Yoongi
Diesen Morgen fiel es mir sehr schwer aufzustehen. Ich hatte gestern noch bis spät in die Nacht eine Serie durchgesuchtet. Sowas sollte man lassen, wenn man am nächsten Morgen arbeiten musste. Insgesamt hatte ich also nur drei Stunden schlaf gehabt. Dementsprechend hatte natürlich auch die Augenringe des Todes.
Ich beschloss kurzer Hand heute morgen mit Holly nur eine ganz kleine Runde zu gehen und blieb noch etwas liegen. Doch wie das Schicksal es wollte nickte ich noch einmal ein und wachte erst wieder viel später auf. Als ich auf die Uhr sah war es schon viertel nach neun.
Scheiße! Ich hätte um neun bei der Arbeit sein müssen! Wie ein geölter Blitz zog ich mich an und raste zum Café. Meine Chefin wartete schon auf mich und stand die Arme verkreuzt vor mir.
"Entschuldige." Ich verbeugte mich tief. "Ich habe verschlafen. Es wird nicht wieder vorkommen." Sie zog eine Augenbraue nach oben und warf mir einen Lappen gegen die Brust, den ich fing.
"Du hast Glück das heute nicht viel los ist. Wir Arbeiter im Café sind aufeinander angewiesen. Wir müssen einander zu hundert Prozent vertrauen können. Diesmal lasse ich deine Verspätung durchgehen, aber dafür musst du heute auch ein bisschen länger bleiben.", hielt sie mir einen Vortrag. Ich verbeugte mich noch einmal, dann machte ich mich sofort an die Arbeit.
An sich war meine Chefin gar nicht schlimm. Eigentlich hatte sie für alles mögliche Verständnis. Wenn man mal früher gehen musste, emotional nicht gut drauf war und so weiter. Doch zu spät kommen konnte sie am aller wenigsten leiden. Wir hatten mal eine Mitarbeiterin als ich neu hier war und sie kam jeden verdammten Tag ein bis zwei Stunden zu spät. Selten blieb sie dann noch länger. Irgendwann war es zu viel und sie wurde gefeuert.
Um vier konnte ich also endlich das Café verlassen. Als ich zur Tür raus wollte lief ich geradewegs in jemanden rein. Jennie.
"Oh, entschuldige. Hi.", begrüßte ich sie. Jennie strich sich sanft eine Strähne hinter ihr Ohr.
"Hi.", sagte sie zurück. "Was für ein Zufall. Ehrlich gesagt wollte ich gerade zu dir."
"Zu mir?", fragte ich nach. Sie nickte. "Was ist denn los?"
"Ich wollte fragen ob-"
"Entschuldigung, aber könntet ihr eure Unterhaltung bitte draußen weiter führen und nicht hier mitten im Eingang?!", beschwerte sich ein Kunde lautstark. Schnell schlüpfte ich an Jennie vorbei nach draußen.
"Also.", begann sie erneut. "Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht heute Lust hast mit mir was zu unternehmen? Auch wenn es jetzt sehr kurzfristig ist. Wir könnten zu mir einen Kaffee trinken gehen. Ich hab Kuchen gebacken.", schlug sei vor. Ich überlegte kurz. Namjoon könnte auch mal einen Tag auf mich verzichten und Holly hätte einen Spielkameraden.
"Gerne. Wenn es dich nicht stört würde ich vorher noch nach Hause. Und kann ich Holly mitbringen?", stimmte ich zu. Natürlich hatte Jennie nichts gegen meinen Hund und wir gingen getrennt nach Hause. Auf dem Weg rief ich Namjoon an.
"Hey, Yoongs.", erklang es am anderen Ende der Leitung.
"Hi. Ich kann heute leider nicht vorbei kommen. Mir ist was dazwischen gekommen.", sagte ich ab. Kurz war es still.
"Was ist dir denn wichtiger als dein Zeitreiseprinzchen?", fragte er. Man konnte sein fettes grinsen schon höre. Ich rollte nur mit den Augen.
"Erstens er ist nicht mein Zeitreiseprinzchen und zweitens das geht dich gar nichts an.", gab ich nur etwas schnippisch von mir und legte auf. Idiot. Hatte Jin ihm jetzt auch die der-Prinz-ist-gay-Sache eingepflanzt? Na toll, das durfte dann ja noch heiter werden.
Aber erst einmal schloss ich meine Wohnung auf und machte mich ein bisschen frisch. Schließlich hatte ich ja jetzt wieder ein Date und ich roch noch nach Kaffee und Sahne. Als ich fertig war nahm ich Holly an die Leine und ging mit ihm zu Jennies Wohnung.
Ich war tatsächlich noch nie bei ihr zu Hause gewesen. Wir hatten uns bisher immer nur draußen getroffen. Ich war schon ein wenig gespannt, wie ihre Wohnung wohl aussehen würde.
Endlich angekommen klingelte ich. Der Summer ging los und ich betrat den Flur des Mehrfamilienhauses. Ich wusste zufällig, dass sie im zweiten Stock wohnte, weswegen ich schon mal die Treppen hoch stieg.
Im zweiten Stock angelangt wartete sie schon an ihrer Tür und bat mich herein. Drinnen zog ich erst einmal meine Schuhe aus und machte Holly von der Leine. Kuma kam sofort bellend auf ihn zu und die zwei fingen an zu spielen. Das war wirklich zu süß.
Jennie bat mich in ihren Wohnzimmerbereich. Ihre Wohnung war mit vielen weißen Möbeln und bunten Wänden eingerichtet. Überall standen oder hingen Fotos und Polaroids von ihr mit ihrer Familie und Freunden. An sich war alles sehr gemütlich eingerichtet.
"Willst du einen Kaffee?", fragte sie mich. Ich nickte und setzte mich auf die Couch. Jennie verschwand um Kaffee aufzukochen. Währenddessen schaute ich unseren Hunden beim toben zu.
"Ich hoffe du magst Apfelkuchen." Jennie tauchte mit zwei Tellern auf denen Apfelkuchen war wieder auf.
"Ja, danke.", sagte ich und nahm ihr die Teller ab. Sofort verschwand sie wieder und holte den Kaffee. Doch kaum hatte ich die Teller auf den kleinen Tisch vor der Couch abgestellt kam sie wieder. Sie nahm sich ihren Teller uns setzte sich neben mich. Ich probierte direkt eine Kabel und der Kuchen war köstlich.
"Wow.", zeigte ich meine Meinung über den Apfelkuchen. "Der ist super. Schön zimtig." Jennie lächelte.
"Danke. Das ist das Geheimrezept meiner Oma. Freud mich, dass es dir schmeckt." Wir aßen still unser Gebäck, während wir unsere Hunde beobachten. Hoffentlich würde dieses Treffen nicht cringe werden. Ich hasste so stille Augenblickte, wo niemand weiß, was er sagen soll.
"Noch ein Stück?", fragte Jennie als ich aufgegessen hatte, doch ich lehnte dankend ab. "Tut mir leid, dass ich vielleicht ein bisschen aufdringlich gewirkt habe, als ich einfach so an deiner Arbeitsstelle hineinspaziert bin.", entschuldigte sie sich. Ich winkte mit der Hand ab.
"Ach, was. Kein Problem." Daraufhin sah Jennie sehr beruhigt aus. Verständlich, dass sie nicht wie eine Stalkerin wirken wollte.
Wir unterhielten uns noch lange und spaßten viel herum. Generell war die Stimmung sehr angenehm.
"Huch!", bemerkte ich auf einmal. "Es ist ja schon ziemlich spät. Ich muss dann mal." Ich wollte gerade aufstehen, da hielt Jennie mich am Arm fest.
"Ähm... Du könntest ja auch hier übernachten. Also, nur wenn du willst." Ihre Augen schauten überall hin nur nicht mich an. Langsam lächelte ich.
"Danke für das Angebot, aber ich muss nach Hause. Ich muss morgen arbeiten gehen und überhaupt finde ich das dafür, dass wir gerade erst angefangen haben zu daten zu früh.", lehnte ich ab. Leicht traurig nickte sie. "Irgendwann anders mal."
Ich holte Holly und ließ mich von Jennie zur Tür geleiten. Zum Abschied gab sie mir einen Kuss auf die Wange.
"Bis nächstes mal."
Nach dem heutigen Tag hatte ich schon den Eindruck, dass Jennie mich vielleicht ein bisschen mehr mag, als ich sie. Das zeigte mir die Art, wie sie sich beim lachen zu mir lehnte, die Einladung zum Übernachten nach nur zwei Dates... Das tat mir schon leid, weil sie war wirklich nett und alles.
Sollte ich mir ein bisschen mehr Mühe bei ihr geben?
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Timetraveller | Yoonmin
FanfictionYoongi ist eine freiwillige Versuchsperson von einem genial, verrückten Wissenschaftler. Es wurde eine Zeitmaschine erfunden und Yoongi reist zurück ins königliche Zeitalter. Doch leider taucht er in der Vergangenheit nicht wie geplant in einer Abst...