mich auf durch die Tür zu gehen. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm.
„K-Kommst du morgen wieder? Ic-Ich muss was mit dir b-besprechen." Jisungs Augen wandern durch das ganze Zimmer, blieben aber nie bei mir stehen. Wenn Jisung nervös ist sieht er total niedlich aus.
Ich gab Jisung mein Wort das ich morgen wieder zu Besuch kommen werde. Jisung hat darauf nur nervös mit dem Kopf genickt und ich bin aus dem Zimmer gegangen.

„Kommst du? Die Schwestern hier werden echt aggressiv wenn man die Besuchszeit überschreitet." Chan steht einige Meter vor mir und hat sich nach hinten gedreht damit er mich ansehen konnte.
Ich schloss zu ihm auf und wir verließen das Krankenhaus. Draußen warteten auch schon Hyunjin, Felix und Changbin auf uns.
Eine Weile hatten wir noch den selben Weg bis sich dieser irgendwann spaltete. Hyunjin ging zusammen mit Felix nach Hause und Changbin ging bei Chan mit. Somit musste ich alleine die restlichen Meter nach Hause gehen.
Ich hoffte inständig das meine Eltern nicht zuhause waren. Oder wenn, dann darauf das sie nicht mitbekommen haben was ich getan hatte. Doch bei meinem Glück wird weder das eine noch das andere der Fall sein.

Mit Muffensausen stand ich vor meiner Haustür und hatte Angst hinein zu gehen. Es brannte Licht im Wohnzimmer und ich wusste jetzt schon das dieser Abend nicht gut für mich endet. Doch ich befürchte das ich nicht Drumherum kommen werde. So leise wie möglich schloss ich die Tür auf und trat in den Flur. Kaum habe ich die Tür hinter mir geschlossen ging das Licht im Flur an. Erschrocken richtet sich mein Blick auf und ich sah direkt in die strengen Augen von meinem Vater.
Ich bin sowas von dran.

„Komm doch bitte kurz ins Wohnzimmer." an dieser Aussage war nichts nettes und es hörte sich nicht mal ansatzweise wie eine Bitte an. Nervös muss ich schlucken und folge der Aufforderung meines Vaters.
Meine Mutter sitzt auf der Couch, hat die Beine überschlagen und die Arme verschränkt. Ihr Gesichtsausdruck ist eine Mischung aus wütend, enttäuscht und besorgt.
Leise setzte ich mich meinen Eltern gegenüber und warte einfach darauf das sie anfangen mit mir zu schimpfen. Ich konnte ihnen nicht in die Augen sehen, dafür fühle ich mich im Moment einfach viel zu schuldig.

„Du weist wieso wir mit dir reden wollen?" Ich nicke kurz auf die Frage von meinem Vater.
„Dann kannst du uns doch bestimmt sagen wie du auf eine so hirnrissige Idee gekommen bist!"

„I-Ich-"
„Was hast du dir denn nur dabei gedacht in ein Gebäude zu rennen in dem jemand mit einer Waffe um sich schießt! Hast du auch nur einen Moment daran gedacht was hätte alles passieren können! Hast du auch nur einen Gedanken daran verschwendet was passiert wäre wenn er dich erschossen hätte!" meine Mutter viel mir ins Wort bevor ich überhaupt hätte etwas sagen können. Ich hielt meinen Kopf gesenkt, ich kann mir ihren enttäuschten Blick nicht ansehen.
Erst als ich sie schluchzten höre sehe ich erschrocken auf. Ich wollte sie nicht zum weinen bringen.

„Es tut mir leid! Ich... ich hab nicht nachgedacht. Ich verspreche das ich sowas nie wieder tun werde! Ich hatte nur so schreckliche Angst das den anderen etwas passieren könnte. Tut mir leid."

———————————