Yoongi
Mein Wecker klingelte so schön wie eh und jeh. Sofort brachte ich dieses Drecksteil zum verstummen und stand auf. Zuerst ging ich duschen und fütterte Holly, bevor ich selber frühstückte. Meine Schicht am Wochenende ging von zehn bis zwei Uhr. Sonst hatte ich unter der Woche von neun bis zwei Uhr Schicht. Außer Montags. Da war Ruhetag.
Ich ging noch eine kleine Runde mit Holly raus, ehe ich sie wieder nach Hause brachte und sofort zur Arbeit fuhr. Ich liebte meinen Job hier im Café, doch irgendwie erfüllte mich dieser nicht. Ich musste mich noch mal nach was anderem umhören. Es war eh eigentlich nicht geplant, dass ich von Dauer hier arbeitete.
Da heute Samstag war, waren hier eine menge junger Pärchen gegen Vormittag, damit sie zusammen Zeit verbringen konnten. Irgendwie regten diese Pärchen mich auf. Gut, ich war Single, aber auch sehr glücklich damit. Ich brauchte aktuell dieses Drama nicht. Ich hatte genug mit mir selbst zu tun.
Trotzdem konnte man sich manchmal dieses geschnulze von wegen 'Ich zahle' einfach nicht anhören. Da diskutieren die zehn Minuten lang vor dir, wer denn jetzt zahlen würde. Als ob du nichts besseres zu tun hättest. Sei doch einfach froh, dass du nicht zahlen musst!
Natürlich kam wie jeden Samstag und Sonntag gegen zwölf Uhr unsere Stammkunden Miss Lee. Sie war eine alte Dame, die schon auf die 80 zuging. Früher war sie hier immer mit ihrem Mann, doch der ist vor einem Jahr gestorben und sie hat sich drei Katzen zugelegt. Trotzdem setzt sie sich jedes Wochenende zu jeder Jahreszeit an den gleichen Tisch ans Fenster.
Ich mochte sie wirklich gerne und ging auf sie zu, um ihre übliche Bestellung aufzunehmen.
"Guten Tag, Miss Lee!", begrüßte ich sie freundlich wie immer. "Darf es wieder das übliche sein?" Die Frau sah mich mit einem warmen lächeln an.
"Gerne, aber nur wenn du dich kurz zu mir setzt, Yoongi." Sie bestand fast immer darauf mit einem von uns Kellnern zu plaudern. Ich schätze mal dadurch, dass sie schon alles erlebt hat, will sie die Welt noch mal aus unseren Augen sehen. Oder sie ist einfach ein wenig einsam und mag Gesellschaft. Ihre Tochter wohnt in Amerika und kommt mit ihren Kindern nur über die Sommer- und Winterferien.
Sobald ich den Espresso und den Bienenstich fertig hatte stellte ich die Speisen auf den Tisch von Miss Lee und setzte mich ihr gegenüber. Sie nahm einen Schluck ihres Kaffees und schaute mich aus ihren alten, weisen Augen an.
"Na, hast du schon eine Freundin?", fragte sie mich. Diese Frage kam mindestens einmal im Monat. "Oder wer weiß, vielleicht ja sogar ein Freund?" Okay, das war neu. Überrascht schaute ich sie an, während sie mich nur anzwinkerte.
"Meine Enkelin hat mir gestern am Telefon das ganze erklärt. Ich habe nur die hälfte verstanden, aber was ich bemerkt habe war, dass der süße junge Mann, der dich früher oft hier abgeholt hat, nicht einfach nur ein Freund war.", erklärte sie und fing an ihren Kuchen zu essen. Zögernd lächelte ich.
"Da haben sie recht. Das war bis vor zwei Monaten noch mein fester Freund. Ich weiß nicht, was ihre Enkelin ihnen alles erklärt hat, aber ich mag sowohl Mädchen als auch Jungen.", sagte ich. Miss Lee lächelte mich an.
"Das ist sehr schön. Bei einem so hübschen jungen Mann, wie dir hast du bestimmt überall gute Chancen.", meinte Miss Lee. "Und falls du dann eine Freundin oder einen Freund hast möchte ich, dass du mir die Person dann vorstellst. Ich muss doch auf meine Kellnerkinder aufpassen, dass sie sich nicht mit den falschen abgeben." Ich sah an ihrem Blick, dass sie das durchaus ernst meinte und schwor mir dies auch zu tun.
Ich wollte gerade mein versprechen abgeben, da rief mich meine Chefin nach vorne an die Theke.
"Ich verspreche es Miss Lee. Ich muss nur leider wieder nach vorne.", entschuldigte ich mich und setzte meine Arbeit fort.
...
Am Nachmittag fuhr ich dann mit Holly zu den Kims. Ich glaubte immer noch nicht daran, dass Namjoons Zeitmaschine wirklich funktionierte, aber was solls. Eine Chance sollte ich ihm geben. Wenigstens hatte er gesagt, dass er mich auch ein wenig bezahlen wollte, was auch der eigtnliche Grund war warum ich zustimmte sein Versuchsobjekt zu sein.
Ich benötigte eigentlich, wie fast jeder, immer Geld. Meine Wohnung war nur eine kleine, recht billige Einzimmerwohnung. Wenn ich sparen würde, könnte ich mir wahrscheinlich irgendwann eine größere leisten, aber ich gab mein Geld viel zu gerne für Musikequipment und für süße Spielzeuge für Holly aus.
Bei der Kim Familie öffnete mir diesmal nicht nur ein kleiner Hasenfurz die Tür, sondern gleich zwei. Oh Gott, also hatte Jungkook wohl seinen besten Freund Taehyung mit angeschleppt.
"Yoongi!", rief Jungkook und umarmte wie eigentlich jedes Mal mein Bein. Warum machte der das?!
"Holly!", rief nun auch Taehyung und grabschte sofort nach meinem Hund und hielt ihn ungeschickt im Arm. Das war übrigens auch ein Grund, warum ich keine Kinder mochte. Sie packten alles an und dachten sie könnten alles. Zum Glück kam Jin relativ schnell, setzte Holly auf den Boden und pflückte Jungkook von meinem Bein.
"Okay, Regel Nummer eins.", sagte ich zu den Beiden. "Holly wird nicht einfach so hochgehoben und sonst nicht irgendwie misshandelt. Regel Nummer zwei, ich möchte keine unnötigen Geschichten von euch hören." Die beiden sahen mich aus großen Augen an, während Jin mich und mein nicht vorhandenes Talent mit Kindern umzugehen auslachte.
"Weißt du was!" Und da war auch schon der erste Verstoß von Regel Nummer zwei. "Meine Eltern wollen mir auch bald einen Hund kaufen.", berichtete mir Taehyung.
"Der Arme Hund.", murmelte ich, während ich mir die Schuhe auszog, doch die Kiddies hörten mich nicht. Die diskutierten welcher Hund der süßeste ist und wie sie den nennen wollten. Sie spazierten auch schon mit Holly ins Wohnzimmer, während Jin mich ins Arbeitszimmer begleitete. Dort gab ich Namjoon wie immer einen Handschlag.
"Okay, noch mal zur Erinnerung.", berichtete mir Namjoon wieder. Namjoon und ich standen vor der Zeitmaschine, während Jin mich einmal grob durchcheckte. "Ich habe hier in diesem Röhrchen eine besondere Flüssigkeit, die ich jetzt nicht genauer erörtern werde. Sobald ich diese in diesen Kasten reingefüllt habe, kann ich deine Moleküle in der Zeit reisen lassen. Ich werde dich erst einmal nur für fünf Minuten zurück reisen lassen. Zur Probe. Und zwar ins Jahr 1415. Du solltest in einem Besenkammerähnlichen Raum landen. Am besten stellst du dir ein Timer, wann du wieder an dem exakt gleichen Punkt stehen musst zum zurück teleportieren."
"Ok, du bist soweit.", wandte sich Jin an mich und umarmte mich fest. Dabei flüsterte er mir ein leises "Pass auf dich auf." ins Ohr. Auch Namjoon umarmte mich wenn auch eher vor Aufregung statt vor Sorge.
Ich stellte mich zögernd in den Bogen und schaute meine Freunde an. Ich hatte zwar vorher geglaubt, dass diese Ding nicht funktionieren würde, doch jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. Doch für einen Rückzieher war es nun längst zu spät. Namjoon setzte das Röhrchen in diese Art Schaltpult ein, dass mit dem Bogen verbunden war und betätigte ein paar Schalter.
"Bereit?", fragte er mich. Ich nickte. Er drehte den größten Knopf um 180 Grad.

DU LIEST GERADE
Timetraveller | Yoonmin
FanfictionYoongi ist eine freiwillige Versuchsperson von einem genial, verrückten Wissenschaftler. Es wurde eine Zeitmaschine erfunden und Yoongi reist zurück ins königliche Zeitalter. Doch leider taucht er in der Vergangenheit nicht wie geplant in einer Abst...