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Yoongi

Fast schon atemlos rannt ich die Gänge entlang. Ein Glück, dass ich noch nicht von Wachen erwischt worden war. Dieses Schloss war einfach so groß, dass ich mich glatt auf dem Weg zum Ballsaal verlaufen hatte. Langsam erkannte ich den Gang wieder, so weit man das bei ewig gleichen Gängen sagen konnte, und fand schließlich die Flügeltür zum Ballsaal. Das erkannte ich letztendlich an den Wachen die davor standen.

Etwas nervös trat ich zu den Wachen. Diese beäugten mich misstrauisch. Vor der Flügeltür räusperte ich mich kurz. Sollte ich was sagen? Einfach eintreten? Wieder umkehren?

"Ihr seid?", fragte mich der eine Wachmann. Äh, ja richtig. Wer war ich?

"Ihre Majestät Prinz Yoongi von den Mins.", versuchte ich mich so würdevoll wie möglich vorzustellen. So taten es zumindest alle Adligen in Filmen. Der zweite Wachmann schaute mich an, als ob er meine Existenz anzweifeln würde. Na ja, berechtigterweise.

Der erste analysierte mit seinem Blick mein komplettes Wesen, eher er die Flügeltür für mich öffnete. Offensichtlich glaubten sie mir nicht, dennoch wagten sie es offenbar auch nicht einen Prinzen zu ignorieren. Oder anzuzweifeln. Die beiden sind echt eine große Sicherheitslücke.

Erstaunt trat ich in den Saal und musste mich erst einmal im Kreis drehen. Letztes mal sah der Raum ja schon atemberaubend aus, aber jetzt war er noch schöner, falls das überhaupt ging.

Die Musiker spielten ein zum Flair passendes Stück, die Menschen auf der Tanzfläche tanzen Synchron einen Tanz. Walzer war das, glaube ich. Am Rand des Saals wurden lange Tische mit Getränken und tausenden von Häppchen aufgestellt. Es sah einfach atemberaubend aus.

Etwas überfordert steuerte ich eine leere Stelle am Büffet an. Ich wollte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich ziehen. An dem langem Tisch schnappte ich mir eines der Gläser und nahm einen Schluck. Wow, ich dachte das wäre Champagner oder so, aber nein. Es war zwar Alkohol, aber ganz anders. Mit irgendwelchen Kräutern und... ja, was war das denn?

"Seid Ihr das erste mal auf einer der Festlichkeiten der Parks?", kam auf einmal eine Stimme von rechts. Panisch drehte ich mich um. Ein älterer Herr starrte mich aus seinen braunen Augen an.

"Äh... ja.", antwortete ich besonders intelligent. Sofort nahm ich noch einen Schluck aus dem Glas. Bitte, kann der Alkohol einfach auf einmal wirken?

"Der Festtrunk der Parks ist der Beste. Die Kräutermischung ist einzigartig.", redete er weiter auf mich ein.

"Allerdings." Ich versuchte nicht auffällig in dem Gespräch zu wirken, doch das interessierte meinen Gesprächspartner ohnehin nicht, da er einfach weiter redete.

"Die besten Feste geben dennoch die königlichen Hoheiten der Chois aus dem Osten. Die Prunkvollsten Säle, mit den atemberaubendsten Damen und den einflussreichsten Familien. Ich hörte, aus vertrauten Kreisen, die jüngste Tochter suche einen Gatten. Das wäre vielleicht etwas für Euch.", schlug er vor. "Vorausgesetzt ihr habt eure Herzensdame noch nicht gefunden.", fügte er noch schnell hinzu. 

"Nun, ich hatte einst meine Herzensdame." Oh, weh. Der Typ hatte sich komplett fest gebrabbelt. Ich wollte einfach nur weg. "Doch nun lebe ich als Witwer mit meinen zwei Söhnen. Die beide haben- Eure Majestät." Der Mann drehte sich zur Seite und dort stand Jimin. So plötzlich wie er aufgetaucht war, verschlug er mir den Atem. Er sah einfach wunderschön aus.

"Lord Jung.", begrüßte Jimin den Mann. "Ich glaube Lady Sou würde gerne ein Wort mit Ihnen wechseln." Wie um seine Aussage zu unterstützen nickte er in die Richtung einer älteren Dame, die beim Essen stand.

"So aufmerksam wie immer, mein Prinz. Dann will ich die verehrte Dame nicht warte lassen. Ihr entschuldigt." Der Typ marschierte zu der Dame und sie tat mir jetzt schon leid.

"Hallo, Yoongi.", begrüßte mich Jimin. "Du bist endlich da."

"Hi, Jimin. Ja, ich hab mich verlaufen." Jimin kicherte. Und es war einer der süßesten Dinge, die ich jeh hören durfte. "Hey!", verteidigte ich mich. "Hier sehen einfach alle Gänge gleich aus."

"Wenn du das sagst." Kurze Stille. Ich erhob mein Glas.

"Leckeres Getränk." Ich hatte so Angst, dass diese Unterhaltung komisch werden würde, also hatte ich sie komisch gemacht. Super, Yoongi. So geht das. Man redet bei einem BAll doch nicht über Alkohol.

"Das ist ein Familienrezept. Ich bin zu seiner Mischung zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet." Stolz nickte Jimin. Ich nickte anerkennend. "Wie gefällt es dir sonst so?", fragte Jimin vorsichtig.

"Es ist wunderschön.", gab ich zu. "Ich war noch nie auf einem fantastischeren Fest. Das hast du alles einfach super hinbekommen." Stolz und auch ein wenig rosa angelaufen blickte Jimin zur Seite. Gerade wollte ich noch etwas sagen, da kam schon wieder ein Mann mit einem jungen Mädchen auf uns zu.

"Eure Majestät." Der Mann verbeugte sich, während das Mädchen einen knicks machte. Auch Jimin nickte höflich. 

"Lord Choe."

"Eure Majestät, ich möchte Euch meine Tochter Ahri vorstellen." Das Mädchen wurde rot, als mein Jimin sie persönlich begrüßte. "Ahri ist ein wenig zurückhaltend, aber es wäre ihr eine Ehre mit Ihnen tanzen zu dürfen, wenn es Ihnen genehm ist, Kronprinz." Jimin lächelte weiterhin charmant, obwohl er denen jetzt gleich eine Abfuhr erteilen wird.

"Die Ehre wäre ganz  auf meiner Seite." Was? Jimin streckte dem Mädchen seine Hand aus und sie nahm sie entgegen. Wie bitte? "Du entschuldigst?" Ich brauchte einen Moment, um zu checken, dass Jimin mit mir sprach. Doch er wartete meine Antwort gar nicht mehr ab und leitete das Mädchen auf die Tanzfläche. Ich stand hier mit dem Vater blöd in der Gegend rum.

"Meine Töchter sind aus vorzüglichem Hause." Er deutete meinen Blick offenbar ziemlich falsch. "Ich habe noch eine ältere Tochter, wenn Ihr mit ihr tanzen mögt." Abwehrend hob ich die Hand.

"Ich passe." Vielleicht stellte ich mein Glas etwas zu heftig ab und vielleicht ließ ich den Mann etwas zu abrupt stehen.

Entschuldige? Warum hatte Jimin mich für dieses Mädchen verlassen?! Okay, stopp. Wie waren nicht zusammen. Es war immer noch sein Ball. Und von ihm wurde es vielleicht sogar erwartet, dass er mit den Mädchen hier tanzte. Dafür wurde der Ball ja schließlich veranstaltet. Er sollte sich eine Frau suchen. Das hatte ich total verdrängt. Ich wünschte das wäre nicht so.

Frustriert pflanzte ich mich auf einen der Stuhl, der am Rand aufgestellt war. Ich sollte nicht wütend sein. Ich meine, ich war zwar extra nur für ihn hergekommen und es ist auch überhaupt nicht so, dass er eben schon mit einer anderen tanzen war, aber wütend auf ihn sollte ich nicht sein, sondern mich für ihn freuen. Oder? Ach, keine Ahnung. 

Ich verschränkte meine Arme und gab jedem, der ein mir vorbei lief einen wütenden Blick. Ich verbrachte quasi die nächsten fünf Minuten damit beleidigt vor mich hin zu starren.

Timetraveller | YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt