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Yoongi

Eine Stimme tief in meinem Herzen würde am liebsten sofort ja schreien. Doch eine Stimme in meinem Kopf, die verdächtig nach Namjoon klang, erinnerte mich immer wieder daran, dass wir aus verschiedenen Zeitzonen kamen und niemand seine Zeit dafür verlassen konnte und außerdem war ich immer noch keine Prinzessin! Ich war nicht einmal adelig. Ich konnte ihn nicht heiraten.

"Äh...", brachte ich besonders intelligent hervor. Dann fiel es mir ein. Der Rosengarten. Ich hatte ihn schon bei einer meiner ersten Begegnungen gesehen und Jimin hatte mir direkt klar gemacht, dass dieser Garten nur für das Königspaar mit Antrag und so da ist und ich ihn deshalb niemals sehen würde. Und hier stehe ich. Mitten im Herzen des Rosengartens. Ich hätte es wissen müssen. "Jetzt bin ich überfordert..."

Endlich stand Jimin auf. Nun standen wir uns gegenüber. Jimin mit einer Gefühlsmischung aus Enttäuschung und Hoffnung, ich mit Überforderung, Verzweiflung und vielleicht auch ein kleines bisschen Enttäuschung.

"Du musst auch nicht gleich antworten.", lenkte Jimin ein. "Ich weiß, diese Frage kommt etwas plötzlich, aber ich sage die Wahrheit. Ich möchte mein Leben mit dir und nicht mit einem Mädchen verbringen."

"Und wie stellst du dir das vor?", fragte ich. Eigentlich hatte ich vor ruhig zu wirken, aber meine Stimme hatte andere Pläne und hatte kleine Schlenker in den Satz verbaut. "Wir kommen aus verschieden Welten. Ich kann hier nicht für immer bleiben. Ich habe bei mir auch Freunde und Verwandte. Ich habe sogar einen Hund, um den ich mich kümmern muss." Ich legte unabsichtlich eine Kunstpause ein. "Du kannst hier auch nicht weg. Du wirst der nächste verdammte König!"

"Was wenn ich kein König werden will?!", unterbrach Jimin mich. "Du hast mir von deinem Leben erzählt. Du hast keine Pflichten und Bürden zu tragen und ich sehne mich nach einem Leben wie deines. Ich will auch in den Tag hinein Leben und nicht immer an die nächsten Jahre denken, wenn ich eine Aufgabe erfülle. Ich würde mich gerne lossagen von dem Königshaus."

"Aber das kannst du nicht.", sagte ich leise. Betreten schaute ich zur Seite. Jimin seufzte.

"Ich weiß." Jimin fing meinen Blick wieder auf. "Aber mit dir fühlt es sich so an. Dann fühlt es sich so an, als ob ich nur ich sei und nicht der nächste König, von dem so viel erwartet wird."

"Jimin-", fing ich an, doch ich wurde sofort wieder unterbrochen.

"Ich dachte, ich bin einmal in meinem Leben egoistisch und kämpfe nicht für mein Volk, sondern für mich."

"Jimin, ich will dich wirklich nicht verletzen. Ich freue mich über den Antrag, aber das hat alles keinen Sinn. Heute wird wahrscheinlich der letzte Tag sein, den ich jeh wieder hier verbringen werde.", gestand ich. Jimin schaute mich entgeistert an.

"Was?"

"Das Reisen tut wohl meiner Gesundheit nicht gut. Irgendwas mit Zellen und so. Aber Fakt ist, dass ich heute schon aufgehalten wurde hierher zu kommen und so schnell wahrscheinlich nicht wieder reisen kann. Vielleicht nie wieder. Es tut mir leid."

"Und wann hattest du vor mir das zu sagen?" Jimins Stimme war nicht länger liebevoll, sondern emotionslos. Eine kälte sprach aus seiner Tonlage raus, die mich verletzte.

"Ich... weiß nicht. Ich wollte die Zeit mit dir noch so verbringen als wenn nichts wäre.", versuchte ich mich zu verteidigen. "Ich weiß das doch auch erst seit heute."

Jimin traten Tränen in die Augen, doch er blinzelte sie weg. Er straffte seine Schultern und starrte für einen Moment in die Leere, wie um seine Gedanken zu ordnen.

"Schön.", sagte er schließlich. "Vielen Dank, dass du mich nach meiner Entscheidung, zuzulassen dass ich dich liebe, informierst. Wenn du entschuldigst, ich werde auf einer Festlichkeit erwartet." Damit drehte Jimin sich um.

"Hey!" Ich hielt ihm am Ärmel fest. "Das ist nicht fair! Ich kann da doch auch nichts für und ich will nicht, dass es so zwischen uns e-"

"Nicht fair?!", unterbrach Jimin mich. "Du findest es also nicht fair, dass ich dich mit Blumenstrauß und Kuss gehen lasse, nachdem du mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hast? Wie konnte ich nur so töricht sein und auf dich und deine Reden zu hören! Und ich wollte dich auch noch zu meinem Gemahl nehmen, nachdem du anscheinend schon vor Stunden geplant hattest nie wieder in meinem Leben zu sein. Wenn du mir das wenigstens am Anfang des heutigen Abend gesagt hättest." Kurz war es still. Eine kleine Träne rann Jimins linke Wange hinunter. "Du hast recht, Yoongi. Es ist wirklich nicht fair." Damit drehte er sich um und ging zügigen Schrittes davon.

Mit plagenden Schuldgefühlen stand ich in diesem Rosengarten. Langsam kroch die kälte durch meine, na ja, eigentlich Jimins, Kleider hoch. Meine kreisenden Gedanken wurden abrupt von meinem Handy unterbrochen, welches mir sagte, dass ich schnell wieder in Jimins Kleiderschrank musste, um zurück zu reisen.

Mit gesenktem Kopf machte ich mich auf den Weg. Jimin hatte recht. Es war wirklich nicht fair von mir sein Leben komplett umzudrehen, um dann, mir nichts dir nichts, zu verschwinden. Ich hatte ihn ja wortwörtlich überhaupt schwul gemacht und ihm eigentlich indirekt gesagt, dass sein Königreich irgendwann untergehen würde.

Auf meinem Weg war ich niemanden begegnet, der mich aufhielt. Also hatte ich noch Zeit mir meine eigenen Klamotten anzuziehen, bevor ich schließlich in die Gegenwart zurück reiste.

Nachdem der Schwindel der Zeitreise nachließ und ich klar Namjoons Arbeitszimmer sehen konnte, rechnete ich schon mit einer gewaltigen Lehre von Namjoon. Oder Jin. Oder beiden. Aber niemand sagte etwas, obwohl sie direkt vor mir standen.

"Alles okay?", fragte Namjoon schließlich. "Warum weinst du?" Überrascht fasste ich mir an die Wange. Tatsächlich. Eine Träne. Kaum nahm ich sie wahr, fing ich an richtig los zu heulen. Ich hatte Jimin verloren. Für immer.

"Hey, ist schon gut.", versuchte Jin mich zu beruhigen, während sie mich in den Arm nahmen und zum Sofa im Wohnzimmer führten. Dort erzählte ich ihnen, was alles passiert war.

Timetraveller | YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt