Yoongi
"Hi!", rief ich quer durch den Raum zu Jimin. Dieser saß mit dem Rücken zu mir auf seiner Couch und zeigte keine Reaktion. "Hallo?", rief ich wieder, doch Jimin bewegte sich immer noch nicht.
Verdutzt lief ich auf ihn zu und um die Couch herum. Seine Augen waren fest geschlossen und sein Mund einen kleinen Spalt weit geöffnet. Auf seinem Schoß und um ihn herum lagen wieder etliche Stammbücher herum.
Er sah so süß aus mit seinem ein wenig nach vorne gekippten Kopf und dem halb runter gerutschten Buch auf seinem Schoß. Automatisch wurde mir bei diesem Anblick warm ums Herz.
Um dieses friedliche Bild nicht zu stören, nahm ich seine Bücher und stapelte sie auf den Tisch. Jimin selbst legte ich vorsichtig auf die Couch und schob ein Kissen unter seinen Kopf, so dass er nun lag und sich nicht noch eine blöde Nackenverspannung holte. Schnell sah ich mich um, doch nirgendwo war eine Decke zu sehen. Also machte ich mich auf die Suche nach einer.
Doch weder auf seinen Sitzmöglichkeiten, noch auf seinem Bett war eine Tagesdecke oder der gleichen. Selbst in den Schubladen fand ich alles von getrockneten Blumen über Stofftaschentücher bis hin zu Briefen, doch keine Decke.
Also zog ich kurzerhand meine Strickjacke aus und legte sie über Jimins Schulter. Im Schlaf legte Jimin seine Hände um den Saum der Jacke und kuschelte sich daran. Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Er sah so friedlich und süß aus.
Ein wenig streichelte ich ihm durch seine Haare, bis ich mich neben ihn setzte und ein Handyspiel spielte.
Jimin
"...ajestät." Mich rüttelte etwas sanft. "Eure Majestät. Ihr müsst aufwachen." Das war Hoseoks Stimme.
"Was?", fragte ich verschlafen.
"Ihr müsst euch jetzt umziehen. Eure Rede wird in wenigen Stunden dem Volk präsentiert und an die anderen Königshäuser verteilt. Deshalb müsst ihr jetzt aufstehen." Müde streckte ich mich auf meiner Couch.
Nanu. Ich wusste nicht mehr, wie ich eingeschlafen war. Und was war das für eine Jacke? Eine schwarze Stoffjacke fiel auf meinen Schoß, als ich mich aufsetzte. Das war nicht meine.
Vorsichtig nahm ich sie in meine Hände und hielt sie hoch. Die gehörte doch Yoongi! Wie aufs Stichwort stieg mir auch sofort sein Geruch in die Nase. Um diesen Geruch nicht zu missen, vergrub ich sofort meine Nase in die Jacke und atmete tief ein.
Hoseok sah mich mit einem kritischen Blick an, sagte aber nichts. Ich wusste schließlich was er von Yoongi dachte.
Vor der Rede hatte ich aber noch einen Termin, um mein Balloutfit vorzubereiten und maßschneidern zu lassen. Zusammen mit Hoseok machte ich mich auf den Weg zu ihm, der meinen Köper für mein Balloutfit maß nehmen musste. Das hieß für mich gelangweilt auf einem Hocker stehen und ab und zu Kommentare von dem Schneider anhören.
"Ich bin gespannt wen Sie zur Frau nehmen, Eure Majestät.", sagte der Schneider gerade, dessen Namen mir wieder entfallen war.
"Ich auch.", kommentierte ich und hob meine Arme, damit er meine Armlängen messen konnte. Währenddessen brachten ein paar Damen verschiedene Stoffe, die mein Diener in eine engere Auswahl zog, mit denen mein Oberteil dann abgesteckt werden konnte.
"Sie werden sicher eine hervorragende Wahl treffen."
"Mhmh." Würde Yoongi doch nur mit auf den Ball können. Mit ihm würde es wenigstens Spaß machen. Ich will mit keiner dieser Prinzessinnen tanzen. Geschweige denn eine von ihnen zur Braut nehmen. Was ich will ist... Yoongi...
Doch das könnte ich niemals haben. Abgesehen von unseren verschiedenen Jahrhunderten, kann ich nur für Nachfahren sorgen, wenn ich eine Frau heirate. Meine Blutlinie muss weitergeführt werden.
Ich könnte mein Recht auf den Thron auch an Jihyun abgeben, aber ich möchte ihm diese Last nicht auferlegen. Und selbst dann bliebe Yoongi unerreichbar.
Ich würde zu gerne in seiner Zukunft leben. In all den neuen Regeln. Die Welt wirkt so weiterentwickelt und faszinierend. Viel einfacher.
"Eure Hoheit, wo seit ihr denn mir euren Gedanken? Habt ihr mit überhaupt zugehört?" Ich schrecke aus meinen Träumereien auf.
"Entschuldige, Hoseok. Könntest du das bitte wiederholen?" Meine rechte Hand sah mich etwas genervt an, aber lächelte dann eine Sekunde später wieder freundlich.
"Natürlich, Majestät. Wie ich schon sagte, der König und die Königin wollen ihnen überlassen welchen Stoff sie tragen möchten. Ich habe ihnen einige Farben und Stoffe hier vorgelegt, aus denen sie wählen können. Ich würde ein Königsblau empfehlen, da diese Farbe ihr Teint gut zur Geltung kommen lässt, Majestät.", wiederholte Hoseok.
"Ja, dann das.", meinet ich nur. Er hatte schon immer ein besseres Auge für Kleidung als ich.
"Und welchen Stoff?", fragte der Schneider.
"Hoseok, such du bitte einen aus.", sagte ich nur und driftete wieder in meine Tagträume ab.
Am Ende des Tages wurde mein Hemd in Arbeit gegeben mit einer passenden Hose. Hoseok hatte alles farblich auf meine Krone abgestimmt, die mit kleinen Saphiren geschmückt war. Diese Krone trug ich nur an besonderen Anlässen, da ich bisher nur der Kronprinz und nicht der König war.
Meine Rede hielt ich kurz darauf. Das Volk war begeistert, aber das war auch zu erwarten. Meine Familie war hoch angesehen und man hatte große Erwartungen an mich.
Es war schon spät. Kurz nach Mitternacht, doch Jihyun und ich saßen noch in der Küche und klauten uns nach und nach Gebäck, was wir fanden. Eigentlich war es ja kein richtiges Klauen, da es sowieso uns gehörte.
Jihyun hatte gerade eine Keksdose entdeckt und hopste wieder zu mir auf die Tresen. Wie kramten uns unsere Lieblingskekse raus und kurz herrschte Stille, die nur durch unsere Mundgeräusche unterbrochen wurde.
"Wärst du gerne König?", fragte ich Jihyun. Dieser schaute mich erst überrascht an, doch dann wanderte sein Blick auf den Keks in seiner Hand.
"Ich habe mich mit diesem Gedanken noch nie beschäftigt. Für mich war immer klar, dass du Vater auf den Thron folgst.", antwortete er mir.
"Aber wärst du gerne König?", fragte ich noch mal. Jihyun zuckte mit den Schultern.
"Ich meine, wer nicht?", antwortete er mir mit einer Gegenfrage. Ich dachte schon wieder an die Zukunft und an Yoongi und hätte beinahe 'Ich' gesagt. "Hey, Bruderherz, kannst du mir bitte einen Gefallen tun?" Ich nickte. "Kannst du Nayeon bitte nicht fragten, ob sie deine Frau werden will? Ich tausche ab und zu Briefe mit ihr aus und ich glaube ich mag sie." Ich lächelte auf seine Aussage hin und verwuschelte durch seine Haare.
"Natürlich. Du hast es verdient glücklich zu sein."
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Timetraveller | Yoonmin
FanfictionYoongi ist eine freiwillige Versuchsperson von einem genial, verrückten Wissenschaftler. Es wurde eine Zeitmaschine erfunden und Yoongi reist zurück ins königliche Zeitalter. Doch leider taucht er in der Vergangenheit nicht wie geplant in einer Abst...