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Yoongi

In meiner Wohnung nahm ich Holly die Leine ab und schmiss sie erst mal einfach in den Flur. Ich hatte kein Elan mehr. Mit letzter Kraft schleppte ich mich zu meiner Couch, noch ehe ich richtig lag schlief ich sofort ein.

Erst gegen späten Nachmittag, fast schon Abend, wachte ich auf. Unwissend welches Jahrhundert wir hatten blickte ich auf die Uhr. Sofort war ich Hellwach.

Ich sollte schon bald zu Namjoon, dabei waren jetzt meine Haare durch den Schlaf verwuschelt. Ich musste mich noch frisch machen und überhaupt erst mal zu Namjoon laufen! Immerhin spürte ich nichts mehr von dem vorherigen Schwindel. Das war doch schon mal was.

Als ich schließlich tip top im Flur stand machte ich mich auf den Wegen zu meinem besten Freund und auf den Weg vielleicht das letzte mal meine Liebe sehen zu können. Langsam musste ich mich sputen. Viel Mühe für mein Outfit hatte ich mir nicht gegeben, da ich mich ja eh bei Jimin noch mal umzog.

An der Tür klingelte ich voller Vorfreude. Jin öffnete mir.

"Hi, Yoongi. Was machst du hier?", fragte er. War das nicht offensichtlich? "Komm rein." Ich trat ein.

"Ich bin hier für die Zeitreise. Wie eigentlich fast immer in letzter zeit.", antwortete ich verwirrt.

"Zeitreise?", fragte Jin noch mal nach. "Ich dachte Namjoon hätte mir dir schon gesprochen." Jetzt war ich noch verwirrter.

"Wieso?"

"Jinnie hast du- Oh." Namjoon kam gerade in den Flur. "Yoongi, hi." Ich hob zum Gruß die Hand. Jin warf einen vorwurfsvollen Seitenblick auf Namjoon, der nur seine Brille hoch schon. "Hör mal, Yoongi.", fing Namjoon an. "Die Zeitreisen müssen aufhören-"

"Nein! Wieso das denn?", protestierte ich sofort.

"Wir haben dein Blut untersucht und etwas sehr merkwürdiges fest gestellt.", erklärte nun Jin. "Deine Zellen springen einzeln, als Nachwirkung sozusagen, zurück. Vermute ich jedenfalls. Jedenfalls schwinden sie einfach und tauchen entweder wieder auf oder halt eben nicht. Nach längere Zeit wird es zwar immer weniger, aber wir wissen nicht, was das genau für Folgen haben könnte, deshalb solltest du erst einmal in der Gegenwart bleiben." Deswegen kamen also die vielen Kopfschmerzen und der Schwindelanfall... Aber Jimin war wichtiger als Kopfschmerzen!

"Ja, und?", fragte ich passiv aggressiv. "Mir ist bisher nichts passiert, also ist doch alles okay. Ich kann reisen."

"Nein, Yoongi. Wir halten es für besser, wenn du hier bleibst. Deiner Gesundheit wegen." Namjoon wollte mir tröstend eine Hand auf die Schulter legen, doch ich wich zurück. Ich musste zurück! Es wäre das letzte mal, dass ich die Zeit mit Jimin so verbringen konnte wie bisher. Ich musste einfach zum Ball.

Innerhalb weniger Sekunden hatte ich einen Beschluss. So schnell ich konnte rannte ich den Flur runter in Namjoons Arbeitszimmer und zur Zeitreisemaschine. Ich hörte die Stimmen beider hinter mir, doch ich lies die Türen ins Schloss fallen, sodass ich wenigstens ein paar Sekunden gewann.

An der Maschine angekommen stellte ich alle Sachen zur Reise ein. Ich hatte schon so oft Namjoon dabei zugesehen und es mir mehr oder weniger unterbewusst gemerkt.

"Yoongi! Lass das!", rief Namjoon von der Tür aus. Jin dicht hinter ihm. "Du weist nicht was du da tust."

"Tut mir leid.", sagte ich noch, was ich nicht wirklich so meinte, betätigte den Schalter und reiste zurück in die Zeit.

Jimin

Leider konnte ich nicht in meinem Zimmer auf Yoongi warten. Ich muss mich im Empfang bereit halten und meine Gäste begrüßen. Eine Familie nach der anderen trat ein. Ich bedankte mich bei jeder einzelnen für ihr kommen, wobei die Familien ihre Töchter versuchten so unauffällig wie möglich zu präsentieren.

"Lord und Lady Choi, wie schön das Ihr es einrichten konntet der Einladung zu folgen.", begrüßte ich gerade die nächsten Gäste. "Lady Soyeon." Ich verbeugte mich höflich vor der jüngsten Tochter der Chois. Sie machte einen verlegenen Knicks. "Ihr seht bezaubernd aus." Durch mein Kompliment errötete sie leicht.

Es wurde von mir verlangt zu jeder jungen Dame höflich zu sein und mein Vater wollte, dass ich so viele Komplimente verteilte wie nur möglich. Er meinte das stärke die Beziehung der jeweiligen Familien. Ich fand ich machte den Mädchen damit nur Hoffnungen, dabei wollte ich keine einzige von ihnen. Aber ich machte schließlich nicht die Regeln.

Langsam wurde es spät und es waren schon fast alle Gäste eingetroffen. Der Saal war brechend voll. Überall unterhielten sich unsere Gäste über den neusten Plausch im Adel und viele Töchter hielten sich auffällig unauffällig in meiner Gegenwart auf, in der Hoffnung ich würde sie zum Tanz auffordern.

Yoongi müsste auch bald eintreffen.

"Jimin." Mein Vater stand vor mir und betrachtete mich mit seinem liebevollen, aber dennoch strengen Blick. "Es ist zeit. Du musst den ersten Tanz eröffnen.", wies er mich an. Ich hatte mich ein wenig vor diesem Tanz gefürchtet. Ich wollte nicht mit einem der Mädchen tanzen. Ich wollte mit Yoongi tanzen, aber das hätte ich selbst nicht gekonnt wenn er hier wäre. Also schritt ich auf eine gute Freundin der Familie zu und hielt ihr meine Hand hin.

"Lady Chanmi, darf ich um den ersten Tanz bitten?" Sie machte einen knicks, ehe sie ihre Hand in meine legte.

"Aber gerne." Unter ein wenig Applaus führte ich sie zur Mitte der Tanzfläche und wir begaben uns in Tanzhaltung. Kaum standen wir richtig, da fing das Streichquartett an einen langsamen Walzer zu spielen.

Wir tanzten erst schweigend, bis weitere Paare sich uns anschlossen und auf die Tanzfläche gingen, da fing Chanmi an sich mit mir zu unterhalten.

"Es ist schön hier. Die Vorbereitungen müssen eine Menge Zeit in Anspruch genommen haben.", begann sie die Konversation. Mir wäre es lieber gewesen wir könnten weiterhin schweigen, doch ich war nicht unhöflich, also antwortete ich ihr.

"Es war okay. Ich hatte hauptsächlich mit der Planung zu tun und mit der Gästeliste. Das war nicht allzu schwierig." Sie nickte.

"Vielen Dank noch mal für die Einladung. Ich fühle mich sehr geehrt. Zumal ich Euer erster Tanz sein darf." Es folgte eine Drehung, weswegen ich nicht sofort antworten konnte.

"Mit Vergnügen.", sagte ich nur. Es folgte weiteres schweigen.

"Aber warum habt Ihr gerade mich zum ersten Tanz auserwählt?", fragte Chonmi plötzlich geradeheraus. Diese Frage überrumpelte mich kurz.

"Ihr seid nun mal eine gute Freundin.", antwortete ich vorsichtig. Immerhin wollte ich ihre Gefühle nicht verletzen. "Und ich war ehrlich gesagt ein wenig überfordert mit der Auswahl und-"

"Ach, schon gut." Chonmi lächelte mich an. "Ich bin froh, dass ich nur eine gute Freundin bin. Ich möchte Euch nicht kränken, Jimin, aber ich hatte Angst Ihr würdet mich als Frau nehmen wollen." Sie wurde leicht rot. "Ich mag nämlich jemand anderen und erhoffe noch seine Aufmerksamkeit zu bekommen." Jetzt musste ich auch lächeln. Ich war ja so erleichtert.

"Na dann wünsche ich dir viel Glück.", erwiderte ich. Natürlich erkundigte ich mich wer denn der Glückliche sein und wir unterhielten uns ein wenig über die Zukunft, wobei ich mich recht wortkarg sobald das Thema auf mich ging.

Es war nett mit Chonmi zu tanzen. Ich beobachtete dabei immer wieder die anderen Gäste und versuchte Yoongi zu finden. Hatte er es sich anders überlegt und war schließlich doch nicht gekommen?

In einer weiteren Drehung entdeckte ich ihn schließlich. Endlich! Dort stand mit einem Glas unsere Bowle in der Hand. Offenbar hatte jemand ein Gespräch mit Yoongi begonnen, denn er schien sehr nervös zu sein und nickte ab und zu.

Kaum hatte das Quartett aufgehört, um das nächste Stück zu spielen, entschuldigte ich mich bei Chonmi und ging so schnell wie möglich zu Yoongi.

Timetraveller | YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt