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Jimin

Ich ging durch meine Gemächer und übte meine Rede, die mir für mein Volk gegeben wurde. Derzeit half meine rechte Hand, Hoseok, mir diese zu üben und auch richtig zu präsentieren.

"Und so habe ich mit dem Königspaar beschlossen-", sagte ich gerade, bis dieser mich unterbrach

"Verzeihung, Majestät, aber betont mehr euch selbst und nicht den König und die Königin.", riet er mir.

"Aber der Ball war nicht meine Idee.", protestierte ich sofort.

"Dennoch sollen das die anderen Königshäuser und die Öffentlichkeit denken. Schließlich müsst Ihr ein entschlossener zukünftiger König werden." Er hatte ja recht. Wie eigentlich immer. Ich konnte mich glücklich schätzen ihn zu haben, denn ohne Hoseok hätte ich schon meine Krone vergessen.

"Ich fühle mich aber noch nicht bereit einen Bund der Ehe einzugehen." Etwas launisch lies ich mich auf mein Bett nieder. Mitfühlend legte Hoseok mir eine Hand auf die Schulter.

"Ich glaube, da habt Ihr wenig Mitspracherecht, eure Majestät. Es ist eure Pflicht und euer Privileg für das Königshaus zu sorgen und damit kommt nun mal eine Heirat einher." Ich nickte und fuhr mit meiner Rede fort.

Bis ein mir inzwischen allzu bekanntes Geräusch zu Ohren kam. Geschockt drehte ich mich zu meiner Kleiderkammer, wo soeben die Tür aufgegangen war.

"Hey, Jim-" Yoongi trat heraus, doch stockte in dem Augenblick, indem er Hoseok sah. Er hätte heute auch nicht weniger schäbig aussehen können. Wieder trug er eine zerrissene Jeans und ein viel zu großes Oberteil und eine zu große Jacke.

Hoseok schien es die Sprache verschlagen zu haben. Plötzlich sprang er auf und stellte sich schützend vor mich.

"Wer seid Ihr, dass Ihr denkt in die Gemächer des Kronprinzen einzubrechen?! Sprecht und gesteht!", rief er und griff sich eine Karaffe von meinem Regal. Hosek schlug den Rand der Karaffe gegen eben dieses Regal, sodass er eine gefährliche Glaswaffe in den Händen hielt.

Zum Schutze der Prinzen werden ihre persönlichen Diener ein wenig in der Waffenkunst gebildet, um sie genau in solchen Fällen auch ohne Ritter zu verteidigen zu können. Normalerweise praktisch, doch jetzt eher ungünstig.

"Nein-", wollte ich ansetzen, doch Hoseok hob eine Hand und gebot mir Schweigen.

"Bleibt hinter mir, eure Majestät. Dann geschieht euch nichts."

"Äh...", machte Yoongi. "Könntest du bitte das Glas weg legen? Ich komme in Frieden. Ich kenne Jimin. Wir sind Freunde." Zum Zeichen seines Friedens hob er seine Hände neben den Kopf, doch Hoseok machte keine Anstalten auch nur zu blinzeln.

Dann fiel mir erst auf, was Yoongi eigentlich gesagt hatte. Wir waren Freunde. Dabei fühlte ich eine schöne Wärme in meinem Herzen. Freunde. Ich hatte bisher immer angenommen, wir seien bloß so etwas wie Bekannte. Der Gedanke war schön, dass wir mehr als das waren.

Also schob ich mich an Hoseok vorbei und ging zu meinem neuen Freund. Mein Diener wollte noch protestieren, aber ich stellte mich auf Yoongis Seite und hakte mich an seinem Arm unter. Hoseok fiel beinahe die Kinn Lage runter.

"Er spricht die Wahrheit. Yoongi, das ist mein persönlicher Diener und meine rechte Hand Hoseok. Hoseok dies ist Yoongi. Ein Freund aus der Zukunft." Jetzt schien er endgültig perplex. Oder er dachte ich gaukle ihm etwas vor.

"Zu- Zukunft?" Ich nickte sachte und nahm ihm das Glas vorsichtig aus der Hand. Yoongi kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

"Ist eine lange Geschichte.", kommentierte er und keiner von uns beiden schien die Absicht zu haben Hoseok darin einzuweihen. Jedenfalls musste er sich erst einmal setzen. Nachvollziehbar. Ich wollte es schließlich auch erst nicht glauben.

"Wie ist das möglich?", nuschelte Hoseok vor sich hin. "Das kann es nicht geben. Das ist alles nur ein Hirngespinst." Vorsichtig setzte ich mich neben meinen treuen Diener und legte eine Hand auf seine. Yoongi lehnte sich gegenüber von ans an der Wand an.

"Nein, ist es nicht. Ich dachte das zuerst auch, aber Yoongi ist aus Fleisch und Blut. Er ist real.", versuchte ich Hoseok zu überzeugen. "Du musst mir versprechen niemandem davon zu berichten. Auch nicht meinem Vater.", wies ich ihn an.

"Aber ich muss für eure Sicherheit sorgen, eure Majestät, und ich kann nicht sicher gehen, dass dieser Mann keine Bedrohung darstellt.", widersprach er.

"Ich bin doch kein Mörder.", rief Yoongi dazwischen. "Und könnt ihr bitte aufhören über mich zu reden, als ob ich nicht da wäre?" Eine kurze Pause entstand, in der Hoseok Yoongi abwertend musterte. "Ihr macht das auch zu kompliziert. Ja, ich bin echt und nein, ich tue deinem kleinen Prinzchen nichts. Fertig." Hoseok sprang von meinem Bett auf.

"Wie könnt ihr es wagen so von-"

"Das hatten wir schon.", unterbrach Yoongi Hoseok ganz ruhig. Ich hätte gerne so eine Gelassenheit und Selbstvertrauen, wie dieser Mann. Ich bewunderte Yoongi wirklich. Allein seine freie und sorgenlose Art war beneidenswert.

Entrüstet blickte Hoseok mich und dann wieder sein Gegenüber an. Schließlich fasste er einen Entschluss und reckte leicht das Kinn.

"Ich bin offen für neue Bekanntschaften, aber verzeiht mir, Majestät, wenn ich mich dieser Bekanntschaft entziehe. Ich halte diesen Umgang für euch zwar ebenfalls nicht angebracht, aber ihr könnt tun was ihr wollt. Einen guten Tag.", sagte er mit monotoner Stimme und ging gerade Wegs aus meinen Gemächern.

Sowohl Yoongi als auch ich schauten ihm nach. Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, brach Yoongi in Gelächter aus. Das war sehr unhöflich von ihm.

"Und?", versuchte er zwischen seinen Lachern zu sagen. "Hältst meine Bekanntschaft auch für unangebracht?" Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. Man machte sich nicht über die Meinungen anderer lustig.

"Die Kunst des Redens ist, zu wissen wann man schweigen sollte.", zitierte ich nur meinen Lehrer und nahm meine Rede wieder in die Hand. Das Lachen Yoongis verschwand und stattdessen hatte er ein neutrales Gesicht aufgesetzt.

Eine unangenehme Stille stieg auf, die ich nicht wagte zu unterbrechen. Ich ging wieder in meinem Gemach auf und ab und murmelte meine Rede vor mich hin, während Yoongi immer noch an der Wand lehnte und jetzt an seinen Fingernägeln knibbelte.

Timetraveller | YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt