~ 18 ~

285 22 0
                                    

Yoongi

Noch ein bisschen geflasht stand ich im Bogen der Zeitreisemaschine. Ein kleines Grinsen zog sich über meine Lippen. Das erklärte einiges.

"Sag schon, was ist so tolles passiert? Durftest du die Krone aufsetzen?", fragte Namjoon mich. Er stand vor dem kleinen Tischchen mit einem Collegeblock in der Hand. Jin stand neben ihm und legte gerade ein kleines Röhrchen auf den Tisch.

"Ich habe den Prinzen geküsst.", ließ ich die Bombe platzen. Kurz blieb die Zeit stehen, bis Namjoon seinen Collegeblock auf den Tisch haute und er mit Jin gleichzeitig etwas rief.

"ICH WUSSTE ES!", schrie Jin.

"BIST DU JECK?!", rief Namjoon. "Ich habe dich in die Vergangenheit geschickt, damit ich meine Maschine testen und du mir interessante Fakten erzählen kannst! Nicht damit du mit dem Kronprinzen von damals spielst." Ich wusste ihm würde das nicht gefallen.

"Das ist ja so schön!", freute Jin sich. Sein Mann sah ihn nur entgeistert an. "Du bist der moderne, sexy Zukunftstyp in den sich der geheim schwule Prinz verliebt hat. Eine fatale Liebschaft, die zum scheitern verurteilt ist. Ich hab's doch von Anfang an gesagt!"

"Jin, nein! Yoongi, das kannst du nicht machen. Wirklich nicht. Der Arme muss eine Prinzessin heiraten und da kommt ein Bürger aus der Zukunft ihm nicht wirklich gelegen.", versuchte mir Namjoon ins Gewissen zu reden. Ich wusste das alles ja selber, aber was sollte ich machen? Er hatte mich ja schließlich zurück geküsst.

"Namjoon, ich weiß, aber... Wenn Jin der Prinz wäre, dann hättest du ihn auch geküsst!" Wow, was eine schlechtes Argument. Namjoon atmete einmal tief durch.

"Nein, hätte ich nicht. Weil ich mich auf meinen Job konzentriert hätte."

"Aber ich hätte dich geküsst." Jin warf unter seinen dunklen Wimpern seinem Mann einen koketten Blick zu.

"Darum geht es doch jetzt gar nicht! Jin, bitte nimm Yoongi jetzt endlich das Blut ab!" Ich setzte mich auf einen Stuhl und legte mein Arm auf den Tisch, damit Jin sich mit der Nadel an meinem Arm zu schaffen machen konnte.

Danach sagte Namjoon gar nichts mehr und kritzelte nur wie wild in seinem Collegeblock herum.

"So, fertig." Ich sah auf meine Armbeuge und fand dort ein lila Nilpferdpflaster wieder.

"Hübsch.", meinte ich sarkastisch. Meine Laune war nun in einem Tiefpunkt angekommen.

"Ja, seit wir Jungkook haben kaufen wir nur noch Kinderpflaster." Jin zuckte mit den Achseln. Namjoon hatte inzwischen seinen Collegeblock weggelegt und stellte irgendwas an der Maschine ein. "Ich guck dann mal nach unserem kleinen Quälgeist." Damit packte Jin mein Blut ein und ging aus dem Arbeitszimmer.

Eine sehr unangenehme Stille entstand, in der Namjoon nur noch so tat als würde er an der Maschine arbeiten, damit er irgendwas zu tun hatte.

"Hör zu.", versuchte ich das Gespräch mit meinem besten Freund zu beginnen. "Es war nie meine Absicht den Prinzen zu küssen. Es ist... einfach so passiert. Ich kann mir das doch selbst nicht erklären. Bitte, Namjoon, du kannst wegen so was doch nicht wirklich sauer auf mich sein." Namjoon atmete einmal tief ein und aus.

"Yoongi, ich mache mit sorgen um dich. Wenn du dich in den Prinzen verliebst, dann hat das keine Zukunft und das weißt du auch. Ich will nicht, dass du dir selbst das Herz brichst." Ich öffnete den Mund, doch Namjoon unterbrach mich sofort wieder. "Jetzt sag nichts! Ich kenne dich und du weißt genauso gut wie ich, dass du dich gerne in falsche Personen verliebst."

Das stimmte. Schon oft liefen meine Beziehungen nicht besonders gut, da meine jeweiligen Partner Geschwister von Freunden, noch nicht geoutet (und würden sich gefühlt auch niemals outen) oder toxisch waren.

"Ja. Du hast ja grundsätzlich recht.", gab ich zu.

"Aber?"

"Nichts aber. Du hast einfach recht."

"Also wirst du das mit dem Prinzen beenden?"

"Muss ich ja wohl." Der Gedanke Jimin das Herz brechen zu müssen war alles andere als schön und ihm sagen zu müssen, ich würde gar nichts für ihn empfinden wäre gelogen.


Jimin

"Jimin, mein Sohn. Wo lebst du denn mit deinen Gedanken? Ich habe dich schon drei mal gerufen." Mein Vater schaute mich über seinen Teller hinweg prüfend an.

Das stimmte. Ich war während der gesamten Mahlzeit mit meiner Familie in Gedanken bei Yoongi und unserem Kuss. Aber das konnte ich natürlich so nicht sagen.

"Verzeihung, Vater." Ich setzte mich aufrecht hin und schob hastig mehr Essen in meinen Mund.

"Nun, ich wollte über deinen Ball nächste Woche reden. Ich nehme an, du möchtest mit deiner Auserwählten, wenn es so weit ist, alleine in unserem Rosengarten sein. Ich habe schon allen Wachen befohlen, sie mögen an diesem Abend dort nicht auftauchen." Augenblicklich steckte mir ein Klos im Hals. Ich konnte nur schwer mein Essen runter schlucken.

Ich legte meine Stäbchen neben meinen Teller und lächelte meinen Vater an und bedankte mich.

"Huch, Jimin, bist du denn schon fertig mit essen?", fragte mich meine Mutter, als ich nicht die Anstalten machte meine Stäbchen wieder aufzunehmen.

"Nein. Ich bin satt." Mir war übel. Ich wollte keine Prinzessin heiraten.

"Du bist sicher nervös.", mutmaßte mein kleiner Bruder. "Ich wäre auf jeden Fall nervös. Ich meine, du wirst dann bald König!"

Ein Diener kam unseren Saal rein. "Ich habe einen Brief für Prinz Jihyun." Der Diener brachte den Brief auf einem Silbertablett zu meinem Bruder und dieser öffnete ihn sofort. Sicher war der von Prinzessin Nayeon. Ich erkannte es an Jihyuns Ausdruck, wie er den Brief las.

"Aber sicher.", bestätigte mein Vater Jihyun auch noch. "Ich war auch sehr nervös. Zum Glück habe ich eure Mutter kennen gelernt. Seither habe ich nie diesen Tag und meine Entscheidung bereut, weil ich auf mein Herz gehört habe. Höre auf dein Herz Jimin, dann wirst du glücklich sein." Werde ich das? Meine Eltern schauten sich verliebt an.

Jeder war glücklich. Jeder hatte es gut. Meine Eltern hatten sich gefunden, mein Bruder hatte wen gefunden und ich? Ich hatte mich in jemanden verliebt, der eigentlich noch gar nicht das Licht der Welt erblickt hatte.

Ich schob meinen Stuhl quietschend zurück. "Entschuldigt mich." Mit diesen Worten verließ ich fluchtartig den Saal. Ich konnte noch wahrnehmen, wie meine Familie meinte man solle mir zeit lassen und so.

Ziellos lief ich im Garten herum, bis ich irgendwann zu unserem Brunnen im Rosengarten kam. Dieser Ort war wunderschön. Als ich klein war hatte mein Vater mir hier von seinem Antrag an meine Mutter erzählt. Wie er vor ihr auf die Knie gegangen war und meine Mutter dann das erste mal geküsst hatte. Er hatte mir erzählt in dem Moment wüsste er was wahre Liebe sei.

Voller Eifer hatte ich mir dann ein Rose abgeknickt und bin zu meiner Mutter gelaufen und hatte sie ebenfalls gefragt ob sie mich heiraten wolle. Sie hatte nur gelacht, mich auf den Arm genommen und mir erzählt, dass ich mir diese Frage für jemand ganz Besonderen in meinem Leben aufheben solle.

Das Problem war nur, ich glaubte diesen Jemand gefunden zu haben. Und das war ein Junge aus der Zukunft. Yoongi.

Ich legte mich auf den Rand des Brunnens und beobachtete die Wolken, wie sie hinüber zogen. Ich dachte wieder an den Kuss zurück und wie ich mich dabei gefühlt hatte. Es war als wären mir plötzlich Flügel gewachsen mit denen ich durch die Lüfte fliegen würde.

Wenn ich mit jemandem mein Leben verbringen müsste, dann wäre es Yoongi.

Timetraveller | YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt