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"Bereit?", fragte er mich. Ich nickte. Er drehte den größten Knopf um 180 Grad.

Plötzlich gab der Bogen um mich herum ein knistern, dass ich zusammenzuckte. Ein kribbeln, wie lauwarmes Feuer breitete sich um meinen gesamten Körper aus. Erst dachte ich es passiert nichts weiter, doch dann spürte ich einen Ruck in meinem Kreuz und eine Fülle von Farben erstrahlten so schnell und flackernd in meinem Blickfeld, dass ich die Augen schließen musste, um nicht Kopfschmerzen zu bekommen. Dennoch breitete sich ein Schwindelgefühl in mir aus.

Als der Ruck und das kribbeln nachließ und sich schließlich auch der Schwindel legte wagte ich meine Augen zu öffnen. Das erste was mir auffiel war, dass ich definitiv nicht mehr bei Namjoon und Jin war. Ich war allerdings auch nicht in einer Besenkammer.

Das einzige was ich in diesem kleinen Raum sah war alte Kleidung. Sehr viel Kleidung. Unmengen an Hosen, Hemden und Jacken. Außerdem eine beachtliche Zahl an Schuhen. Es hätte beinahe schön ausgesehen mit diesen ganzen Kleidern, doch es war zu perfekt. Die Klamotten waren zu sehr nach Farben sortiert.

Die Kleiderabstellkammer hatte eine Tür, durch die es sehr wahrscheinlich nach draußen ging. Vorsichtig öffnete ich diese einen Spalt breit und lugte hinaus.

Auf der anderen Seite der Tür war ein Zimmer. Ein sehr großes Zimmer. Von der Tür aus sah man einen Kamin mit einem Sofa und zwei Sesseln davor. In der Mitte der Sitzplätze war ein kleiner Tisch drapiert auf dem eine Kerze stand.

Links von der Tür waren riesige Fenster mit breiten Fensterbänken, auf die man sich setzen könnte. Die 'Abstellkammer' war in den Raum eingearbeitet, sodass es neben diesem kleinen Raum das Zimmer noch weiter ging. Dort stand ein riesiges Himmelbett mit perfekt aufgeschüttelten Kissen. Neben dem Bett waren kleine Kommoden.

Ich ging einen Schritt in den Raum rein. Die Wände waren kaum geschmückt. Nur mit Ölgemälden von einem Schloss und einer Königsfamilie. Ansonsten konnte man kein bisschen feststellen, wer dieses Zimmer bewohnte. Es war makellos und ohne persönliche Wertgegenstände, als ob es nur ein Gästezimmer wäre.

Ich ging auf eines der Ölbilder zu und las am Rahmen die Unterschrift. 'Die Königsfamilie Park mit König Pilwoo, Königin Mijeong, Prinz Jimin und Prinz Jihyun im Jahr 1412'. Also wurde das Bild vor drei Jahren gemalt. Also in dieser Zeitrechnung. Schließlich befinde ich mich gerade im Jahr 1415.

Ich wollte mich eigentlich noch ein wenig mehr umsehen, doch mein Handywecker klingelte und ich beeilte mich zu dem Punkt zu gelangen, wo Namjoon mich her teleportiert hatte.

Nach ein paar Sekunden spürte ich auch wieder das Kribbeln und den Ruck im Kreuz. Die bunten Farben tauchten wieder auf, doch diesmal wurde mich nicht nur schwindelig, sondern auch schlecht. Ich ließ die Augen nach dem das kribbeln aufgehört hatte weiterhin geschlossen, um meinen Magen ein bisschen zu beruhigen.

Doch als Namjoon vorsichtig meinen Namen sagte öffnete ich sie doch und machte einen Schritt nach vorne. Großer Fehler. Sofort beugte ich mich vorne über und entleerte meinen Magen, der sich augenblicklich mit dem ersten Schritt umgedreht hatte.

"Tschuldige.", nuschelte ich als ich fertig war und schaute in Jins und Namjoons entsetzte und besorgte Gesichter. Jin reagierte sofort und drückte mich mit sanfter Gewalt auf einen Stuhl im Büro und legte mir eine Hand auf die Schulter.

"Alles okay? Soll ich dir was zu trinken holen?", fragte er. Ich nickte. Er machte sich sofort auf den Weg und ließ mich mit Namjoon alleine.

"Alles okay?", fragte er auch noch mal nach. Ich nickte wieder. "Tut mir leid, ich konnte deine Körperreaktionen nur erahnen und wusste nicht, dass es so heftig werden würde." Ich winkte ab als Zeichen, dass es nicht so schlimm sei. Da kam auch schon Jin mit einem Glas Wasser wieder.

Sobald er das Glas mir in die Hand gedrückt hatte, nahm er einen kleinen Koffer von seinem Schreibtisch und kam auf mich zu. Aus dem Koffer holte er verschiedene Arztgeräte, wie eine kleine Taschenlampe und ein Pulsmessgerät. Damit überprüfte er meinen körperlichen Zustand.

"Du bist medizinisch gesund.", war seine Diagnose. "Wie fühlst du dich sonst?"

"Ein bisschen müde und erschöpft, aber ansonsten normal.", beantwortete ich ihm seine Frage.

"Und?", fragte nun Namjoon und kam mir ein bisschen näher. "Wie hat sich das teleportieren angefühlt und was war auf der anderen Seite?" Jin funkelte seinen Mann böse an, da er seiner Meinung nach wahrscheinlich zu viel Interesse an seiner Erfindung zeigte.

Aber ich erzählte ihm alles ganz ruhig mit kleinen Pausen ab und zu, um was zu trinken. Ich erzählte von dem Gefühl beim Zeitreisen und die anschließende Kleiderkammer mit dem Gästezimmer. Jin war vollkommen überrascht, doch Namjoon war alles andere als erfreut. Er ging im Zimmer auf und ab und kratze sich dabei am Kopf.

"Wie konnte ich mich nur vertan haben? Ich war mir ganz sicher, dass dort eine Abstellkammer war. Ich hab das abgeglichen mit der Höhe des damaligen Schlosses und deren Grundriss mit unserer Wohnung.", regte er sich auf.

"Alles gut.", beruhigte ich ihn. "Ich werde dort wahrscheinlich niemandem begegnen. Ich meine Übernachtungsbesuch war da wahrscheinlich noch nicht gang und gebe." Ich gab Jin das inzwischen leere Glas zurück und stand auf.

Genau in diesem Moment hörten wir ein scheppern und ein gerufenes "Holly, nein!" von Jungkook und Taehyung. Sofort rannten wir in den Wohnzimmerbereich. Wenn die meinem Hund was angetan haben, dann-

Doch Holly saß im Wohnzimmer ganz brav auf dem Teppich und guckte mich aus seinen süßen Augen unschuldig an. Die beiden Kinder saßen einen Meter weiter und vor ihnen lag ein halbes Kissen auf dem Boden. Die Schüssel, die für gewöhnlich mit Obst gefüllt auf dem Wohnzimmertisch stand lag zerdeppert auf dem Boden.

So wie es aussah wollten die zwei mit Holly eine Art Ringen spielen und hatten dafür ein Kissen benutzt, was aber letztendlich zerrissen wurde. Mich bestätigte das nur noch darin, dass Kinder schlimmer waren als ein neuer noch nicht stubenreiner Welpe.

Namjoon fand das wohl ziemlich amüsant, zumal Holly jetzt Schwanzwedelnd auf mich zukam und mich hechelnd aus seinen treuen Augen musterte. Doch Jin fasste die Situation nicht ganz so gut auf und ging brodelnd auf die Kinder zu.

"Ist euch klar, dass ihr das schöne Sofakissen nicht nur zerrissen, sondern auch die Obstschale meiner Oma zerdeppert habt? Das war das einzige, was ich noch von ihr hatte.", sagte er drohend zu den Kindern. Man merkte deutlich, wie er versuchte ruhig zu klingen.

"Und das Hässlichste.", flüsterte Namjoon aus dem Mundwinkel mir zu. Jin drehte sich bedrohlich zu seinem Ehemann um. Dieser hob entschuldigend die Hände, doch zu spät. Jin hatte es gehört und wie es aussah ziemlich persönlich genommen.

Bei mir klingelten sofort alle Alarmglocken auf hochturen. Ich nahm die Kinder, ließ sie ihre Schuhe anziehen, zog mir meine an, schnappte mir Holly plus Hundeleine und ging mit ihnen aus der Wohnung. In nicht mal einer Minute.

Ich begab mich mit den dreien in Richtung Hundepark, um dem Streit zu entkommen. Denn es gab nichts schlimmeres für ein Kind, als wenn seine Eltern sich stritten. Ich konnte da aus eigener Erfahrung reden. Meine Eltern hatten sich vor der Scheidung auch ständig gestritten. Und ihnen war es auch vollkommen egal gewesen, ob mein Bruder und ich dabei waren oder nicht.

Also ging ich jetzt mit diesen kleinen Rackern mit Holly spazieren. Die freuten sich natürlich, als ob es deren Geburtstag sei. Besonders stolz waren sie als ich ihnen erlaubte Hollys Leine zu nehmen. Ok, ein bisschen süß sind die ja schon. Dennoch haben die keine Ahnung, was sie gerade eigentlich angerichtete haben.

Timetraveller | YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt