Yoongi
Es waren nun schon ein paar Wochen vergangen. In diesen Wochen war eigentlich nicht viel passiert. Mit Jennie hatte ich zwei weitere Dates gehabt. Vielleicht konnte ich mir langsam wirklich eine Beziehung mit ihr vorstellen. Na ja, richtig verliebt mit rosa Brille war ich jetzt nicht, aber das kam bekanntlich ja mit der Zeit. Ich merkte nämlich deutlich, dass sie hoffte ich würde den ersten Schritt machen.
Ein paar mal bin ich noch in die Vergangenheit gereist. Die meiste Zeit erklärte ich dem Prinzen etwas über unsere Politik und Gesellschaft. So langsam hatte er unsere neue Welt ein wenig verstanden.
Auch heute sollte ich wieder zu ihm. Ich durfte ihn sogar inzwischen Jimin nennen anstatt 'eure Majestät' oder ähnliches. Jin glaubte ja fest an seine Der-Prinz-ist-schwul-und-du-bist-halt-der-sexy-Zeitreisetyp-Theorie, aber ich dachte das war einfach nur eine naive Eigenschaft von ihm.
"Na schön.", meinte Namjoon. "Wenn du jetzt zurück reist, kannst du dann wenn möglich dich ein wenig im Schloss umsehen? Ich würde gerne mehr über die Bauweise damals persönlich erfahren."
Ich nickte. Was für ein Glück, dass ich ein kartographisches Gedächtnis besaß. Aber ich war die ganze zeit auch schon selber neugierig auf das Schloss. Es musste bestimmt himmlisch sein darin zu wohnen.
Wie üblich trat ich in den Bogen und schloss meine Augen. Sobald der Schwindel sich legte trat ich aus Jimins Kleiderschrank. Ehe ich mich versah kam eine Gestalt auf mich zugeschossen und umarmte mich.
"Yoongi.", nuschelte Jimin in meine Schulter. Okay, das umarmen war neu. Auch Jimin bemerkte das wohl und trat hastig einen Schritt zurück. "V-Verzeihung. Ich wollte nicht aufdringlich wirken. Es ist nur, dass wir uns lange nicht mehr gesehen haben, weil letztes mal als du hier warst Jan van Eyck am Hofe war um neue Porträts zu malen und-"
"Alles gut.", unterbrach ich ihn. "Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen." Jimin hatte die Angewohnheit immer wie ein Wasserfall zu reden, wenn ihm etwas peinlich oder unangenehm war. Irgendwie war das süß.
Der Prinz strahlte mich an. "Was willst du heute machen?", fragte er mich. Ich tat erst so als ob ich überlegte und ging Richtung seiner Fenster.
"Keine Ahnung. Ich würde ja schon gerne euren Rosengarten mal von der Nähe betrachten.", schlug ich vor. Doch Jimin schien nicht so angetan von meiner Idee zu sein.
"Ich weiß nicht." Er trat neben mich ans Fenster. "Das ist nicht irgendein Rosengarten. Meine Vorväter haben dort ihren zukünftigen Königinnen den Antrag gemacht. Es ist Tradition in diesen Garten nur unsere Liebsten zu führen."
Jetzt wo ich die Geschichte dahinter wusste schien mir das doch sehr einleuchtend. Der Farben der Rosen waren gerade zu perfekt und das Wasser im Brunnen glitzerte magisch. Der Steinweg hatte was wunderschönes Altes (wobei der Boden vermutlich gerade total modern war), was das komplette Bild noch einmal Abrundete.
"Wir müssen ja nicht unbedingt in den Garten. Du kannst mir auch so das Schloss zeigen.", sagte ich daraufhin. Kurz schien Jimin mit sich zu rangeln, aber willigte dann ein. Zurückdenkend an Namjoons Auftrag trat ich das erste mal aus Jimins Zimmer in den Flur.
Das erste was mir ins Auge stach war der Blutrote Teppich, der sich über den ganzen Boden zieht. An den Wänden hingen golden umrahmte Ölgemälde von vielen verschiedenen Leuten in den verschiedensten Positionen. Vermutlich Urahnen Jimins. Zwischen ein paar dieser Gemälde standen Vasen, die jetzt wahrscheinlich in den fünf Stelligen Bereich Wert waren.
Teure, schwere Teppiche hingen von der Decke die doppelt so hoch war wie die in meiner Wohnung. Und die Kronleuchter. Wow. Die bestanden aus Gold mit vielen Glaskristallen, die daran runter hingen. Generell war alles tausend mal teurer als alles was er in seinem Leben jemals besitzen wird. Und das hier war nur der Flur!
Offenbar hatte Jimin gemerkt, dass ich starrte. Den nun fragte er: "Rechts oder links?" Er durchbohrte mich förmlich mit seinem Blick. Woher sollte ich das wissen? Er lebte doch hier! Ich schaute überfordert einmal den Flur auf und ab. Es sah alles gleich aus!
"Rechts, also. Gute Entscheidung.", antwortete der Prinz für mich. Jimin ging vor und ging ihm nach. Während wir auf dem Gang entlang gingen betrachtete ich die tollen Bilder der verschiedenen Maler. Wissend, dass ich niemals so gut malen könnte. Jedoch fand ich Kunst sehr interessant, denn Bilder sind nicht einfach nur Bilder, sondern haben einen Hintergrund und erzählen ganze Geschichten. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Und das finde ich an Kunst so toll.
Auf einmal erstreckt sich am Ende des Flures eine große Glastür mit goldenem Rahmen. Jimin schob die beiden Türen nach außen und wir betraten einen Balkon. Ich trat an den Rand und legte meine Hände auf die Brüstung. Unter uns erstreckte sich der eben noch thematisierte Garten. Doch diesmal war nicht alles voller Rosen, sondern es blühten die verschiedensten Blumenarten.
Von hier aus hatte man eine noch wunderbarere Aussicht als von Jimins Zimmer. Zwar konnte man den Brunnen nicht mehr sehen, dafür aber mehr von den Rosen. Unzählige Farben strahlten mir entgegen und der perfekt gemähte Rasen leuchtete vor grün. Hier und da konnte ich einen Gärtner ausfindig machen, der einen Busch stutze. Als ob alles nicht schon bonzig genug aussah.
Hinten im Garten führte ein kleiner Weg in Richtung Jimins Zimmer.
"Geht es da zum Rosengarten?", fragte ich Jimin und zeigte darauf.
"Ja.", antwortete mir Jimin. "Dies ist unser Königsgarten. Sobald die Arbeit dort verrichtet ist, kann ich dich herumführen.", schlug er vor.
"Gerne.", nahm ich sein Angebot an. So einen schönen Garten würde ich vermutlich kein zweites mal zu Gesicht bekommen.
"Wie sieht dein Garten aus?", fragte Jimin neugierig. Ich hatte für die Frage nur ein trauriges schmunzeln übrig.
"Ich habe keinen.", sagte ich. Der Prinz starrte mich ungläubig von der Seite an. "Ich habe nicht mal einen Balkon. Jetzt schau mich nicht so an!", tadelte ich Jimins Gesichtsausdruck. "Ich wohne nun mal in einer der großen Stadt in einem Mehrfamilienhaus. Da bleibt kein Platz für einen Garten." Ich zuckte unbekümmert mit den Schulter.
Mich störte das eigentlich nicht. Klar wäre es schön aber, wenn ich mal Frischluft brauchte machte ich ein Fenster auf oder ging spazieren. Gerade wollte Jimin noch etwas dazu ergänzen, da klingelte mein Handywecker.
"Oh, je. Ich schätze wir müssen uns beeilen.", sagte ich schnell und zusammen gingen wir so schnell es ging in Jimins Zimmer zurück. Kaum hatte ich mich in sein Ankleidezimmer begeben, da stand ich auch schon in Jins und Namjoons Wohnung. Das war wirklich knapp.
"Und?", konfrontierte man mich direkt. "Wie sah das Schloss aus?" Kurz musste ich meine Gedanken sortieren und trat aus dem Bogen raus.
"Äh... ja. Im Prinzip ist es genauso dekoriert wie in den ganzen Filmen. Also Ölgemälde, Wandteppiche, Vorhänge, Vasen und so weiter. Aber die haben einen verdammt schönen Garten. Oh und Glastüren haben damals schon existiert.", berichtete ich.
"Noch irgendwas?", fragte Namjoon weiter und schrieb sich das auf.
"Ja, die Familie hat irgendwie einen Goldfetisch und einen schlimmen Drang zum Perfektionismus." Jin, der gerade herein kam lachte seine Scheibenwischerlache.
"Nur weil du in einem Saustall lebst heißt das nicht, dass die Königsfamilie das auch tut.", kommentierte er und machte wie so oft einige Untersuchungen.
"Ich danke dir wirklich Yoongi, dass du dir das antust.", bedankte sich Namjoon endlich mal für meine Dienste. Ich tat dies mit einer Handbewegung ab. Irgendwie mochte ich es ja auch zu dem Kleinen zu reisen.

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Timetraveller | Yoonmin
Fiksi PenggemarYoongi ist eine freiwillige Versuchsperson von einem genial, verrückten Wissenschaftler. Es wurde eine Zeitmaschine erfunden und Yoongi reist zurück ins königliche Zeitalter. Doch leider taucht er in der Vergangenheit nicht wie geplant in einer Abst...