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Yoongi

Jimin führte mich in einen Teil des Gartens, der deutlich mit mehr Liebe gepflegt wurde. Die Büsche hatten aufwendigere Schnitte und selbst im dunklen konnte ich erkennen, dass die Blumen die perfekte Höhe und der Rasen die perfekte Farbe hatte. Wir gingen einen Gang entlang, bis ich verdutzt stehen blieb und so meine Hand aus Jimins lockerem Griff zog.

"Was ist das?", fragte ich und zeigte auf eine Marmorstatue, die zwischen zwei Bänken eindrucksvoll präsentiert wurde. "Die haben nicht allen ernstes eine Statue von dir hier errichtet." Jimin kicherte und stellte sich neben mich.

"Oh, nein. Für diese Ehre habe ich noch nicht genug geleistet. Wen du hier betrachtest ist mein Großvater, König Minseo. Mir wird oft gesagt, dass ich ihm sehr ähnlich sehe."

"Also, ähnlich ist untertrieben.", kommentierte ich. "Ich würde sagen, wie aus dem Gesicht geschnitten." Ich merkte wie Jimin anfing sein Schultern hängen zu lassen. "War er dir auch vom Charakter her ähnlich?" Man merkte an Jimins Körperhaltung, dass sie sich wohl nahe gestanden haben musste.

"Er war ein besonderer Mensch.", fing er an zu erzählen. "Großvater war sehr streng. Ein Fehler wurde nicht so schnell verziehen, aber er war stolz wenn du etwas richtig gemacht hast." Für mich klang das jetzt nicht so wie der perfekte Opa. Meine Großeltern wollten mich immer mit Süßigkeiten vollstopfen und wir hatten lange Spaziergänge im Wald gemacht, wo wir immer Indiana gespielt hatten.

"Er erkrankte als ich zehn Jahre alt wurde." Mitfühlend legte ich eine Hand auf seine Schulter. "Er hatte mir immer gesagt, dass das Königshaus zu schützen sei, welches er so glorreich geführt hatte. Ich glaube er hat in mir damals einen großen König gesehen." Ich nahm ihn fest in den Arm.

"Großvater hat im Gegensatz zu Vater an mich geglaubt. Man hörte Jimin zwar nicht weinen, aber ein zittern fuhr durch seinen Körper. Vorsichtig streichelte ich seinen Rücken. "Bei Vater kann ich die Dinge nicht richtig machen. Es heißt den ganzen Tag: Jimin, sitz gerade. Jimin, sprich lauter. Jimin, hast du da dran gedacht. Jimin, hast du das schon erledigt. Ich glaube, Vater merkt gar nicht, wie sehr mich das kränkt."

Ich sagt so etwas hilfreiches wie: "Alles gut, ich bin ja da." und nach ein paar Minuten beruhigte Jimin sich wieder. Auf seinen Wangen glitzerten tatsächlich nur ein paar Tränen, die Jimin sich hastig weg wischte. Ruckartig drehte er sich um.

"Lass uns weiter gehen." Mit schnellen Schritten ging Jimin voraus, doch ich holte ihn schnell ein und griff nach seiner Hand. Wir standen unter einer Art Blumentunnel. Die Blumen hatten zu Rosen gewechselt, die so hoch gezüchtet wurden, dass sie an einem Gestell einen Tunnel schlossen.

"Ich hab zwar keine Ahnung von eurer Familie und schon gar nicht von Königshäusern und deren Pflichten, aber ich stimme deinem Großvater zu. Du hast das Zeug dazu ein großartiger König zu sein. Ich glaube hinter eben steckt noch mehr dahinter als nur, dass dein Vater, unberechtigter Weise, viel an dir bemängelt. Ich weiß zwar nicht was, aber du bist ein großartiger Mensch, der sich für die Gefühle anderer interessiert und das ist so selten. Du bist etwas ganz besonderes, Jimin. Lass dir dein hübsches Lächeln bitte nicht von irgendwem wegwischen, auch wenn ich nicht zurück reisen kann, um dir das zu sagen. Okay?" Jimin lächelte mich verlegen an. "Zu viel?", fragte ich nach einer Pause des Schweigens.

"Nein, genau richtig." Jimin legte mir seine kühlen Hände in den Nacken und zog mich zu sich hin. Automatisch legte ich meine Hände auf seine Hüften. Das prickeln in meinem ganzen Körper legte wieder los, sobald sich unsere Lippen verbanden. Während des Kusses wanderten Jimins Hände in meine Haare, während meine seine Saiten und seinen Rücken ertasteten.

Als sich unsere Lippen synchron zueinander bewegten, spürte ich Jimin in den Kuss hinein lächeln. Das machte mich unglaublich Glücklich. Nicht nur der Fakt, dass ich Jimin anscheinend glücklich machen konnte, sondern dass Jimin sich sehr wahrscheinlich auch in seiner Zukunft an mich erinnern würde. Ich hoffte nämlich inständig, dass er mich niemals vergas. Ich würde ihn auch nie wieder vergessen können.

Aufgrund von Luftmangel mussten wir uns lösen. Jimin lächelte mich immer noch zuckersüß mit rosa Wängchen an, während ich wahrscheinlich aussah wie ein verliebtes Schaf. Zärtlich streichelte ich mit meinem Daumen Jimins Wange.

"Willst du mir nicht erzählen was los ist?", fragte ich. Falls ihn wirklich irgendwas bedrückt sollte er das nicht einfach in sich rein fressen. Doch Jimin schüttelte den Kopf.

"Ich möchte mit dir nun endlich an den Ort, den ich dir zeigen wollte." Mit diesen Worten zog er mich abermals hinter sich her.

Lange mussten wir nicht mehr laufen. Schließlich kamen wir an eine kleine, na ja Lichtung ist es ja nicht, aber die Beschreibung passt, an. In der Mitte stand ein schöner Brunnen, während rings herum alles von Rosen umschlossen war. Das Wasser glitzerte im Mondlicht silbern und die Rosen waren die prächtigsten, die ich jeh gesehen hatte.

Jimin setzte sich auf den Rand des Brunnens und klopfte neben sich, zum Zeichen, dass ich mich auch setzen sollte. Gerne kam ich seiner Aufforderung nach. Ich hüpfte links neben ihn auf die Steine.

"Danke.", bedankte sich Jimin.

"Wofür?"

"Für alles. Du hast mich eben getröstet. Du hast mir mehr über mich selbst gezeigt. Und du hast mir deutlich gemacht, dass ich eigene Träume und Wünsche haben darf." Jimin legte seine Hand auf meine, welche ich zum Halt auch auf die Mauer gelegt hatte. "Wirklich, Yoongi. Danke." Ich winkte ab.

"Ach, das ist doch nicht der Rede wert." Aber in Wahrheit freute ich mich riesig darüber. Ich konnte zwar nicht immer bei ihm bleiben, aber wenigstens hatte ich ihm ein Teil von mir mitgegeben und sei es nur mein Rat.

"Nein, Yoongi, wirklich." Jimin betrachtete mich aus seine vom Wasser glitzernden Augen. Es war als ob sich die Sterne im Himmel darin befänden. Augenblicklich ekelte ich mich selbst vor mir mit diesem Gedanken.

"Das habe ich gerne getan.", erwiderte ich nur. "Jeder sollte seine Wünsche haben. Wenn man sie dann nicht erfüllen kann, dann kann man wenigstens noch davon träumen." Dabei dachte ich besonders an den Prinzen. Er war schwul und wollte keine Frau heiraten, aber er musste.

"Ich möchte aber nicht nur davon Träumen. Ich will meine Wünsche wahr werden lassen." Jimin rutschte von der Mauer runter und stellte sich vor mich. Instinktiv stellte ich mich auch hin. Jimin nahm meine linke Hand in seine Hände und blickte mir tief in dir Augen.

"Yoongi, du hast mir so viel gezeigt. Du hast mir die Augen gegenüber meiner selbst geöffnet. Du bist der großartigste Mann dem ich je begegnet bin." Ich glaube das Gespräch läuft gerade in eine völlig falsche Richtung. "Ich weiß, du kommst aus der Zukunft und uns trennen Jahrtausende, aber ich glaube an Schicksal. Es hatte einen Grund, dass du in meinem Zimmer aufgetaucht bist. Ich würde gerne glauben, dass ich der Grund bin." Nun ging er auf Knie. Oh, nein. "Und mein Traum, Yoongi, der bist du. Und ich will meinen Traum verwirklichen. Darum frage ich dich: Würdest du mir die Ehre erweisen und mich zu deinem Mann nehmen?" Scheiße.

Timetraveller | YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt