"Können wir jetzt fahren?", fragte ich bevor dieses Gespräch noch komischer werden konnte.
"Natürlich.", sagte Namjoon. "Ich habe direkt vor dem Krankenhaus geparkt." Damit gingen wir alle zum Ausgang.
Yoongi
Mit großen Augen schaute Jimin auf den Ausgang des Krankenhauses. Erst verstand ich nicht wieso, aber dann realisierte ich, dass die Türen des Krankenhauses automatisch auf und zu gingen. Stimmt, Jimin kannte ja eigentlich gar nichts, was bei uns mit Elektrizität lief.
"Das sind Automatiktüren.", erklärte ich Jimin. "Wenn du auf die Türen zugehst erkennt dich ein Sensor und die Türen gehen auf."
"Wow.", hauchte Jimin nur fasziniert, als die Türen sich automatisch vor Jimin öffnete.
Zum Glück hatte Namjoon nur ein paar Meter weiter geparkt, denn ich konnte Jimins Blick, als er sich draußen umguckte nicht deuten. War es Faszination? Angst? Neugier? Alles zusammen? Sein Blick huschte über die Straßenlaterne zu den Autos. Hinüber zu den Häusern und auf die Menschen. Ich schob ihn regelrecht zum Auto, denn Jimin ging immer langsamer, um sich alles genauer angucken zu können.
Als ich die Autotür öffnete um Jimin einzulassen wollte dieser aber nicht einsteigen.
"Was ist das?", fragte er.
"Das ist ein Auto.", erklärte ich geduldig, während Namjoon schon längst am Steuer saß. "Damit kommt man schnell von einem Ort zum nächsten."
"Und das ist auch einwandfrei sicher?", fragte Jimin nach. Mein Kopf rief eben alle Autounfälle auf, von den ich je gehört hatte.
"Ja.", log ich mit einem Lächeln. Jimin setzte sich vorsichtig auf die Rückbank und ich machte die Autotür zu. "Zumindest meistens.", nuschelte ich noch in mich rein, während ich um das Auto rum ging und mich neben Jimin auf die Rückbank nieder ließ.
Namjoon hatte Jimin angefangen zu erklären wie er sich anzuschnallen hatte. Dabei ließ er nun völlig die förmliche Anrede weg. Ich fand das eh schon immer blöd mit dem 'Eure Majestät' oder 'Mein Prinz'.
Als Namjoon den Motor startete schnappte Jimin erschreckt nach Luft. Automatisch krallte er sich mit seiner äußeren Hand in seine Autotür. Ganz wie meine Mutter, als ich angefangen hatte Auto zu fahren.
"Keine Sorge.", versuchte ich ihn zu beruhigen. Sollte ich seine Hand zur Beruhigung nehmen? "Das ist der Motor. Guck mal, da vorne hält Namjoon gerade das Lenkrad fest. Damit lenkt er uns und er kann von dem Sitz aus das komplette Auto steuern." Jimin nickte nur.
Während der Autofahrt sagte niemand ein Wort. Jimin schaute mit großen Augen aus dem Fenster. Er sah ein wenig blass um die Nase aus, obwohl Namjoon schon so sanft wie nur möglich fuhr. Vielleicht lag es ja gar nicht an der Autofahrt, sondern an der Gesamtsituation.
Es muss schrecklich sein auf einmal in einem ganz anderen Jahrhundert zu sein. Oh, warte. Das war ich ja auch gewesen. Der Unterschied ist nur, dass ich mich vorbereiten konnte und auch Vorkenntnisse über sein Jahrhundert hatte. Ich habe ihn jetzt ja sozusagen gekidnapped.
Langsam bewegte ich meine Fingerspitzen Richtung Jimins, um vielleicht doch seine Hand zu nehmen. Einfach um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine ist und keine Angst haben muss. Doch kurz bevor ich sie erreichen konnte hielt Namjoon schon am Straßenrand an.
"Wie sind da.", teilte er uns mit. Wir stiegen aus dem Auto aus, wobei Namjoon Jimin die Tür offen hielt. "Ich lass euch zwei dann jetzt alleine." Ein zwinkern in meine Richtung. "Jin und ich kommen euch dann besuchen, wenn... alles nicht mehr so neu ist. Du kannst mir dann ja einfach schreiben, Yoongi."
Zum Abschied umarmte er mich. Dabei flüsterte er mir so leise etwas ins Ohr, dass ich es erst selbst nicht verstand. "Bring dem Prinzen bitte sanft bei, dass er nicht zurück kann." Dann drehte er sich zu Jimin und verbeugte sich. "Eure Majestät." Er stieg ins Auto und fuhr weg.
Kurz atmete ich durch, ehe ich Jimin anlächelte und auf die Haustür zeigte. "Na dann, lass uns zu mir nach Hause gehen." Ich führte Jimin durch die Haustür in das Treppenhaus und schließlich zu meiner Wohnungstür. Als die Tür aufgeschlossen war hielt ich sie Jimin auf, damit er zuerst eintreten konnte, was er auch tat.
Kaum hatte ich die Tür wieder geschlossen, hörte ich schon das aufgeregte Tippeln von Holly. Kurz darauf tauchte der Süße auch Schwanz wedelnd auf und schaute Jimin aus seinen kleinen Knopfaugen neugierig an.
"Wer bist du denn?", fragte Jimin und bückte sich, um seine Hand beschnuppern zu lassen. "Du bist ja herzallerliebst." Holly tänzelte um Jimin einmal rum, ehe er sich von ihm streicheln ließ.
"Das ist Holly.", stellte ich meinen Hund vor. Ich zog meine Schuhe aus und stellte diese an ihren Platz. Jimin tat es mir nach kurzem zögern gleich. "Tja, willkommen in meiner Wohnung.", sagte ich nach kurzer Stille. Wie konnte es nur sein, dass es vorher nie komisch zwischen uns war, aber jetzt irgendwie alles sich unwohl anfühlt?
"Komm, ich gebe dir eine kleine Führung." Ich bog mit Jimin ins erste Zimmer von links ab. "Das ist mein Wohnzimmer." Mit einer ausladenden Geste zeigte ich auf die Couch mit Fernsehen, ein Bücherregal, ein Schrank mit Krimskrams und Hollys Spielecke. "Die Tür sollte niemals verschlossen sein, damit Holly zu seinem Körbchen kommt." Jimin ging auf die aufgehängten Bilder über dem Schrank zu und betrachtete diese.
"Die Gemälde sind wirklich gut. Wer ist der Künstler?" Ich musste grinsen.
"Das sind Fotos." Ich stellte mich neben Jimin. "Die Fotos habe ich mit meinem Handy gemacht und dann mit einer Maschine ausgedruckt. Niemand hat die gemalt."
"Aber... wie funktioniert das?", fragte Jimin weiter.
"Na ja, die Maschine scannt das irgendwie und zieht dann über Papier eine Plastikschicht. Glaube ich. Keine Ahnung, wie das genau funktioniert." Jimin musste mich ja für besonders intelligent halten.
Die ganze Führung dauerte viel länger als sie sollte, weil Jimin mich bei jeder Kleinigkeit fragte, was dass sei oder wie es funktionierte. Er fragte es bei meiner Kamera, dem Wasserkocher, der Kaffeemaschine, meinem PC und so weiter.
Ich fand es schön, dass er sich einfinden wollte und sich auch ehrlich für all diese Dinge interessierte. Seinen Augen leuchteten, als er sich auf meinem Drehstuhl im Kreis wirbelte. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, dachte ich er sei doch besser hier aufgehoben, als bei sich im Jahrhundert. Und eventuell war ich auch ziemlich froh ihn bei mir zu haben. Jetzt musste ich ihm nur noch beibringen, dass er nicht mehr zurück konnte. Schließlich war er in der Vergangenheit schon tot und Namjoons Maschine konnte nur im Jahr und nicht im Tag oder in der Uhrzeit reisen.
Inzwischen war es Abend geworden. Jimin saß völlig erschöpft mit einer warmen Milch auf meiner Couch und kraulte Holly hinter den Ohren.
"Hast du Hunger?", fragte ich nach einem Blick auf die Uhr. Es war schon nach sieben.
"Ich würde gerne etwas essen.", antwortete Jimin mir.
"Okay, ich mache uns was."
"Hast du keinen Koch, den du rufen kannst?", fragte Jimin vorsichtig nach.
"Nein.", antwortete ich. "Ich mache alles hier selber."
"Kein einziges Personal?"
"Kein einziges. Du kannst mir ja beim kochen helfen.", schlug ich vor.
"Gerne." Jimin stellte die fast leere Milch auf den Tisch und folgte mir in die Küche. "Ich habe noch nie mein Essen selber vorbereitet."
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Timetraveller | Yoonmin
FanfictionYoongi ist eine freiwillige Versuchsperson von einem genial, verrückten Wissenschaftler. Es wurde eine Zeitmaschine erfunden und Yoongi reist zurück ins königliche Zeitalter. Doch leider taucht er in der Vergangenheit nicht wie geplant in einer Abst...